Uno-Kommission fordert Anklage von Kriegsverbrechern im Südsudan

· Online seit 23.02.2018, 15:32 Uhr
Eine Uno-Menschenrechtskommission wirft Dutzenden Militärs und Politikern des Südsudans Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen vor. Ihre Darstellungen zeichnen ein Bild der Gräuel im Bürgerkriegsland, unter denen die Zivilbevölkerung leidet.
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In einem am Freitag vorgestellten Bericht schildert die Kommission, die vom Uno-Menschenrechtsrat eingesetzt worden war, die Verbrechen im Südsudan. Er basiert auf 58'000 Dokumenten und 230 Zeugenaussagen.

Demnach wurden Menschen - insbesondere ältere, die vor den Kämpfern nicht flüchten konnten - enthauptet, lebendig verbrannt oder ihnen wurde die Kehle durchgeschnitten. Andere wurden entführt. Soldaten plünderten ganze Dörfer oder brannten sie ab.

Beschrieben wird eine Strategie der «Einschüchterung», damit die Bevölkerung der anderen Kriegspartei die Unterstützung verweigerte oder sogar floh. Zudem fand die Expertengruppe zahlreiche Beweise für ethnisch motivierte Gewalttaten.

Besonders verbreitet ist sexuelle Gewalt. Kommissionsmitglied Andrew Clapham berichtete vor Journalisten in Genf, Vergewaltigungen seien Teil der Entlöhnung der Soldaten.

Die Opfer wurden «kollektiv verstümmelt und vergewaltigt, oft von zehn Personen oder mehr», so der Schweizer Professor. Angehörige und sogar Kinder seien oft gezwungen worden, dabei zuzuschauen. Menschen seien unter Todesdrohung gezwungen worden, eigene Familienmitglieder zu vergewaltigen.

Die Uno-Menschenrechtskommission im Südsudan fordert die Anklage von 41 hochrangigen Offizieren und Politikern wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Es gebe ausreichend Beweise gegen drei Gouverneure von südsudanesischen Bundesstaaten sowie gegen 33 Generäle und fünf Oberste, führte die Kommissionsvorsitzende Yasmin Sooka aus.

Deren Namen seien an den Uno-Menschenrechtskommissar Said Raad al-Hussein weitergeleitet worden seien. Der Bericht wurde im Vorfeld der Sitzung des Uno-Menschenrechtsrats vorgelegt, die am Montag in Genf beginnt.

Die allermeisten der Vorwürfe richten sich gegen die regulären Streitkräfte des Südsudans (SPLA) unter Kontrolle von Präsident Salva Kiir, aber auch gegen die Rebellen unter der Führung von Ex-Vizepräsident Riek Machar. Es habe sich nicht um marodierende Streitkräfte gehandelt, dafür hätten die «militärischen Hierarchien» zu gut funktioniert.

Bislang wurde kein hochrangiger Verdächtiger zur Rechenschaft gezogen. Die Afrikanische Union (AU) hatte deshalb schon länger ein Sondertribunal angekündigt.

Dieses könne «sofort» eingerichtet werden, sagte Sooka. Die Staatsanwälte könnten sich dann direkt mit den Anklagen befassen. Gemäss dem - später gebrochenen - Friedensabkommen von 2015 dürfen Angeklagte kein Staatsamt bekleiden, fügte Sooka hinzu.

Der Bürgerkrieg war 2013 entflammt nach dem Bruch zwischen Kiir und Machar, die unterschiedlichen Volksgruppen angehören. Trotz eines 2015 vereinbarten Friedensvertrags flammten die Kämpfe im Sommer 2016 wieder auf. Die Zahl der Kriegsopfer geht in die Zehntausende, etwa vier Millionen Südsudanesen sind vor der Gewalt geflohen.

veröffentlicht: 23. Februar 2018 15:32
aktualisiert: 23. Februar 2018 15:32
Quelle: SDA

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