Splügen chauffiert Gäste mit Pistenbully

09.01.2018, 16:06 Uhr
· Online seit 14.11.2017, 14:30 Uhr
Mit einem Pistenbully-Shuttle wollen die Bergbahnen Splügen Wintersportgäste aus dem benachbarten italienischen Skigebiet Madesimo über den Splügenpass in die Schweiz transportieren - und umgekehrt. Bei Umweltschützern herrscht Alarmbereitschaft.
Stephanie Martina
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Das Bedürfnis, die beiden Skigebiete zu verbinden, ist schon mindestens zehn Jahre alt. «Wir haben auch schon mehrfach Versuche unternommen, die Schweiz und Italien einander näher zu bringen - bisher ohne Erfolg. Am Ende konnte man sich nie einigen», erklärt Ivo Frei, Verwaltungsrat der Bergbahnen Splügen Tambo AG. Jetzt starten die benachbarten Wintersportorte einen neuen Versuch: Ein Pistenbully, der Gäste über den Splügenpass zwischen den Skiorten hin- und hertransportiert, sorgt für Konsens.

Frei spricht von einer Bereicherung für beide Skigebiete. «Einerseits verfolgen wir das Ziel, das italienische Publikum in die Schweiz zu locken, andererseits sei es aber auch für die Splügener Gäste attraktiv, wenn sie durch die Kooperation mit den Italienern mehr Pistenkilometer erhalten.»

Ganz günstig ist der zusätzliche Spass aber nicht: Für diesen Winter ist noch kein Kombiticket vorgesehen. Wer sowohl in Splügen als auch in Madesimo die Pisten hinunter sausen möchte, bezahlt in jedem Skigebiet einen separaten Skipass. Dazu kommen die Kosten für den Transport mit dem Pistenbully-Shuttle.

Nur eine temporäre Lösung

Frei ist optimistisch, dass diesen Winter bereits die ersten Gäste mit dem Pistenbully zwischen den beiden Skigebieten hin- und hertransportiert werden können. Dabei handle es sich jedoch nur um eine temporäre Lösung, eine Art Testbetrieb. «Wir wollen mit dieser kostengünstigen Variante herausfinden, ob die Nachfrage tatsächlich vorhanden ist. Sollte sich herausstellen, dass eine Verbindung der Skigebiete gefragt ist, werden wie weitere Varianten prüfen. Langfristig wäre auch ein Lift eine Option.»

Aktuell hätten jedoch beide Destinationen nicht die nötigen Mittel, um im grossen Stil zu investieren. Vor wenigen Monaten standen die Splügener Bergbahnen kurz vor dem Konkurs. Inzwischen sei das Skigebiet zwar gerettet, grosse Sprünge wolle man aber derzeit nicht machen, betont Frei.

Keine Gespräche mit Umweltverbänden

Das Shuttle-Projekt wird am kommenden Freitag im Detail an der Generalversammlung der Bergbahnen Splügen Tambo AG präsentiert. Man sei derzeit dabei, den Pistenbully mit bis zu elf Plätzen umzubauen, letzte Gespräche zu führen und die nötigen Bewilligungen einzuholen, sagt Frei. Noch nicht geklärt seien derzeit Fragen zum Zoll und zum Grenzübertritt.

Einzig mit den Umweltverbänden habe man das Gespräch noch nicht gesucht. Diese zeigen sich in der Zeitung «Südostschweiz» irritiert über das Vorgehen der Splügener Bergbahnen. Frei erklärt jedoch: «Weil es sich um einen Pilotbetrieb handelt, werden wir nur eine geringe Anzahl Fahrten durchführen. Sollte das Projekt jedoch grössere Dimensionen annehmen, werden wir auf die Umweltverbände zugehen.» Frei versichert, dass die bestehenden Wildruhezonen unangetastet bleiben werden. Die Route führe durch Gebiete, die keine neuen Bewilligungen erfordern würden.

Umweltorganisationen sind beunruhigt

Bei den Umweltverbänden herrscht Alarmbereitschaft: Wie Jacqueline von Arx, Geschäftsführerin von Pro Natura Graubünden, im Namen verschiedener Umweltorganisationen sagt, sei man beunruhigt. Es sei seltsam, dass die Bergbahnen Splügen das Gespräch mit ihnen nicht bereits gesucht hätten, wenn es schon diesen Winter losgehen solle.

Genaueres kann von Arx noch nicht sagen, da die Shuttle-Pläne erst Ende Woche vorgestellt werden. Gegenüber der «Südostschweiz» betont sie jedoch, dass sich auch die Bergbahnen an die Umweltgesetze halten müssten. «Falls der Pistenbully durch ein Gebiet fahren sollte, das als Winterruhegebiet von gefährdeten Tierarten wie etwa Schneehühnern dient, dann zweifel ich, dass das Unterfangen starten kann.»

veröffentlicht: 14. November 2017 14:30
aktualisiert: 9. Januar 2018 16:06
Quelle: stm

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