Zu viel Chemie? Arboner Schwimmer verunsichert

· Online seit 16.06.2017, 18:48 Uhr
Weil die Konzentration von krebserregenden Stoffen in der Badi Arbon bei einer Kontrolle zu hoch war, machen sich Eltern Sorgen um die Gesundheit ihrer Kinder. Die Stadt plant auf nächstes Jahr eine neue Desinfektionsanlage - bis dahin sorgt zusätzliches Frischwasser für ein sauberes Badevergnügen.
Angela Mueller
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«Meine Kleine badet im Kinderschwimmbecken, ich hoffe schwer, dass die Chemie reduziert wird, bevor eine neue Anlage gebaut wird», schreibt eine besorgte Mutter auf der Facebookseite «Du bisch vo Arbon wenn...». Ihre Sorge ist nicht ganz unbegründet: Die Konzentration von Chlorat und Bromat ist in über 50 Prozent der Thurgauer Hallen- und Freibäder zu hoch, wie das Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen des Kantons Thurgau im Jahresbericht veröffentlichte.

Neue Anlage für 60'000 Franken

Dies gilt auch für das Wasser des Freibads Arbon. Chlorat und Bromat sind giftige Stoffe und Nebenprodukte, die bei der Chlorierung zur Desinfektion von Badewasser entstehen. Der Stadtrat hat bereits reagiert. Er will die Desinfektionsanlage des Schwimmbads ersetzen. Im Budget 2018 soll ein entsprechender Betrag für die neuen Anlage aufgenommen werden, wie Stadtrat Peter Gubser im Stadtparlament bekannt gab. Gubser rechnet mit Kosten von rund 50'000 bis 60'000 Franken, wie das Arboner Wochenmagazin Felix am Freitag schreibt.

Mehr Frischwasser für die Badi

Doch von Sofortmassnahmen ist im Artikel nicht die Rede. Dabei wäre die Badeanstalt dazu verpflichtet: «Wenn Limiten überschritten werden, müssen die Betreiber umgehend Massnahmen ergreifen, die zu einer Verbesserung der Situation führen», sagt Davide Degiorgi, Stellvertretender Leiter des Thurgauer Kantonschemikers auf Anfrage von FM1Today.

Dies ist Stadtrat Gubser offenbar neu: «Wir planen eine neue Desinfektionsanlage auf nächstes Jahr, von nötigen Sofortmassnahmen weiss ich nichts.» Der Bademeister des Schwimmbads gibt aber Entwarnung: «Wir führen mehr Frischwasser in die Becken zu und können so die Konzentration der schädlichen Stoffe tief halten», sagt Daniel Schönenberger auf Anfrage.

Besser im See baden?

Auf der Facebookseite «Du bisch vo Arbon» wird die Frage aufgeworfen, ob man überhaupt noch in der Badi Arbon noch schwimmen soll. Die meisten sind sich einig: «Zu viel Chemie», «Besser in den See baden gehen.» Doch auch dies kann Nachteile haben: «Im See kannst du Entenflöhe bekommen», warnt ein Mitglied der Gruppe.

Grenzwerte in Arbon stark überschritten

Chlorat und Bromat gelangt ins Badewasser bei der Desinfektion mit Chlor und Bromat. Chlorat kann Gewebeschäden sowie Nierenversagen verursachen; Bromat gilt als krebserregender Stoff und schädigt auch die Nieren. Die Messungen des kantonale Labors ergaben im Freibad Arbon, dass die Konzentration des Chlorates mit 28 Milligramm pro Liter den Grenzwert um das 2,8 fache übersteigt. Das krebserregende Bromat übersteigt mit 1,8 Milligramm pro Liter den Grenzwert um das Neunfache.

veröffentlicht: 16. Juni 2017 18:48
aktualisiert: 16. Juni 2017 18:48

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