Waffennarr, unauffällig und depressiv - So war der Täter

04.01.2017, 17:16 Uhr
· Online seit 04.01.2017, 17:15 Uhr
Der Täter von Rehetobel, Roger S., war ein Waffennarr, er lebte unauffällig, zurückgezogen. Im Jahr 2003 war er für eine Schiesserei in Heiden verantwortlich. Nach einem Eifersuchts-Drama schoss der Täter auf zwei Personen, eine dritte wurde per Zufall verletzt. Er wurde verurteilt und musste in das Massnahmezentrum Arxhof in Basel. Dieses hat ihn verändert.
Lara Abderhalden
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«Er war eine tickende Zeitbombe», sagt der Ex-Direktor des Massnahmezentrums Arxhof in Niederdorf BL, Renato Rossi, gegenüber Radio Energy. Er sprach exlusiv mit dem Radiosender und sagte: «Seine Welt war eine kleine Welt, in der Ausländer keinen Platz hatten. Er hatte Fantasien von Metzeleien und Schiessereien. Er versuchte Probleme stets mit Gewalt zu lösen.» Trotzdem sei der Täter sehr anpassungsfähig und manipulativ gewesen. Ein Meister der Täuschung. Es erstaunt Renato Rossi nicht, dass die beiden Polizisten in die Falle getappt waren. «Er gibt sich kooperativ und verständnisvoll und gewinnt so das Vertrauen, bis er dann plötzlich zuschlägt.»

«Er hatte eine Liebesbeziehung zu Waffen»

So beschreiben ihn auch Personen, welche schon Kontakt mit Roger S. hatten. Verschiedenen Medienberichten und Befragungen zufolge, war Roger S. unauffällig, nicht unsympathisch und ein Waffennarr. «Seine Faszination für Waffen hatte etwas suchtähnliches. Man kann schon fast von einer Liebesbeziehung sprechen», sagt auch Renato Rossi. Schon vor der Zeit im Massnahmezentrum habe er Selbstmord-Gedanken gehabt und sei depressiv gewesen, schreibt der Blick.

Drama an Ostern 2003

So sei es schliesslich auch zum Eifersuchts-Drama an Ostern 2003 gekommen, bei dem drei Personen verletzt wurden. Er konnte nicht verkraften, dass seine damals 15-jährige Freundin sich von ihm trennte. Er bedrohte die Ex-Freundin und ihre Eltern. Dafür erhielt er zehn Tage Gefängnis bedingt.

Die Geschichte ging aber noch weiter. Der neue Freund der Ex-Freundin drohte Roger S., ihn und seine Familie «auszulöschen». Es kam zu einem Treffen zwischen Roger S. und den «Beschützern» seiner Ex-Freundin. Bei diesem Treffen war nicht nur Roger S. bewaffnet sondern auch die «Beschützer». Bis heute ist nicht geklärt, wer den ersten Schuss abfeuerte. Roger S. und sein Anwalt sagten stets, dass einer der «Beschützer» ein Sturmgewehr auf ihn richtete. Es fielen mehrere Schüsse. Durch die Schrotflinte von Roger S. wurden zwei «Beschützer» schwer verletzt. Ausserdem traf eine Kugel einen vorbeifahrenden Velofahrer.

«Schlimmste Zeit des Lebens»

Damals vor Gericht erklärte Roger S. er habe unter einem starken psychischen Druck gehandelt. Er habe Selbstmordgedanken und Depressionen gehabt. Er habe die beiden Brüder nicht verletzen wollen, sondern wollte ihnen nur einen Denkzettel verpassen.

Das Gericht verurteilte ihn schliesslich und er musste bis 2009 ins Massnahmezentrum Arxhof in Basel. Dieser Aufenthalt habe ihn verändert. Gegenüber Bekannten sprach er von der «schlimmsten Zeit meines Lebens».

Was Roger S. nach seinem Aufenthalt im Massnahmezentrum tat, darüber ist nur wenig bekannt. Vor gut zwei Jahren gründete er ein Renovationsgeschäft. Dieses lief vorerst aber nicht gut. Wie der Blick berichtet, wollte er 2017 mit seinem Unternehmen durchstarten. Zwei neue Angestellten hätten diese Woche bei ihm anfangen sollen.

So berichtete TVO 2003 über den Schützen von Rehetobel:
veröffentlicht: 4. Januar 2017 17:15
aktualisiert: 4. Januar 2017 17:16
Quelle: red.

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