«When we were Kings»

04.06.2016, 16:59 Uhr
· Online seit 04.06.2016, 15:37 Uhr
Eine eindrucksvolle Würdigung von Muhammad Ali lieferte 1996 der mit einem Oscar preisgekrönte Film «When we were Kings». Kritiker loben, dass der Film die «Elektrizität von Ali» illustriere.
Laurien Gschwend
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22 Jahre (!) Arbeit hatte der amerikanische Filmer Leon Gast investiert, um sein Aufnahmen-Puzzle aus dem Vorfeld und «der Stunde X» eines Boxkampfes in 85 Minuten zusammenzufassen.

Gelungen war ihm ein historisches Kunstwerk, das hauptsächlich Alis so facettenreicher und unnachahmlicher Aura gerecht wird und andererseits beispielsweise die furchteinflössende Bulldozer-Schlagkraft von George Foreman bei dessen Sandsack-Bearbeitung vermittelt. Der «Rumble in the Jungle» gilt bis heute als der bedeutendste Kampf der Geschichte.

Es war das Aufeinandertreffen zwischen dem damals ungeschlagenen K.o.-Schläger und Schwergewichts-Weltmeister George Foreman (damals 26) und dem 32-jährigen Ali vor 100'000 Zuschauern in Kinshasa in der heutigen Demokratischen Republik Kongo.

Kaum im damaligen Zaire angekommen, skandierte er den Schlachtruf «Ali, boma yé!». Was auf zairisch soviel heisst wie: «Ali, töte ihn!» Es war der Beginn von Alis meisterhaftem psychologischen Krieg gegen Foreman, der nicht begreifen konnte, weshalb die Sympathien von Beginn an dem mit Wort, Gestik und Aussehen so unbezwingbaren Ali zuflogen. Foreman hatte den Ali-Bezwinger Joe Frazier und Ken Norton, der Ali an den Rand einer Niederlage gebracht hatte, vor Kinshasa in jeweils zwei Runden brutal erledigt. «Doch ich würde deshalb nie sagen, ‹Foreman, boma yé›», sagte Foreman.

Sein Kardinalfehler in den Augen der Zairer aber war, dass er mit einem deutschen Schäferhund dem Flugzeug in Kinshasa entstiegen war. Denn den Einheimischen kamen darob die Zeiten der belgisch-kongolesischen Besatzer wieder hoch, welche zur Durchsetzung ihres Jochs unter anderem Schäferhunde eingesetzt hatten.

Foreman verkörperte für die Zairer, obwohl dunklerer Hautfarbe als Ali, einen Vertreter des «weissen Amerika». Er hatte schliesslich 1968 an den Olympischen Spielen in Mexiko als Goldmedaillengewinner nicht wie die anderen dunkelhäutigen US-Olympioniken die Faust zum «Black-Power»-Zeichen geballt, sondern patriotisch eine US-Flagge geschwenkt. Demgegenüber hatte Ali acht Jahre zuvor nach seinem Olympia-Triumph in Rom die Goldmedaille wegen der am eigenen Leib erfahrenen Diskriminierung als Schwarzer in den Ohio-River geworfen.

Wenige Tage vor dem angesetzten Kampftermin in Kinshasa wurde Foreman im Sparring von einem Ellbogen getroffen. Er zog sich einen tiefen Cut über einem Auge zu. Deshalb musste der WM-Fight um sechs Wochen auf den 30. Oktober verschoben werden. Da der diktatorische zairische Staatspräsident Mobutu Sese Seko sicherstellen wollte, dass der Kampf nirgendwo anders als in seinem Land durchgeführt wird, erliess er ein Ausreiseverbot für sämtliche Beteiligten des «Rumble in the Jungle».

Foreman war darob so erzürnt, dass er sich bei den weiteren Kampfvorbereitungen noch mehr in seiner Villa verschanzte. Währenddessen ging Ali bei seinen Jogging-Einheiten weiter unters Volk und skandierte sein «Ali, boma yé». Zunächst hallte es dutzendfach, bald einmal hundert- und tausendfach, am Kampfabend schliesslich hunderttausendfach aus zairischen Kehlen zurück.

Im Kampf selbst zog sich Ali in die Ringseile zurück und machte den Champion mit seinen als Konter geschlagenen, unkonventionellen rechten Führhänden, aber auch mit abschätzigen Zurufen rasend. Der jüngere, grössere, stärkere und härter schlagende Foreman punchte sich schliesslich regelrecht müde. Und dann, in der achten Runde, nützte dies Ali kaltblütig aus: Er löste sich blitzschnell von den Seilen, schlug und traf innerhalb einer Sekunde vier-, fünfmal.

Die letzte rechte Gerade traf den bereits taumelnden Titelverteidiger präzis am Kinnwinkel - Foreman ging zu Boden und wurde ausgezählt. Ali war zum zweiten Mal Schwergewichts-Weltmeister.

veröffentlicht: 4. Juni 2016 15:37
aktualisiert: 4. Juni 2016 16:59
Quelle: SDA

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