«Zwei Dörfer kommen endlich zusammen»

26.06.2017, 16:50 Uhr
· Online seit 10.06.2017, 08:37 Uhr
Nach rund vier Jahren Bauzeit ist die längste Bogenbrücke der Schweiz fertig. 260 Meter Beton verbinden die Dörfer Pfäfers und Valens. Am grossen Brückenfest, das vom 9. bis 11. Juni stattfindet, wird der Bau der Brücke gefeiert. Doch was macht die Brücke so speziell?
Fabienne Engbers
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Früher musste man bis nach Ragaz, um von Pfäfers nach Valens zu kommen. Rund eine halbe Stunde brauchte man für den Weg mit dem Auto, mit dem Velo oder Postauto gar doppelt so lange. Dank der Taminabrücke brauchen die Bewohner der Taminaschlucht gerade noch zehn Minuten für die gleiche Strecke. Damit wachsen die beiden Dörfer an der Taminaschlucht näher zusammen. Valens und Pfäfers gehören beide zur Gemeinde Pfäfers, bislang mussten der Pfarrer, die Feuerwehr und der Hausarzt jedoch jeweils einmal um die Schlucht herum. Das ist nun Geschichte.

Brückenfest startet fulminant

Am Freitag startete das Brückenfest mit der «Flying Metal Bike Show», bei der drei BMX-Fahrer ihr Können auf einer grossen Schanze zeigten. Vom «No Hand» bis zum «Backflip» zeigten die Talente, was sie drauf haben.

Ansonsten konnten die Gäste am Freitag in den verschiedenen Festzelten den Bau der Taminabrücke ausgiebig feiern. «Der Freitag soll jung und trendig sein, wo die Jüngeren auf ihre Kosten kommen. Am Samstag findet eine grosse ‹Brückenchilbi› statt für die ganze Familie und am Sonntag weihen wir die Brücke mit einem Gottesdienst ein, bevor beim Brückensprint die Schnellsten gesucht werden», sagt Edith Kohler, Mediensprecherin am Brückenfest. Neun OK-Mitglieder, rund 350 Helfer und tausende Besucher werden von Freitag bis Sonntag erwartet.

«Es ist ein Zusammenkommen»

«Mit dem Brückenfest wird auch die Vereinigung der Dörfer Pfäfers und Valens gefeiert. Die beiden Talseiten waren seit jeher durch eine riesige Schlucht getrennt, nun kommen sie endlich zusammen», sagt Edith Kohler. Das Postauto kann mit einer Linie durch alle Dörfer, die Schüler können innert zehn Minuten mit dem Velo zur Schule, statt, wie zuvor, mit dem Postauto eine Stunde Hinfahrt in Kauf zu nehmen. Das freut auch Pfarrer Martin Blaser. «Dank der neuen Verkehrsverbindung muss ich nur noch halb so weit fahren nach Valens.»

«Die Brücke ist für alle ein Gewinn. Der Schulweg wird kürzer und der Verkehr muss nicht mehr über die Valenserstrasse geführt werden», sagt Manuel aus Pfäfers. Auf dieser Strasse musste oftmals mit Steinschlägen gerechnet werden, sodass die Zufahrt nach Valens nicht immer gesichert war. Mit der Taminabrücke ist dieses Problem nun gelöst.

Ein Jahrhundertprojekt wird eingeweiht

Dass die Brücke nach vier Jahren Bauzeit nun fertig ist, ist an den Feierlichkeiten deutlich zu spüren. Die Besucher sind fröhlich, gelöst. «Dass das ein Jahrhundertprojekt ist, wird einem wohl erst bewusst, wenn die Touristen und Menschenmassen kommen, um die Brücke zu bestaunen», sagt Sandro aus Pfäfers.

Pia Raschle und ihre Schwester Edith Tomann sind im Taminatal aufgewachsen. Dass sie nun nicht mehr durchs Tobel laufen müssen freut die beiden. «Wir haben schon vor 50 Jahren gesagt, hier braucht es eine Brücke - jetzt ist sie endlich da», sagt Pia Raschle. Auch ihre Schwester ist erleichtert. «Zuvor hatte ich zu Fuss rund eineinhalb Stunden, um auf die andere Seite zu gelangen. Jetzt ist es noch eine Viertelstunde.»

Feiern bis in alle Nacht

Auch wenn man die Brücke von Auge nicht mehr sehen kann, gefeiert wird darauf trotzdem weiter. «So wie ich die Leute hier kenne, wird bis in die Nacht hinein gefeiert», sagt Edith Kohler vom OK. «Endlich können wir auf der Brücke stehen und uns darüber freuen», sagt auch Ferdinand Rieder, OK Präsident des Brückenfests. «Es gibt ein tolles Fest mit einigen Highlights, ich freue mich sehr auf das Wochenende.»

Brückenpatron Nepomuk beschützt die Brücke

Damit die Taminabrücke vom Teufel verschont wird und gesegnet bleibt, hat Hochseilkünstler Freddy Nock beim Spatenstich Nepomuk mit über die Brücke getragen. «Als Freddy Nock über das Seil ging, hatte er den Brückenpatron Nepomuk dabei. Deshalb wird diese Brücke nun beschützt», sagt Pfarrer Martin Blaser. Gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer hat Martin Blaser die Baustelle damals eingesegnet.

Grösste Bogenbrücke der Schweiz

Die Taminabrücke ist eine der grössten Bogenbrücken Europas und die grösste der Schweiz. 56 Millionen Franken hat das Mammutprojekt den Kanton St.Gallen gekostet. Der Spatenstich erfolgte am 28. März 2013, vier Jahre wurde an der 475 Meter langen Brücke gebaut.

Insgesamt wurden 14'000 Kubikmeter Beton und 205 Tonnen Spannstahl verbaut. Die Taminaschlucht glänzt nicht nur mit ihrem neuen Wahrzeichen, sondern auch mit einer spektatkulären Landschaft. Diese wurden während der Bauzeit geschützt, ein separater Abwasserkanal und geprüfte Dieselfahrzeuge verhinderten eine zu starke Belastung der Umwelt während des Baus.

veröffentlicht: 10. Juni 2017 08:37
aktualisiert: 26. Juni 2017 16:50
Quelle: enf

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