«Werde wohl kein Auge zu machen»

01.09.2017, 18:45 Uhr
· Online seit 01.09.2017, 16:45 Uhr
Die Flüsse und Kanäle im Rheintal sind voll. Übers Wochenende werden aber nochmals intensive Schauer erwartet. Bei den Rheintaler Feuerwehren und Gewässerüberwacher herrscht Alarmbereitschaft.
Fabienne Engbers
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«Ich werde wohl nicht zu allzu viel Schlaf kommen», sagt Urs Müller vom Zweckverband Rheintaler Binnenkanalunternehmen, RBK. Der Binnenkanal, der durchs Rheintal fliesst und den Rhein entlastet, ist bereits ziemlich hoch. Noch gut ein Meter fehlt, bis er übers Ufer tritt. «Es herrscht Alarmbereitschaft», nicht nur bei Urs Müller.

«Meine erste Ernstsituation»

Urs Müller ist noch nicht lange für das RBK tätig, es ist sein erster Ernstfall. «Dadurch, dass ich noch nicht lange dabei bin, ist bei mir die Anspannung relativ gross», sagt er. Er könne sich aber auf seine Partner und Mitarbeiter verlassen. «Wir wissen, dass die Feuerwehren und die Rheinunternehmung das schon mehrmals gemacht haben und die Situation im Griff haben.»

Kein Problem für den Rhein

Auch beim Rheinunternehmen ist man angespannt, dass es dieses Wochenende zu einem Hochwasser kommt, hält Leiter Kurt Köppel aber für unwahrscheinlich. «Es sind weitere Regenfälle angesagt, wir beobachten den Rhein laufend und treffen uns allenfalls am Samstagmorgen für eine weitere Lagebeurteilung.»

Es sind alle in den Startlöchern, falls etwas geschehen sollte. «Wir sind auf der Hut, checken laufend den Wetterradar und die Pegel», sagt Kurt Köppel. Würde der Rhein weiter steigen, würden die Pächter des Landes und die Industrie rundherum informiert werden. «Zurzeit sind noch einige Rinder und Kühe im Rheinvorland anzutreffen.» Rund 100 Sandsäcke hat Kurt Köppel vom Rheinunternehmen am Freitagmorgen an die Feuerwehren verteilt. Diese wappnen sich, falls Keller überschwemmt werden.

Würde der Rhein in die Auffangbecken links und rechts davon überschwappen, was am Samstag durchaus möglich ist, ist das kein Grund zu Sorge.

«Schlafe nicht gleich wie sonst»

Trotzdem: Die Anwohner, die direkt am Binnenkanal wohnen, sind in Aufruhr. In einem Quartier in Widnau ist schon im Sommer 2013 Wasser in alle Keller geflossen. Nun fürchten die Anwohner den Fluss wie nichts anderes. «Wir wissen, was passieren kann, die Ereignisse sind noch präsent», sagt Mario Köppel aus Widnau.

Seit dem Hochwasser vor vier Jahren hat er Fenster, Schächte und Türen mit einem Hochwasserschutz ausgerüstet. Dieses Wochenende wird er regelmässig den Wasserstand des Kanals prüfen. «Es kann sich ganz schnell ändern. Wenn viel Wasser kommt, sucht sich das Wasser seinen Weg.» Als Rentner kümmert er sich auch ein wenig um die Nachbarn. «Im Quartier schauen wir, ob alle zuhause sind und wir uns helfen können, falls das Wasser tatsächlich kommt.»

Direkt gegenüber am anderen Ufer nehmen es die Anwohner entspannter. Dort ist der Fluss noch nie übers Ufer gekommen. Jakob Heule wohnt schon seit seiner Kindheit am Binnenkanal in Widnau. «Wir haben keine grosse Angst, es ist ja noch nie etwas passiert.» Trotzdem beobachtet er die Wettersituation genau. «Ich hoffe, er kommt nicht mehr höher. Es kann schon einmal eine Extremsituation geben, das wäre natürlich nicht gut.»

Hangrutsche sind eher problematisch

Wegen dem Hochwasser bereits zum Einsatz kam die Feuerwehr Altstätten Eichberg. Sie ist vergangene Nacht ausgerückt. «Ein Keller stand unter Wasser», sagt Feuerwehrkommandant Peter Keel.

Vor Hochwasser habe man aber wenig Angst. «Das Hochwasser in Altstätten im Jahr 2014 hat uns sensibilisiert, mittlerweile sind wir besser darauf vorbereitet», sagt Peter Keel. Über dem Stadtbach wurde eine Warnanlage installiert, die ständig den Pegel überprüft und die Feuerwehr bei zu hohem Pegel warnt.

Hangrutsche seien momentan eher das Problem. Diese ereignen sich vor allem bei Dauerregen, es könnte durchaus noch ein Hang rutschen. Etwas dagegen unternehmen kann man nicht. «Wir rücken aus, sobald wir Meldung von einem Hangrutsch haben. Mehr als das Gebiet absperren und allenfalls Menschen aus ihren Häusern evakuieren kann man allerdings kaum», sagt Peter Keel.

Momentan ist auch er in Alarmbereitschaft. «Wir sind immer bereit, an Wochenenden wie diesem kontrolliert man natürlich häufiger den Wetterbericht oder unser Frühwarnsystem über dem Stadtbach», sagt Peter Keel.

TVO-Beitrag: Das Rheintal wappnet sich fürs Regen-Wochenende

Wer sich über die Wasserstände des Rheins und des Binnenkanals informieren will, kann dies beim Bund oder beim Rheintaler Binnenkanal. Gefährlich für die umliegenden Häuser wird es, wenn der Binnenkanal mehr als 60 Kubikmeter Wasser pro Sekunde führt.
veröffentlicht: 1. September 2017 16:45
aktualisiert: 1. September 2017 18:45

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