«Weihnachten war früher kein Familienfest»

13.01.2017, 07:59 Uhr
· Online seit 10.12.2016, 23:19 Uhr
In der Adventszeit Schöggeli, Guetzli, Nüssli und Manderinli en masse, das ist für uns heute Tradition. Ursprünglich hat man in der Adventszeit aber gefastet und war an Weihnachten alleine. Das Weihnachtsfest hat sich über die Zeit stark verändert.
Fabienne Engbers
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«Eigentlich haben Kekse und die Adventszeit gar nichts miteinander zu tun», sagt Monika Jakobs, Professorin für Religionspädagogik an der Universität Luzern. Die Adventszeit sei traditionell ja eigentlich eine Fastenzeit. «Aber im Winter wird man sehr häuslich und isst lieber Süsses als im Sommer», meint Monika Jakobs.

Adventsgebäcke gab es schon immer

«Wenn man ganz weit zurückgeht, bis ins Mittelalter, dann haben diese Gebäcke kaum reiche Zutaten gehabt», sagt die Religionspädagogin. Ein Christstollen, so wie wir ihn heute kennen, süss, mit Rosinen und Puderzucker, gebe es erst etwa seit dem 20. Jahrhundert. «Da fingen die Bürgerlichen an, zu Schau zu stellen, was sie alles haben», sagt sie. Die Bürgerlichen fingen auch mit Traditionen wie dem Adventskranz und einem Weihnachtsbaum an, um vor ihren Nachbarn zu prahlen. «Davor war Weihnachten eigentlich gar kein Familienfest», sagt Monika Jakobs.

Weihnachten zeichnet den Abschluss der Fastenzeit

Nach dem Ende der damaligen Fastenzeit wollte man an Weihnachten natürlich aus den Vollen schöpfen. «Man ass meist Sachen, die sich aufbewahren liessen im Winter, es war ja kalt draussen», sagt Monika Jakobs. «Dazu gehörten diverse Gebäcke, aber auch Schinken oder eine Gans, die man fett gefüttert hat», sagt die Religionspädagogin. Diese Dinge sind auch heute noch an Weihnachten Tradition, die Gans wird vor allem in Deutschland an Weihnachten oft aufgetischt. Für Monika Jakobs ist klar, dass sich diese Speisen bis heute gehalten haben. «Die Guetzli sehen schön aus und alles schmeckt sehr lecker. Es wäre eher ein Wunder, wenn sich das nicht gehalten hätte», lacht sie.

Christstollen bestand ursprünglich nur aus Mehl, Wasser und Hefe

Auch, wenn die Weihnachtsguetzli ihren Ursprung erst im 20. Jahrhundert haben, haben doch einige Gebäcke einen religiösen Ursprung. «Der Christstollen wurde ursprünglich aus Mehl, Wasser und Hefe gemacht. Es war verboten, Milch und Butter darin zu verwenden, weil ja Fastenzeit war», sagt Monika Jakobs. Erst, als der Papst einen Butterbrief schrieb, der den Leuten die Verwendung von Butter und Milch in diesem Gebäck erlaubte, wurde der Christstollen zu dem, was er heute ist. «Immer zu Weihnachten brachten die Menschen dem Landesherren einen riesigen Stollen, der durch die ganze Stadt getragen wurde. Dieser hatte die Form eines in Windeln gewickeltes Christkindlein», sagt die Religionspädagogin.

Grittibänz ist eng an die Adventszeit gebunden

Je nach Religion hat der Grittibänz eine andere Bedeutung. Bei uns ist der Grittibänz eher ein Samichlaus. «In anderen Gebieten kann er aber auch den St. Martin darstellen, der am 11. November kommt und den Anfang der Fastenzeit verkündet», erzählt Monika Jakob. Auch der Lebkuchen hat einen weihnachtlichen Ursprung. Den nannte man früher Lebenskuchen und er wurde von Aachener Bäckern gemacht, die vom Kaiser den Auftrag bekamen, ein Brot mit christlichen Motiven zu backen, sagt Monika Jakobs. Der Kuchen war bekannt und hat sich stark ausgebreitet.

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veröffentlicht: 10. Dezember 2016 23:19
aktualisiert: 13. Januar 2017 07:59

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