Wintermüdigkeit? Oder eher Eisenmangel?

· Online seit 11.02.2016, 08:55 Uhr
Müde, schlapp, brüchige Nägel, bleiches Gesicht? Der Fall ist klar: Eisenmangel. Aber auch zu viel Eisen ist schädlich. Hier der Faktencheck zum Thema Eisen.
Leila Akbarzada
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Wintermüdigkeit? Oder fehlendes Vitamin D? Es ist gut möglich, dass dir diese Begebenheiten momentan aufs Gemüt schlagen. Wahrscheinlich ist aber auch, dass Eisenmangel das Problem ist. Laut einer SRF-Recherche leidet jede fünfte Frau in der Schweiz an Eisenmangel. Der regelmässige Blutverlust durch die Menstruation hat einen entscheidenden Einfluss auf den Eisenwert. Aber auch etwa drei Prozent der Männer sind betroffen.

Ursachen für den Eisenmangel

Mangelernährung oder ungesundes Essen können mindestens mitverantwortlich sein für einen zu tiefen Eisenwert. Wer sich vegetarisch oder vegan ernährt, tendiert ebenso zum Eisenmangel.

Wichtig für die Lebensqualität

Wer unter Eisenmangel leidet, der ist beeinträchtigt in seinem Alltagsleben. Denn Eisen ist Teil eines Enzyms, das im Gehirn Dopamin herstellt. Dopamin ist ein Nervenbotenstoff, der wichtig ist für die Aufmerksamkeit, den Schlaf, aber auch Lernfähigkeit, motorische Aktivität, Verhalten und Stimmung. Die Lebensqualität kann somit stark eingeschränkt werden durch Eisenmangel. Betroffene klagen auch über Kopfschmerzen. Eisenmangel kann zudem die Ursache für Depressionen sein.

Intravenöse Behandlung

Normalerweise nehmen Patienten mit starkem Eisenmangel Tabletten ein, um dem entgegenzuwirken. In den letzten Jahren machen Ärzte zunehmlich direkt eine Eiseninfusion. Mitverantwortlich für diese Entwicklung ist die Empfehlung der Vereinigung «Swiss Medical Board». Die Spritze ist bequem für Betroffene - an die Tabletten muss jeden Tag gemacht werden. Zudem geht die Behandlung weniger lang. Die Behandlung ist jedoch nicht ganz ungefährlich: Als Nebenwirkung kann eine allergische Schockreaktion ausgelöst werden.

Graue Haut wegen zu viel Eisen

Aber auch zu viel Eisen ist ungesund: Die sogenannte Eisenüberladung entsteht selten durch zu viel Fleischkonsum, des Öfteren durch eine genetische Krankheit der Leber. Die Eisenüberladung äussert sich wie der Eisenmangel über Müdigkeit. Des weiteren sind Reizbarkeit, Gelenkschmerzen, Impotenz, eine ausbleibende Regelblutung, Leberschädigungen, Diabetes und eine metallisch-graue Hautfärbung mögliche Folgen durch Eisenüberladung. Mitunter treten sogar Herzrhythmusstörungen auf.

Blutspende als Behandlung

Behandelt wird Eisenüberladung mit Blutabnahme. Bei Behandlungsbeginn wird den Patienten alle ein bis zwei Wochen 500 ml  Blut entnommen. Diese Blutabnahmen können bis zu eineinhalb Jahre fortgesetzt werden.

Nicht Spinat, sondern Petersilie

Wer gegen Eisenmangel präventiv vorgehen will, macht das über die Ernährung. Viel Eisen enthalten: Rotes Fleisch (zum Beispiel Bündnerfleisch), Blut- und Leberwurst, Leber, getrocknete Linsen, Weizenkeime und -kleie, Kichererbsen, Tofu, Sojabohnen, Ingwer, Sesamsamen, Hirse, Roggenkeime, Petersilie, Pistazienkerne, Sonnenblumenkerne, Mandeln.

Dass Spinat eine immense Menge Eisen beinhaltet, ist ein Mythos. Aufgrund eines Schreibfehlers dachte man (Ärzte inbegriffen) jahrzehntelang, dass in 100 Gramm frischem Spinat 35 Milligramm Eisen stecken. Der Schweizer Wissenschafter Gustav von Bunge bezog die Zahl indes eher auf getrockneten Spinat, als er seine Werte im Jahre 1890 aufschrieb.

Steak an Orangensauce

Mit Vitamin C kann der Körper das Eisen besser aufnehmen. Wer also einen Orangensaft zum Steak isst, unterstützt seine Bemühungen um eine eisenreiche Ernährung. Reich an Vitamin C sind Zitrusfrüchte, Kartoffeln und Sauerkraut.

Kaffee steht dem Eisen im Weg

Koffeinhaltige Getränke wie Schwarztee, Eistee und Kaffee stehen der Eisenaufnahme aus pflanzlichen Nahrungsmitteln im Weg.

Auch Kalzium aus Milchprodukten hemmt die Aufnahme von Eisen aus tierischen Produkten. Deshalb sollte koscher essen, wer an Eisenmangel leidet: Also keine Milchprodukte gleichzeitig zur Fleischmahlzeit konsumieren.

(lak)

 

veröffentlicht: 11. Februar 2016 08:55
aktualisiert: 11. Februar 2016 08:55

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