Studie: Deutsche neigen europaweit am wenigsten dem Populismus zu

21.11.2016, 07:55 Uhr
· Online seit 21.11.2016, 05:30 Uhr
In keinem der grossen EU-Staaten sind die Menschen weniger empfänglich für populistische Politik als in Deutschland: Zu diesem Ergebnis kommt eine Zwölf-Länder-Erhebung des britischen Instituts YouGov, aus der die Zeitung «Welt» am Montag zitierte.
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Demnach teilen in Deutschland 18 Prozent der Wähler politische Überzeugungen, die von Parteien wie der AfD bedient werden. In Polen hingegen sind es 78 Prozent, in Frankreich 63 Prozent und in den Niederlanden 55 Prozent.

Das Alter spiele dabei eine wichtige Rolle: Je älter die deutschen Wähler sind, umso grösser sei ihre potenzielle Sympathie für Parteien wie die AfD. Populistische Ideen seien in Deutschland eher für Menschen mit einem mittleren Bildungsniveau attraktiv als für weniger gebildete. Auch neigten weitaus mehr Männer Populismus zu als Frauen - 65 Prozent verglichen mit 35 Prozent. Für die repräsentative Erhebung wurden pro Land mindestens 1000 Menschen befragt.

Als empfänglich für populistische Positionen definiert die Studie jene Menschen, die bestimmte Grundüberzeugungen teilen: eine ablehnende Haltung zur EU, generelle Vorbehalte gegen Einwanderung in ihr Land, eine kritische Haltung gegenüber der gängigen Formulierung der Menschenrechte sowie eine Präferenz für eine robuste, auf nationale Interessen fokussierte Aussenpolitik.

Mit diesen Kriterien können sowohl rechts- als auch linkspopulistische Tendenzen erfasst werden. Anders als in anderen Ländern, in denen Linkspopulismus verbreitet ist, gehören die deutschen Wähler, die populistischen Parteien ihre Stimme geben könnten, der Studie zufolge fast ausschliesslich dem rechten Rand an.

«Während wir in anderen EU-Ländern, vor allem in Frankreich, starke Tendenzen hin zu einem autoritären Populismus sehen, stellt sich Deutschland als das widerstandsfähigste Land heraus», sagte Joe Twyman, Forschungsdirektor von YouGov. Für etliche EU-Länder sehen die Demoskopen ein wachsendes Wählerpotenzial, aus dem Parteien wie die Anti-EU-Partei Ukip in Grossbritannien oder der Front National in Frankreich schöpfen könnten.

veröffentlicht: 21. November 2016 05:30
aktualisiert: 21. November 2016 07:55
Quelle: SDA

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