St.Galler Kinderbetreuung ist unterdurchschnittlich

· Online seit 26.04.2017, 10:09 Uhr
Das Angebot an familienergänzender Kinderbetreuung ist im Kanton St.Gallen unterdurchschnittlich, zeigt eine neue Studie. Pro 100 Kinder stehen nur sechs Vollzeitplätze zur Verfügung.
Laurien Gschwend
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Dass Kinderkrippen für berufstätige Eltern nötig sind, ist dem Kanton St.Gallen bewusst. «Nur mit einem bedarfsgerechten und finanzierbaren Kinderbetreuungsangebot kann die Erwerbsbeteiligung von Müttern erhöht werden», schreibt er in einer Mitteilung.

Tiefe Erwerbsquote von Müttern

Das externe Forschungsbüro Infras, welches die Kinderkrippen-Situation für den Kanton analysiert hat, empfiehlt, das Angebot weiter auszubauen. Die Nutzung der familien- und schulergänzenden Betreuung sei im Kanton St.Gallen vergleichsweise tief und die Erwerbsquote von Frauen und Müttern unterdurchschnittlich.

Vier Plätze weniger als der Durchschnitt

Auch wenn der Kanton St.Gallen das Kinderbetreuungsangebot in den letzten sechs Jahren um 30 Prozent ausgebaut hat (entspricht 350 neuen Plätzen im Vorschulbereich), liegt dieses deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt. Stehen in St.Gallen pro 100 Kinder nur sechs Vollzeitplätze zur Verfügung, sind es in der gesamten Schweiz durchschnittlich zehn.

«Grosse finanzielle Belastung»

St.Galler Eltern bezahlen aktuell 61 Prozent der Kosten eines Betreuungsplatzes. «Das ist eine grosse finanzielle Belastung für die Familien», schreibt der Kanton. Das Angebot an Kinderkrippen werde nur genutzt, wenn sich die berufliche Tätigkeit tatsächlich lohne und die Qualität stimme.

26 Prozent der Einrichtungen mit Defizit

Insgesamt kostet ein Betreuungsplatz für ein Kind im Kanton St.Gallen etwa 94 Franken pro Tag - 16 Franken unter dem kostendeckenden Satz, wie das Forschungsbüro Infras ermittelt hat. Weiter hat die Untersuchung ergeben, dass 26 Prozent der Einrichtungen im Kanton ein Defizit ausweisen. Dies könne ein Hinweis dafür sein, dass die Einrichtungen ungenügend finanziert sind. Zum Beispiel, weil die Elternbeiträge nicht kostendeckend oder sie nicht genügend ausgelastet seien.

Der St.Galler Kantonsrat hat die Regierung im vergangenen Frühling beauftragt, einen «Bericht zur Dämpfung des Fachkräftemangels» und zur «Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf» auszuarbeiten. Der fertige Forschungsbericht inklusive Verbesserungsvorschläge und Handlungsmöglichkeiten soll dem Kantonsrat Anfang 2018 vorliegen.

veröffentlicht: 26. April 2017 10:09
aktualisiert: 26. April 2017 10:09
Quelle: red.

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