Velo- und E-Bike-Fahrer leben gefährlich

05.11.2015, 08:11 Uhr
· Online seit 05.11.2015, 08:00 Uhr
Obwohl die Zahl der Verkehrsunfälle in der Schweiz Jahr für Jahr abnimmt, stagniert die Opferzahl bei Velofahrerinnen und Velofahrern seit zehn Jahren. Bei den boomenden E-Bikes hat sie sogar zugenommen.
René Rödiger
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Im Jahr 2014 gab es 243 Tote und 4043 Schwerverletzte im Strassenverkehr, wie aus dem Sinus-Rapport 2015 der Beratungsstelle für Unfall (bfu) hervorgeht. Das ist zwar im Vergleich zu den Vorjahren weniger.

Es gab jedoch negative Entwicklungen bei den Motorradfahrern, den Fussgängern und den Radfahrern - laut bfu ausgerechnet den verletzlichsten Verkehrsteilnehmern. Bei den Velofahrern stagniert die Zahl der schweren Unfälle seit rund zehn Jahren. Die bfu schätzt dies in ihrem Rapport als dramatisch ein.

Im Jahr 2014 gab es 112 mehr Fahrradunfälle als im Vorjahr. Laut dem Mediensprecher der bfu, Daniel Menna, gibt es bezüglich der Sicherheit der Fahrradfahrer erhebliche Defizite. «Hohe Geschwindigkeit innerorts und fehlende Infrastruktur erhöhen das Unfallrisiko», sagte er auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

Eine mögliche Lösung wären mehr Velowege. Von den Sicherheitsmassnahmen in den letzten Jahren haben laut Menna vor allem die Autofahrer profitiert. Als weitere Massnahme schlägt die bfu vor, Kinder auf dem Velo zu begleiten.

Problematisch ist auch die Unfallzunahme bei E-Bikes. Mit 145 Verletzten und fünf Toten hat die Anzahl 2014 einen neuen Höchststand erreicht. «Das E-Bike als Fortbewegungsmittel wird zunehmend beliebter, birgt jedoch auch Unfallgefahren», sagte Menna.

Die im Vergleich zu Fahrrädern höheren Geschwindigkeiten würden zu längeren Bremswegen führen oder von anderen Verkehrsteilnehmern falsch eingeschätzt.

Der Anteil der schwer verletzten oder getöteten Velofahrer ist in der Deutschschweiz am höchsten. Beim Rückgang aller Unfälle steht die Region aber an zweiter Stelle. Das Schlusslicht bildet die Romandie, wo es mehr Alkohol- und Geschwindigkeitsunfälle gibt als in anderen Teilen der Schweiz.

Am deutlichsten ist der Rückgang der Unfallzahl im Tessin zu erkennen: «Das Anschnallen und Velohelmtragen hat sich bei den Tessinern überdurchschnittlich erhöht», sagte Menna. 43 Prozent aller Radfahrer in der Schweiz tragen einen Helm. Das bfu sieht hier aber noch Verbesserungspotenzial.

Ursache Nummer eins für Strassenverkehrsunfälle bleibt auch 2014 der Mensch selbst. Verhaltensfehler wie Missachtung des Vortritts, Unaufmerksamkeit und zu schnelles Fahren sind für einen Grossteil der Unfälle verantwortlich.

Unfälle auf Schweizer Strassen verursachen über 4 Milliarden Franken Kosten pro Jahr - etwa für medizinische Behandlung, Sachschäden und wegen Arbeitsausfall. Zusätzlich kommen noch etwa sechs Milliarden Franken zur Behandlung von Schmerz und Schock dazu.

Anhand des Sinus-Report 2015 hat das bfu einen Massnahmen-Katalog für den Schutz von Verkehrsteilnehmern zusammengestellt.

veröffentlicht: 5. November 2015 08:00
aktualisiert: 5. November 2015 08:11
Quelle: SDA

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