Zurück aus Bondo: «Dreckig und kalt»

16.11.2017, 10:10 Uhr
· Online seit 14.11.2017, 15:47 Uhr
Sie räumen verschlammte Keller aus und begleiten die Bewohner von Bondo in ihre beschädigten Häuser. Der Bündner Zivilschutz war über zwei Monate im verschütteten Ort im Einsatz. Ein Zivilschützer erzählt von seinen Erfahrungen.
Angela Mueller
Anzeige

«In Bondo ist so etwas wie Alltag eingekehrt, viele Gebäude sind von Schutt und Schlamm befreit, die Bewohner haben sich an die Situation gewöhnt», sagt Daniel Häfelfinger (33) aus dem bündnerischen Trin Mulin. Er war vor kurzer Zeit als Zivilschützer in Bondo und hat eine Pionier-Gruppe geleitet.

«Die Leute sind extrem dankbar gegenüber dem Zivilschutz und allen anderen Einsatzkräften», sagt der gelernte Elektriker. Der Bündner Zivilschutz war seit den beiden Murgängen im August ununterbrochen im Einsatz und ist mittlerweile an seine Grenzen gestossen. Deshalb wird er ab Montag während den nächsten sechs Wochen von rund 270 Zivilschützern aus dem Kanton Thurgau abgelöst. Es ist jeweils eine Mannschaft von 25 Mann im Einsatz.

Dreckige Arbeit für Zivilschützer

Daniel Häfelfinger hat die Arbeit in Bondo sichtlich Freude bereitet. «Unser Einsatz war wichtig und sinnvoll», sagt der Zivilschützer und ist überzeugt, dass sich der Zivilschutz in den letzten Jahren einem starken Wandel unterzogen hat. «Wir sitzen nicht mehr einfach herum.»

«Unsere Gruppe war sehr motiviert und alle wollten körperlich arbeiten», sagt Häfelfinger. Und dies obwohl die Arbeit höchst anstrengend war: «Es war dreckig und kalt, die Keller voller Schutt und Schlamm.» Das schwierigste war aber nicht die Gebäude vom Geröll zu befreien, sondern dafür zu sorgen, dass es auch draussen blieb. «Die Flüssigkeit lässt sich kaum beherrschen und läuft dorthin, wo sie will. Abends waren wir ziemlich dreckig.»

Genügend Auffangfläche für Geröll

Inzwischen ist der Schuttkegel der beiden Murgänge bei Bondo weitgehend abgetragen. «Acht Bagger und Dumper (Muldenkipper) waren praktisch pausenlos im Einsatz. Dies war nötig, damit genügend Auffangfläche vorhanden ist, falls ein weiterer Murgang Geröll ins Tal trägt», sagt der Pionier-Zugführer.

Für die Thurgauer Zivilschützer gibt es noch einige Gebäude zu räumen und dies ist nur ein Teil der Arbeit, die auf sie wartet. Sie müssen unter anderen weiterhin die Alarmierung sicherstellen, damit Bauarbeiter und Bevölkerung rechtzeitig bei einem allfälligen Murgang wegkommen, und sie begleiten betroffene Einwohner ins Schadengebiet. «Die Thurgauer haben es besser als wir», sagt Häfelfinger. «Sie werden während normalen Arbeitszeiten - von 8 bis 17 Uhr - im Einsatz sein, während wir von 4 Uhr bis abends spät arbeiten mussten.»

Einsatz wird im Winter unterbrochen

Im Winter wird der Einsatz in Bondo unterbrochen. «Wir hoffen, dass sich die Lage bis zum Wintereinbruch stabilisiert», sagt Hans Peter Schmid, Chef des Amts für Bevölkerungsschutz und Armee im Kanton Thurgau. Durch das Eis werden dann weitere Murgänge und Felsstürze unwahrscheinlich. «Ich nehme an, dass die Bündner im Frühling mit der Instandsetzung weiter machen werden.» Vielleicht wird dann auch Daniel Häfelfinger wieder nach Bondo gehen.

veröffentlicht: 14. November 2017 15:47
aktualisiert: 16. November 2017 10:10
Quelle: agm

Anzeige
Anzeige