St.Fiden soll ein urbaner Stadtteil werden

07.12.2017, 19:31 Uhr
· Online seit 07.12.2017, 15:05 Uhr
St.Fiden soll entwickelt werden und sich zu einem urbanen neuen Stadtteil mausern. Ein Zukunftsbild des Gebietes St.Fiden-Heiligkreuz liegt vor, nachdem vier Planungsteams Varianten für die Entwicklung des Stadtteils erarbeitet haben. Doch gebaut wird noch lange nicht.
Stefanie Rohner
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«Wir haben die Chance, einen ganzen Stadtteil zu entwickeln und gestalten. Das ist eine Seltenheit», sagt Maria Pappa, Stadträtin, Direktion Bau und Planung. Ein Jahr lang hat ein Gremium aus Fachexpertinnen und Fachexperten aus den Bereichen Städtebau, Freiraum, Verkehr, Stadtsoziologie und Stadtökonomie mit Vertretern aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung diskutiert, wie sich das Gebiet St.Fiden-Heiligkreuz entwickeln soll.

Überdeckungen finanziell schwierig

«Im Moment ist alles abstrakt, wir reden noch nicht von Bauten, sondern befinden uns auf der Konzeptebene. Das Gebiet hat, wie die Testplanung zeigte, grosses Potenzial. Wir haben mit vier Projektteams aus Zürich und Basel Varianten erarbeitet, wie dieses Pozential optimal genutzt werden kann», sagt Pappa. In allen Konzepten ist eine städtebauliche Verdichtung vorgesehen.

Das Umfeld des Bahnhofs St.Fiden zeige grosses Potenzial für einen neuen Stadtteil, welcher die Quartiere St.Fiden und Heiligkreuz verbindet. 2012 hat die Stadt St.Gallen das Gebiet von den SBB gekauft und bereits 2012 gab es eine Vision für das Gebiet.

Damals war eine komplette Überdeckung der Autobahn vorgesehen, diese bringe aber mehrere Herausforderungen. Zum einen finanziell und technisch, zum anderen aber auch städtebaulich. «Wir sind immer noch offen für eine Überdeckung, wissen jedoch, dass es in der Schweiz nur sehr wenige geglückte Projekte gibt», sagt Pappa.

Hochhäuser für das Gebiet

Das Gebiet bringt mit den vier Testplanungsbeiträgen aber auch viele Herausforderungen zutage: Die Sanierung der A1, das Agglomerationsprogramm des Bundes, Gewässer und die möglichen Altlasten, sagt Pappa. Da es sich um ein früheres Bahngebiet handelt, gibt es ein Altlastenkataster. «Das heisst, dass wir bei der Aushebung das Erdmaterial genau prüfen müssen. Wie wir wissen, gibt es aber keine hochgiftigen Stoffe dort», sagt Florian Kessler, Stadtplaner. Die SBB würden sich an den Kosten von Altlasten beteiligen. Dies aber nur bis 2023, weswegen ein gewisser Zeitdruck da sei, sagt Kessler.

Doch bis überhaupt gebaut werden kann, dürften noch einige Jahre vergehen. Denn erst jetzt geht es in die Masterplanung. Es folgen Vorprojekte, die planungsrechtliche Umsetzung und die Projektentwicklungen für Teilareale. «Die nördliche Seite hat gegenüber der Südseite Priorität und lässt sich schneller entwickeln. Doch vor 2022 wird nicht gebaut», sagt Kessler.

Das heutige Betriebsareal der SBB auf der Südsteite der Gleise birgt laut Kessler hohes Entwicklungspotenzial. Da die Lärmemissionen die Nutzungsmöglichkeiten und die Wohnqualität beeinflussen, speilt die Reduktion dieser Emissionen eine grosse Rolle. «Wenn wir Wohnraum schaffen wollen, muss der Lärm abnehmen. Sonst geht das nicht», sagt Pappa.

Die Bebauungen nördlich und südlich der Gleise sollen sich im Charakter und der Nutzung unterscheiden. «Für die Nordseite streben wir ein neues Zentrum mit hoher Dichte und und publikumsorientierten Nutzungen, wie zum Beispiel Dienstleistungs- und Mischnutzungen an». Ein Kongresszentrum und Hotel wäre denkbar, sagt Kessler. Hochhäuser sind in den Planungen ebenfalls ein Thema.

Migros soll bleiben

Die Entwicklung des Gebietes sieht eine gemischte Nutzung mit Wohn- und Arbeitsraum vor. Auch wenn die Verdichtung eine zentrale Rolle spielt, sollen dennoch genügend Freiräume geschaffen werden.

Die Migros Bach soll auf der nördlichen Seite bleiben. Die Bachstrasse soll zum attraktiven Stadtraum werden. Die Bebauungen auf der südlichen Seite sollen das angrenzende Wohn- und Gewerbequartier abschliessen. «Eine Zentrumsfunktion ist dort nicht vorgesehen», sagt Pappa.

Der Bahnhof St.Fiden soll gestärkt werden durch eine erhöhte Erreichbarkeit des Gebietes. Das Areal biete eine Scharnierfunktion zwischen Olma Messen und Kantonsspital. Durch Hochhäuser im Talboden sollen Akzente in den Schwerpunktgebieten gesetzt werden.

Stadtteil ist gewachsen

Der Langsamverkehr soll genauso wie der mobilisierte Verkehr genügend Raum bekommen. Ein zentrales Element, das sich im Lauf des Verfahrens herauskristallisiert hat, ist eine neue Passerelle für den Langsamverkehr, welche als wichtiger, städtebaulich ausformulierter Brückenschlag die Quartiere verbinden soll. Nebst der verkehrlichen Funktionen mit Perronzugang soll ein attraktiver Ort für Aufenthalt und Begegnung geschaffen werden.

Auch wenn die Pläne gross erscheinen und das Gebiet aufwerten werden: Pappa und Kessler versichern, dass Quartiere nicht einfach abgebrochen und Menschen nicht verdrängt werden. Es gehe darum, die bestehenden Räume des Areals optimal zu nutzen.

«Der Stadtteil ist in den vergangenen Jahren gewachsen und das Potenzial des Gebiets wurde erkannt. Die Testplanungsbeiträge wurden deshalb mit viel Sorgfalt gegenüber den Anwohnern und Nutzern gemacht», sagt Pappa.

Für ein Projekt dieser Grössenordnung werden nun auch Investoren gesucht. «Es gibt bereits eine grosse Anzahl von möglichen Nutzern, die sich interessiert zeigen. Es braucht aber noch viel Zeit, bevor etwas konkret wird und wir von Bauprojekten sprechen können», sagt Kessler.

(str)

 

 

veröffentlicht: 7. Dezember 2017 15:05
aktualisiert: 7. Dezember 2017 19:31

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