Wetter-Tickets: Sonnige Aussichten am Pizol

14.03.2017, 13:25 Uhr
· Online seit 14.03.2017, 05:53 Uhr
Seit zwei Monaten legt am Pizol das Wetter die Preise für Tageskarten fest, die online bezogen werden. Die finanziell angeschlagenen Bergbahnen sehen darin eine Chance, auch bei schlechtem Wetter Gäste anzulocken. Erste Auswertungen zeigen: Es funktioniert. Andere Ostschweizer Bergbahnen springen aber nicht auf den Zug auf.
Stephanie Martina
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Als erstes Skigebiet der Welt haben die Pizolbahnen wetterabhängige Tageskarten-Preise eingeführt. Umso schlechter das Wetter, desto günstiger kann der Tagespass online erworben werden. Nach den ersten zwei Monaten ist Klaus Nussbaumer, Geschäftsführer der Pizolbahnen, zufrieden: «Die ersten Auswertungen sind positiv. Wir konnten bei schlechtem Wetter mehr Karten verkaufen als vor der Aktion und verzeichnen auch eine höhere Kundenzufriedenheit. Dies vor allem, weil die Erwartungshaltung geringer ist, als wenn die Tageskarte zum Vollpreis erworben wird und das Wetter dann nicht mitspielt.»

Konkrete Zahlen liegen noch keine vor. Erste Erkenntnisse liefern Online-Fragebogen, die Kunden, die eine wetterabhängige Tageskarten bezogen haben, nach ihrem Skitag ausfüllen. Weitere Prognosen wagt Nussbaumer deshalb nicht: «Wir wollen den Erfolg exakt feststellen und in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule St.Gallen wissenschaftlich belegen können. Bis jetzt wissen wir nur, dass unsere Gäste zufriedener sind und wir einen starken Zuwachs an Neugästen verzeichnen konnten, die bei diesen Konditionen auch bei schlechtem Wetter an den Pizol kommen.»

Nachhaltigkeit wird sich zeigen

Bei den eingeführten wetterabhängigen Ticketpreisen handle es sich nicht direkt um eine Massnahme, die speziell wegen der finanziell angespannten Situation der Pizolbahnen ergriffen worden sei, sagt Nussbaumer. Dennoch würden die ersten Eindrücke darauf hinweisen, dass sich das dynamische Preismanagement positiv auf die Zahlen auswirke. Die wetterabhängige Tageskarte sei ein Versuch, am Markt auszuprobieren, wie man Gäste nicht nur bei strahlendem Sonnenschein, sondern auch bei schlechtem Wetter ins Skigebiet locken könne. «Ich glaube, wir haben einen guten Ansatz gefunden. Wie nachhaltig er ist, wird sich zeigen, wenn die ganzen Auswertungen am Ende der nächsten Saison vorliegen.» Schon jetzt steht fest, dass man am Pizol auch nächstes Jahr bei schlechtem Wetter günstiger Skifahren kann.

Flumserberg hält an transparenter Preispolitik fest

Während die Wintersportler am Pizol unterschiedliche Ticketpreisen bezahlen, hält man im Skigebiet Flumserberg an einer klaren, transparenten Preispolitik fest. «Bei uns variiert der Preis für eine Tageskarte zwar zwischen Wochenenden und Wochentagen, aber jeden Gast kostet sein Skipass genau gleich viel. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht. Zudem sind wir der Meinung, dass wir ein gutes Produkt anbieten und dieses auch den Ticketpreis wert ist», betont Thomas Syfrig von den Bergbahnen Flumserberg. Aber natürlich verfolge er aufmerksam, welche Strategien und Modelle andere Skigebiete anwenden und auch, welche dieser Innovationen sich bewähren würden.

Wettbewerbsdruck steigt in Region

Auch in Wildhaus steht ein dynamisches Preismanagement mit wetterabhängigen Ticketpreisen derzeit nicht zur Debatte. Jürg Schustereit von den Bergbahnen Wildhaus sagt zwar, dass es sich um ein interessantes Modell handle, allerdings sehe die Sache in der Realität anders aus, denn der Gast sei weniger preissensibel als es das Modell voraussetze. In Wildhaus setzt man deshalb auf zwei verschiedene Preise: Einer gilt unter der Woche, einer am Wochenende. Daneben erhalten Besitzer einer STUcard, Rentner oder Familien, die Mehrtagesskipässe lösen, Rabatt.

Im oberen Toggenburg hat man nämlich mit Aktionen auch schon schlechte Erfahrungen gemacht. «Wir hatten drei Jahre lang jeden Freitag den sogenannten Happy Friday, an dem der Skipass 30 Prozent günstiger war. Bei schönem Wetter hatten wir damit Erfolg, aber bei schlechtem Wetter kamen kaum mehr Leute. Es ist also nicht gelungen, den Nachlass über mehr Besucher zu kompensieren und somit hat sich die Aktion für uns aus finanzieller Sicht nicht gelohnt», sagt Schustereit.

Die entscheidende Frage bei solchen Aktionen sei immer: Können die geringeren Einnahmen durch mehr Gäste kompensiert werden? «Eine andere wichtige Frage ist auch, ob man durch die vergünstigten Billette nicht auch Umsatz von Personen verschenke, die sowieso gekommen wären, auch ohne Vergünstigung.» Gespannt verfolgt Schustereit, wie sich das wetterbedingte Rabattsystem am Pizol entwickle. Eines lasse sich aber jetzt schon sagen: Das dynamische Preismanagement eines Skigebiets sorge in der ganzen Branche für zusätzlichen Wettbewerbsdruck.

veröffentlicht: 14. März 2017 05:53
aktualisiert: 14. März 2017 13:25

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