Zehn Schweizer Skandal-Tweets

22.03.2016, 00:11 Uhr
· Online seit 21.03.2016, 17:54 Uhr
Vor zehn Jahren ging die erste Twittermeldung um die Welt. Seither hat sich gezeigt: 140 Zeichen genügen schon für einen Skandal. Wir zeigen euch Tweets der letzten Jahre, die wohl besser nie geschrieben worden wären – die Top Ten der Schweizer Twitter-Skandale.
Felix Unholz
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1. Der Kristallnacht-Tweet

Ein Zürcher SVP-Lokalpolitiker twittert 2012: «Vielleicht brauchen wir wieder eine Kristallnacht...diesmal für Moscheen.» Nachdem der «Tages-Anzeiger» über den rassistischen Tweet berichtet hat, verliert der Absender seinen Job bei der Bank und wird aus der Partei geworfen. Er erfährt, wie er selbst sagt, den «sozialen Tod». Der Mann rechtfertigt sich, er habe sich nur auf die Gruppe der gewalttätigen Muslime bezogen. Das Bundesgericht urteilte trotzdem, der Tweet stelle eine Rassendiskriminierung dar.

2. Die Pornosekretärin aus dem Bundeshaus

Einer Mitarbeiterin der Parlamentsdienste wird es 2014 im Büro zu heiss. Sie zieht sich dort aus und stellt die erotischen Bilder ins Netz. Ins Rollen bringt die «Nackt-Selfie-Affäre» die «NZZ», der «Blick» macht sie zur «Pornosekretärin». Die Angestellte aus der Bundesverwaltung verliert nach dem «Skandal unter der Kuppel» ihren Job im Bundeshaus.

3. Das #Täschligate

Die erfolgreichste amerikanische Talk-Show-Masterin, Oprah Winfrey, will sich in einer Boutique in Zürich eine Tasche kaufen. Die Verkäuferin sagt ihr angeblich: «Sie wollen diese Tasche nicht sehen. Die ist zu teuer. Die können Sie sich nicht leisten.» Oprah Winfrey fühlt sich schlecht behandelt, wirft der Verkäuferin Rassismus vor und erzählt die Geschichte im Fernsehen.

Schweiz Tourismus fühlt sich zu einer Entschuldigung genötigt. Unter dem Hashtag #Täschligate gibt es Hunderte Tweets.

4. Der «Dölf»-Tweet

Der anonyme Twitterer @KueddeR bezeichnet den Thurgauer SVP-Kantonsrat Hermann Lei als Hermann «Dölf» Lei und bringt ihn damit in Verbindung mit Adolf Hitler. Der St.Galler Journalist Carlos Hanimann verbreitet den Tweet weiter. Kantonsrat Lei klagt gegen den Retweet. Der Journalist wird vom Bezirksgericht Zürich erstinstanzlich freigesprochen. Das Gericht vergleicht den Retweet mit dem Aufhängen eines Plakates. Wer ein strafbares Plakat bloss aufhänge, könne nicht bestraft werden. Allerdings soll sich der Journalist der linken «Woz» mit einem Tweet für die Persönlichkeitsverletzung entschuldigen.

5. Der falsche UBS-Investmentbanker

Zwei Milliarden Dollar verspekuliert UBS-Banker Kweku Adoboli 2011. Unter demselben Namen setzt ein Account auf Twitter Botschaften ab, die zu einem Bankbetrüger passen könnten. Die «NZZ» stösst auf die Tweets und will damit einen «anekdotischen Einblick» in die Gedankenwelt von Kweku Adoboli geben. So vergleicht dieser seinen eigenen Lohn mit dem von arbeitslosen Müttern. Dass die Zeitung dabei selbst einem Betrüger, nämlich einem Spam-Twitter-Konto, auf den Leim geht, stellt sich erst später heraus.

6. Das Duell Mörgeli vs. Spiess-Hegglin

Im Zuger Sexskandal behauptet die ehemalige grüne Kantonsrätin Jolanda Spiess-Hegglin, der SVP-Politiker Markus Hürlimann habe ihr K.o.-Tropfen verabreicht. Nachdem dies nicht mehr nachgewiesen werden kann, haut Christoph Mörgeli in die Tasten: «Neuer Name für Zuger Kirsch: K.o.-Tropfen.» Jolanda Spiess-Hegglin kontert:

7. Der Gripen-Tweet

Geschmacklos äussern sich die Luzerner Jungen Grünen nach dem Absturz einer F/A-18, bei dem 2013 zwei Personen ums Leben kommen. Die Jungpartei twittert mitten im Gripen-Abstimmungskampf: «Unsere Kampfjetflotte nähert sich langsam, aber sicher einer sinnvollen Grösse #Gripen.» Für diese Entgleisung müssen sich die Jungen Grünen entschuldigen, der Ursprungstweet wird gelöscht.

8. Das Toeltl-Gate

Marcel Toeltl, der SVP-Ortspräsident von St. Margrethen, löst mit einem Blogbeitrag auf seiner Website einen heftigen Shitstorm aus. Toeltl schreibt von Flüchtlingen aus Eritrea und Syrien, die «nachweislich einen sehr tiefen Länder-IQ» hätten. Ein freischaffender Journalist aus Winterthur reagiert darauf besonders heftig. Er bezeichnet Toeltl in einem Tweet als «Braunwurst» und «Trottel». Toeltl zeigt den Journalisten an.

9. Der Hakenkreuz-Tweet

BDP-Präsident Martin Landolt holt die Nazikeule hervor. Er verbreitet mit einem Reetweet das Plakat eines Werbers, das ein Schweizerkreuz zum Nazisymbol entfremdet. In der Hitze des Abstimmungskampfes um die Durchsetzungsinitiative wird dies von politischen Gegnern, Parteifreunden und Medien zum regelrechten Skandal hochstilisiert. Das Plakat leuchtet später auf Anzeigetafeln am Hauptbahnhof Zürich auf, wird aber von der SBB nach Protesten entfernt.

10. Spott über die Deutsche Bahn

Der stellvertretende Leiter der SBB-Medienstelle, Christian Ginsig, verpasst in Deutschland wegen einer Verspätung einen Anschlusszug. Damit fängt 2014 eine Serie von Tweets an, in denen er sich über die Deutsche Bahn lustig macht. «In Deutschland haben Züge keine Verspätung, sondern eine voraussichtliche Ankunftszeit», teilt er seinen Followern auf Twitter mit. Ausserdem sei die Backofentür im Speisewagen kaputt und statt Esslöffeln gebe es nur noch Teelöffel. Ginsig muss dafür Kritik einstecken. Bei der SBB steht man hinter den Äusserungen ihres Mitarbeiters. Sie seien schliesslich «keine offiziellen Statements der SBB», sondern Privatsache.

Diese Leute twittern im FM1-Land

Auf Twitter gibt es noch viel mehr als Skandale. Damit du keine spannenden Tweets aus dem FM1-Land verpasst, haben wir dir hier eine (fast) skandalfreie Liste mit Institutionen und Personen aus der Ostschweiz zusammengestellt.

Haben wir einen Twitter-Skandal vergessen? Dann sag es uns in den Kommentaren oder schreibe uns direkt auf Twitter.

veröffentlicht: 21. März 2016 17:54
aktualisiert: 22. März 2016 00:11

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