Tote bei Selbstmordanschlag am Istanbuler Flughafen

29.06.2016, 06:02 Uhr
· Online seit 29.06.2016, 05:25 Uhr
Bei einem Terrorangriff auf den Istanbuler Atatürk-Flughafen sind mindestens 39 Menschen getötet worden. Bei den Toten handelte es sich nach türkischen Regierungsangaben um 36 Opfer und die drei Selbstmordattentäter. Mindestens 147 weitere Menschen wurden verletzt.
René Rödiger
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Ministerpräsident Binali Yildirim sagte bei einem Besuch am grössten Flughafen der Türkei, erste Hinweise deuteten auf die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) als Urheberin hin. Unter den Opfern seien Türken und Ausländer, zu deren Nationalität er allerdings keine Angaben machte.

Nach Yildirims Angaben trafen die Attentäter am Dienstagabend mit dem Taxi am Flughafen ein. Im Terminalgebäude hätten sie dann das Feuer aus Maschinengewehren eröffnet, ehe sie sich selbst in die Luft sprengten. Zur Identität und Herkunft der Angreifer machte er keine Angaben.

Nicht durch Sicherheitsschleusen

Aus türkischen Regierungskreisen hiess es, keiner der drei Selbstmordattentäter habe die Sicherheitsschleusen am Eingang des internationalen Terminals passiert. Augenzeugenberichte und Videos in sozialen Medien deuteten dagegen darauf hin, dass einer oder mehrere Angreifer in den Innenbereich des Terminals gelangten.

Aus Regierungskreisen hiess es weiter, zwei der Angreifer hätten sich vor dem Ankunftsbereich des Internationalen Terminals in die Luft gesprengt, ein weiterer auf dem angrenzenden Parkplatz. Mindestens einer der Angreifer sei von der Polizei beschossen worden, bevor er seine Sprengstoffweste gezündet habe.

Flughafen gesperrt

Der Flugverkehr wurde vorübergehend komplett eingestellt. Der Atatürk-Flughafen - der in etwa ein Passagieraufkommen wie das Lufthansa-Drehkreuz in Frankfurt hat - liegt auf der europäischen Seite Istanbuls. Auf der asiatischen Seite der Millionenmetropole liegt der kleinere Flughafen Sabiha Gökcen.

Die Polizei sperrte den Atatürk-Flughafen weiträumig ab. Fotos vom Anschlagsort zeigten ein Bild der Verwüstung ausserhalb des Ankunftsterminals, wo Passagiere normalerweise auf Taxis warten. Auf einem Foto war ein auf dem Boden liegendes Schnellfeuergewehr zu sehen.

«Wendepunkt im Kampf gegen Terror»

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kam in Ankara zu einem Krisentreffen mit Ministerpräsident Yildirim und Armeechef Hulusi Akar zusammen. In einer Mitteilung rief Erdogan die Welt zum entschlossenen Handeln gegen die Terrorbedrohung auf, besonders die westlichen Staaten.

Das Attentat müsse ein Wendepunkt im weltweiten Kampf gegen den Terrorismus sein. Die Bomben hätten in jedem Flughafen auf der ganzen Welt detonieren können. «Jeder soll wissen, dass die Terrororganisationen nicht unterscheiden zwischen Istanbul und London, Ankara und Berlin, Izmir und Chicago, Antalya und Rom», liess sich Erdogan zitieren.

Keine Angaben zu Schweizer Opfer

Die Regierungen der USA, Deutschlands und Frankreichs verurteilten den Terrorangriff. Gleiches tat auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon. Er hoffe, dass die Verantwortlichen hinter der Attacke identifiziert und zur Rechenschaft gezogen werden könnten.

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) reagierte am Dienstagabend zunächst nicht auf eine Anfrage, ob Schweizer Staatsangehörige unter den Opfern sind. Eine Sprecherin des deutschen Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass Deutsche betroffen seien.

Mehrere Anschläge

Die Türkei war in den vergangenen Monaten mehrmals Ziel terroristischer Anschläge. Bei einem IS-Selbstmordanschlag im Istanbuler Zentrum waren im Januar zwölf deutsche Touristen getötet worden.

Neben dem IS verübt auch die TAK - eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK - immer wieder Anschläge in türkischen Metropolen. Vor drei Wochen erst waren bei einem Anschlag der TAK in Istanbuls Stadtmitte elf Menschen getötet worden. Das Attentat war der dritte schwere Anschlag seit Jahresbeginn im Zentrum Istanbuls.

Die TAK hat auch ausländische Touristen vor Türkeibesuchen gewarnt. Im vergangenen Dezember hatte die Gruppierung einen Mörserangriff auf den Flughafen Sabiha Gökcen verübt.

veröffentlicht: 29. Juni 2016 05:25
aktualisiert: 29. Juni 2016 06:02
Quelle: SDA

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