Zapplige Schildkröten büxen aus
«Mit den Schildkröten ist es wie in einer Beziehung. Haben sie zu wenig Platz und sitzen sie aufeinander, dann gibt es immer Lämpen. Die Schildkröten brauchen wie wir Menschen gewisse Freiheiten», erklärt Hermann Koller, Leiter der Schildkröten Auffangstation Ostschweiz. Auch wir Menschen gehen, wenn es uns stinkt und so sei es mit den Schildkröten: «Die laufen einfach, sie wandern, die ganze Zeit.» Einmal habe es einen Fall gegeben, da galt die Schildkröte zwei Jahre als vermisst, bis sie rund 20 Meter neben dem Haus lag. Sie wurde einfach nicht gefunden, weil sie immer in Bewegung war.
Brauchen Auslauf
«Die Schildkröten sind Zappelphilipps» und manche auch Kletterkünstler. Wie bei uns Menschen gibt es flinkere, schnellere oder flexiblere. «Oft haben die Leute das Gefühl, dass kleine Schildkröten kleinere Gehege benötigen, dieser Gedanke ist aber falsch.» Man könne es vergleichen mit uns Menschen. «Ein Mann der 190 Kilogramm wiegt, bewegt sich weniger schnell und weit als eine Frau mit 40 Kilogramm.»
Marder und Füchse jagen Schildkröten
Bei der Auffangstation Ostschweiz werden jedes Jahr rund 100 bis 150 Tiere abgegeben. Einige von ihnen werden gefunden, andere Tiere von der Polizei oder verschiedenen Ämtern übergeben. Manchmal würden sie auch lädierte Tiere bekommen, weil die Besitzer ihre Schildkröten einfach im Garten stehen lassen und in die Ferien fahren. «Die Menschen sind sich nicht bewusst, dass Schildkröten einfach abhauen können, ausserdem lauern in der Natur noch weitere Gefahren», sagt Hermann Koller. Immer wieder kommen Schildkröten in die Station, welche von Mardern oder Füchsen angegriffen wurden.
Grundsätzlich gilt: Wer sich dafür entscheidet, Schildkröten zu halten, der muss den Tieren genügend und einen eingezaunten Platz zur Verfügung stellen: «Am besten irgendwo an der Sonne.»
(abl)