War der FC St.Margrethen nur der Anfang?

06.10.2016, 16:31 Uhr
· Online seit 06.10.2016, 14:04 Uhr
Nach den Verhaftungen und Ausschaffungen von fünf jungen Fussballern in St.Margrethen steht die Ostschweizer Fussballszene unter Schock. Der Vereinspräsident von St.Margrethen glaubt, dass an ihm ein Exempel statuiert wurde.
Raphael Rohner
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«Der FC St.Margrethen ist doch nur einer von vielen Fussballvereinen, die junge Fussballtalente aus dem Ausland holen und ihnen etwas Sackgeld geben», enerviert sich Vereinspräsident Natal Schnetzer. Das St.Galler Migrationsamt hat fünf junge Fussballer des FC St.Margrethen verhaften und auschaffen lassen, weil sie keine Arbeitsbewilligung hatten.

Migrationsamt versetzt Fussballvereine in Angst und Schrecken

Mit der Verhaftung der fünf jungen Spieler in St.Margrethen hat das St.Galler Migrationsamt in ein Wespennest gestochen. Der Vorfall versetzt andere Ostschweizer Amateur-Fussballvereine in Alarmbereitschaft. Mehrere Vereine müssen nach dem Bekanntwerden der Auschaffungen über die Bücher: «Wir haben erst kürzlich einige Transfers getätigt und wissen nicht, ob die Spieler über eine gültige Arbeitsbewilligung verfügen», heisst es bei einem Vereinsvorstand, der anonym bleiben möchte. Auch bei diversen anderen Vereinen sorgt der Vorfall für Aufregung. Einige geben an, dass sie schleunigst Bewilligungen beantragen werden für ihre neuen Spieler: «Niemand kann es sich leisten ein zweites St.Margrethen zu werden.»

Fussballverband muss über die Bücher

In die Kritik gerät auch der Schweizer Fussballverband (SFV). Die Vereine kritisieren, dass es Usus sei, Spieler ohne gültige Arbeitsbewilligung Fussball spielen zu lassen und der SFV die Spielerlizenzen besser kontrollieren müsse. Ramon Zanchetto, Geschäftsführer der Regionalliga hat von den Ausschaffungen in St. Margrethen über die Medien mitbekommen: «Wir werden den Umständen und den Hintergründen im Fall St.Margrethen sicher nachgehen. Was wir mit Sicherheit sagen können ist, dass die Spieler alle ordentlich qualifiziert waren.» Darüber ob diese Art der Spieleranstellung verbreitet ist, will er keinen Kommentar abgeben. Zu der beschriebenen Grauzone sagt er, dass man mit der Rechtsabteilung die genauen Formalitäten der Spielerlizenzen nochmals überprüfe und sich gegebenenfalls entschliesse etwas zu ändern: «Uns geht es primär darum, dass gespielt werden kann. Ob und wie die Spieler unter Vertrag genommen werden, kann ich nicht beurteilen», so Zanchetto.

War St. Margrethen erst der Anfang?

Natal Schnetzer sieht sich und den Verein St.Margrethen als Bauernopfer des Amateurfussballs: «Ich weiss mittlerweile, dass wir angeschwärzt wurden.» Er kann aber nur mutmassen von wem. Dass ein anderer Verein dahintersteckt glaubt er nicht.

In einigen Spielen des FC St.Margrethen sind die „illegalen Spieler“ aufgelaufen - sie haben auch Tore erzielt. Die Resultate können von anderen Vereinen aber nicht angefochten werden, da die Spieler alle reguläre Spielerlizenzen vorweisen konnten.

veröffentlicht: 6. Oktober 2016 14:04
aktualisiert: 6. Oktober 2016 16:31
Quelle: rar

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