Wolfsburg will mehr Erfolg als in der Bundesliga

17.02.2016, 06:35 Uhr
· Online seit 17.02.2016, 05:00 Uhr
Wolfsburg tritt am Mittwoch im Champions-League-Achtelfinal in Gent weder personell noch im mentalen Bereich in bester Verfassung an. Hinter dem deutschen Cupsieger liegen unbefriedigende Wochen.
Christine König
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Die Etablierung an der erweiterten Bundesligaspitze ist nicht gelungen, eine Serie von sieben Spielen ohne Sieg bedeutete ein veritables Tief. Man wird sehen, ob der jüngste 2:0-Sieg gegen Ingolstadt etwas auslösen kann. Manager Klaus Allofs gestand in verschiedenen Interviews ein, dass Wolfsburg «kein Spitzenteam mehr ist». Der bescheidene Ertrag ist ein Kontrast zu den hohen Ansprüchen der wichtigsten Sportmannschaft des wirtschaftlich angezählten VW-Konzerns.

Unter Druck stehen alle. Nicht nur die deutschen Hochlohnbezüger André Schürrle, Julian Draxler und Max Kruse haben Kritik auszuhalten, auch ihr Vorgesetzter Allofs steht vermehrt im Brennpunkt. Ihm wird vorgehalten, er habe das Geld für den Verkauf von Kevin De Bruyne - rund 75 Millionen Euro - bereits zu einem erheblichen Teil reinvestiert, habe aber bis anhin wenig Ertrag erzielt.

Das vorwiegend zähflüssige Tagesgeschäft überschattet nun auch die Wolfsburger Auftritte in der Champions League. Der Coup in den Gruppenspielen gegen Manchester United ist angesichts der aktuellen Probleme schon fast verblasst. Und die heikle Aufgabe im Hinspiel der Achtelfinals in Belgien wird von der Wolfsburger Öffentlichkeit als Pflicht aufgefasst.

Trainer Dieter Hecking hält wenig von der Geringschätzung des KAA Gent. «Wir brauchen zwei richtig gute Tage, um weiterzukommen», warnte er am Vorabend. Er rechne mit einer aufgeheizten Atmosphäre. Dass mit Captain Diego Benaglio, Antreiber Daniel Caligiuri, Abwehrchef Naldo und dem defensiven Mittelfeldstrategen Josuha Guilavogui vier Stammspieler ausfallen, erschwert die Situation zusätzlich.

Von Schwermütigkeit ist Wolfsburgs Gegner nicht belastet, im Gegenteil: Die «Koninklijke Atletiek Associatie Gent» hat 2015 beim Debüt im wichtigsten Europacup-Wettbewerb die Schlagzeilen des Jahres produziert. Knapp zehn Monate nach dem ersten Meistertitelgewinn seit der Klubgründung 1900 steht für den Aussenseiter aus der Provinz Ostflandern die Partie des Jahrzehnts an.

Nach einem mässigen Auftakt löste Gent mit drei Siegen in Folge gegen Valencia, Lyon und den russischen Meister Zenit St. Petersburg das Achtelfinal-Ticket. Der frühere Schweizer U21-Nationalspieler Danijel Milicevic war beim beeindruckenden Finish mit drei Treffern einer der Hauptbeteiligten. Vom Cup-Halbfinal-Out gegen Brügge wird sich die Mannschaft des Tessiners kaum aus dem Konzept bringen lassen. Zu teuflisch gut ist die flächendeckende Euphorie in der reanimierten Fussball-Nation. «Jeder in Belgien ist stolz auf uns», sagt Milicevic.

Zwischen 1996 und 2001 orchestrierte Zinédine Zidane das meisterliche Spiel von Juventus und wertete die Serie A auf. Als Taktgeber von Real Madrid kehrt der französische Maestro abermals ins italienische Rampenlicht zurück. Im Achtelfinal-Duell mit der AS Roma kann Zidane seine Trainerkunst vertiefen. In der Primera Division reihte der frühere Weltmeister vor allem im eigenen Stadion eine Gala an die nächste. Der Enthusiasmus der Stars um Cristiano Ronaldo ist spürbar, derweil sich die Roma von ihrem fast dreimonatigen Tief seit der Ankunft des neuen Trainers Luciano Spalletti ebenfalls einigermassen erholt hat. Gegen den zehnfachen Titelträger sind die Römer auf dem Papier (fast) aussichtslos, die Statistik hingegen belegt Reals Italien-Schwäche: In den letzten drei Jahrzehnten scheiterte der spanische Rekordmeister in acht von neun europäischen Knock-out-Begegnungen.

veröffentlicht: 17. Februar 2016 05:00
aktualisiert: 17. Februar 2016 06:35
Quelle: SDA

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