1. August

Spreitenbach verzichtet nach Drohungen auf Festredner Köppel

31.07.2022, 20:15 Uhr
· Online seit 31.07.2022, 19:46 Uhr
Eigentlich sollte SVP-Nationalrat Roger Köppel am Nationalfeiertag in Spreitenbach eine Rede halten. Nach einer Gewaltdrohung ist sein Auftritt nun abgesagt.
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In Spreitenbach findet die öffentliche Bundesfeier am 1. August nach Gewaltdrohungen ohne den Festredner und Zürcher SVP-Nationalrat Roger Köppel statt. Dies entschied der Gemeinderat. Er hielt die Sicherheit der Gäste sowie jene von Köppel für gefährdet.

Am Freitag sei bei der Gemeindeverwaltung ein anonymes Schreiben mit konkreten Gewaltdrohungen eingegangen, teilte die Gemeinde Spreitenbach am Sonntag in einer Medienmitteilung mit. Sie reichte Strafanzeige gegen Unbekannt ein und analysierte die Lage zusammen mit der Polizei. Im Schreiben hiess es, man würde die Rede so lange stören, bis Köppel gezwungen wäre, die Rede abzubrechen. Dies erklärte Gemeindepräsident Markus Mötteli auf Anfrage.

Anderer Veranstaltungsort ausgeschlossen

Man habe laut Mötteli sofort mit der Polizei Kontakt aufgenommen und erkannt, dass man das Schreiben sehr ernst nehmen müsse. Auch mit umfassenden Sicherheitsmassnahmen hätte auf dem offenen Platz vor dem Gemeindehaus kein gewünschter Schutz erreicht werden können, hiesst es vonseiten der Gemeinde weiter. Ein Wechsel des Veranstaltungsorts kam für den Gemeinderat nicht in Frage.

Der Gemeinderat bedauerte den Entscheid «ausserordentlich». Er verurteilte zudem das Drohschreiben «in aller Form». Anonyme Schreiben seien feige und stünden «im totalen Widerspruch» zu den Werten, die am Nationalfeiertag gefeiert würden.

Der polarisierende Nationalrat und «Weltwoche»-Verleger Köppel war von der Gemeinde im vergangenen Jahr für die Festrede am diesjährigen 1. August eingeladen worden. Jüngst lehnten Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde aber den geplanten Auftritt des als «Putin-Verstehers» kritisierten 57-Jährigen ab.

Vielfalt bei den Redner ist Tradition

Der Gemeinderat äusserte sich erstaunt darüber, dass Menschen selbst vor Gewaltdrohungen nicht zurückschrecken würden. «Der Gemeinderat war überzeugt, dass die Spreitenbacher am Schluss so tolerant wären, auch andere Meinungen zuzulassen und sich vielleicht ein eigenes Bild vor Ort machen würden.»

In Spreitenbach ist es laut Angaben der Gemeinde Tradition, dass Festredner unterschiedlichster Couleur am Nationalfeiertag eine Rede halten. Letztes Jahr trat SRF-«Arena»-Moderator Sandro Brotz auf.

(sda/red.)

veröffentlicht: 31. Juli 2022 19:46
aktualisiert: 31. Juli 2022 20:15
Quelle: sda

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