Vom Blumenkind zum Stubenhocker

· Online seit 12.05.2018, 13:07 Uhr
Wenn die Bauern ihre Wiesen das erste Mal im Jahr mähen, beginnt für Allergiker eine Zeit des Leidens. Wer trotz Gräser-Alarm nach draussen will, braucht wirksame Mittel dagegen. Eine Leidensgenossin erzählt, was ihr geholfen hat.
Fabienne Engbers
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Die Augen jucken und tränen, die Nase läuft und ist verstopft, der Rachen juckt und die Zunge ist schon taub vom Rachen kratzen. Blühende Gräser sind der Albtraum eines jeden Allergikers. Es gibt viele Hausmittel und Tipps und Tricks, mir persönlich haben jedoch nur die wenigsten geholfen.

Gräserpollen sind lästig

Rund 70 Prozent der Pollenallergiker reagieren auf Gräserpollen, schreibt das Allergiezentrum Schweiz «aha» in einer Mitteilung. Die Gräser blühen seit Anfang Mai, bis alle Gräser durch sind ist es etwa August. In der Schweiz wachsen rund 220 verschiedene Gräser. Weil sie Windblütler sind, geben sie extrem viele Pollen ab, ein einzelner Grashalm kann gemäss «aha» über vier Millionen Pollenkörner abgeben.

Vom Wiesenkind zum Stubenhocker

Seit ich etwa neun Jahre alt bin, leide ich unter Heuschnupfen, mein kleiner Bruder seit er sechs Jahre alt ist. Als kleine Kinder spielten wir auf der benachbarten Wiese und bastelten uns mit frisch gemähtem Gras Perücken, pusteten so viele Löwenzahne wie nur möglich und machten Gras-Schlachten. Von einem Sommer auf den nächsten war Schluss damit, von nun an verbrachten wir die Tage, an denen der Bauer das Gras schnitt, drinnen und schauten wehmütig nach draussen. Meine Mutter begann, diverse Hausmittel und hömöopathischen Krims-Krams zu probieren. Geholfen hat Einiges, aber längst nicht alles.

Eines vorweg: Alle möglich Kuren, die man im Februar beginnt und einem dann im Mai helfen sollen, den Heuschnupfen besser zu ertragen nützen nichts, wenn ihr nicht ein minutiös geplantes Leben führt. Ich habe mir wohl jedes Jahr vorgenommen, irgend so ein Zeug zu nehmen und spätestens an Tag zehn habe ich es zum ersten Mal vergessen und es dann nicht mehr genommen.

Hier also meine ganz persönliche Liste:

Haare waschen

Und zwar vor dem ins Bett gehen. Die Pollen bleiben dadurch in der Wanne und nicht in den Haaren, von wo sie in der Nacht in dein Gesicht wandern. Auch wichtig: Lange (nicht gewaschene) Haare in der Nacht zusammenbinden.

Stofftiere aus dem Schlafzimmer verbannen

Es tut mir leid, liebe Bärenfreunde, aber eure Stofftiere sind Pollenfänger, egal wie flauschig sie sind. Von April bis August gilt deshalb: Tschüss, Bärli, hallo erholsamer Schlaf. Die Kuscheltiere sollten für diese Zeit aus dem Bett in den Schrank wandern.

 Sonnenbrille und Hut tragen

Sobald man nach draussen geht und es regnet gerade nicht, sollte man bei Pollenflug eine Sonnenbrille und einen Hut tragen. Der Hut schützt Haare und Stirn, die Sonnenbrille die Augen. Auch das Allergiezentrum Schweiz empfiehlt das Tragen einer Sonnenbrille. Wer im Wald oder am Schatten unterwegs ist, tut sich selbst einen Gefallen, wenn er die Sonnenbrille auflässt, denn auch hier lauern die kleinen gelben Nervtöter.

Wattepads auf die Augen

Wie oft liegt man am Abend im Bett, müde vom Tag weil der Körper die ganze Zeit gegen die Pollen gekämpft hat und die Augen brennen und beissen. An Schlaf ist in dieser Situation nicht zu denken. Meine Mutter hat an solchen Tagen früher eine Tasse Kamillentee gekocht, den Tee abkühlen lassen und dann Wattepads darin eingetaucht und uns auf die brennenden Augen gelegt. So haben sich die Augen beruhigt, ohne dass man zu (einem weiteren) Antiallergikum greifen musste. Ein echter Geheimtipp!

Spagyrik-Spray

Mich persönlich nervt am meisten, wenn es mich im Rachen kratzt. Keine Augentropfen und keine Nasensalbe nützen dagegen. Als einziges wirksames Sofort-Hilfemittel habe ich dagegen einen Spagyrik-Spray, das man sich in den Mund sprayt. Schmeckt zwar absolut scheusslich, nützt aber gegen das unausstehliche Jucken.

Augentröpfli

Egal wie stark oder gegen was, wenn man Pollen in den Augen hat und diese loswerden will, nützen Augentropfen am besten. Mit diesen kann man das Auge spülen, die Pollen werden im besten Fall aus dem Auge gespült, im schlechtesten Fall verdünnt.

Kleider draussen lassen

Ein altbekannter Trick, der tatsächlich hilft. Am Abend zieht man seine Kleidung im Badezimmer aus statt erst im Schlafzimmer. Die Pollen bleiben draussen und gelangen nicht im Laufe der Nacht in die Luft und damit irgendwann in die Nase.

Aufgepasst beim Essen

Man glaubt es kaum, doch auch die Ernährung kann Heuschnupfen verstärken. Dies vor allem, da oft Kreuzallergien bestehen. Sprich: Man reagiert auch ein ganz kleines bisschen auf Möhren, Äpfel, Nüsse oder Kiwis. Merkt man dies das ganze Jahr über nicht, kann es den Heuschnupfen in der Pollenzeit extrem verstärken. Wenn man in einen Apfel beisst, kratzt es einen im Rachen und kaum geht man nach draussen, verspürt man das Beissen in den Augen noch extremer als sonst. Kreuzallergien lassen sich bei einem Allergietest beim Arzt überprüfen.

NICHT KRATZEN

Ja, ok, das ist schwierig. Aber Allergiker wissen es selbst: Beginnt man einmal damit, sich die Augen oder den Hals zu kratzen, kann man danach nicht mehr aufhören. Die Folge: Alles schwillt an, die Nase trieft, die Augen sind rot und geschwollen. Deshalb gilt: Seid stark und haltet durch!

Weitere Tipps des Allergiezentrums «aha»: Nur kurz Stosslüften statt dauerhaft ein Fenster zu öffnen, die Wäsche nicht im Freien trocknen lassen, bei schönem und windigem Wetter nur kurz an die frische Luft, sportliche Aktivitäten nach drinnen verlegen. Weitere Tricks findet ihr in der Galerie. Habt ihr weitere Tipps? Schreibt sie uns in die Kommentare.
veröffentlicht: 12. Mai 2018 13:07
aktualisiert: 12. Mai 2018 13:07

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