Anklage gegen Smollett nach Falschanzeige

09.03.2019, 07:02 Uhr
· Online seit 09.03.2019, 00:27 Uhr
Der US-Schauspieler Jussie Smollett («Empire») ist wegen einer mutmasslich vorgetäuschten Attacke in 16 Fällen angeklagt worden. Ihm wird vorgeworfen, Falschanzeige erstattet zu haben.
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Es geht dabei um falsche Angaben gegenüber den Behörden, wie aus der Anklageschrift einer Grand Jury im Bezirk Cook County im US-Staat Illinois hervorgeht. Eine Grand Jury wird eingeschaltet, um Beweise in möglichen Verbrechensfällen zu prüfen und zu entscheiden, ob Anklage erhoben werden soll. Smollett muss am 14. März vor Gericht erscheinen. Der 36-Jährige ist derzeit gegen Kaution auf freien Fuss.

Der Darsteller aus der TV-Serie «Empire» war im Februar wegen mutmasslicher Falschaussagen gegenüber der Polizei festgenommen worden. Laut Ermittlern bezahlte der Schauspieler zwei Männer, um die Attacke gegen ihn zu simulieren. Der Polizei zufolge wollte der schwule und afroamerikanische Schauspieler damit seine Karriere vorantreiben.

Figur aus Serie gestrichen

Smollett hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Nach Zahlung einer Kaution kam er vorerst frei. Bei einer Verurteilung könnte ihm eine Strafe von mehreren Jahren Gefängnis drohen. Aus den letzten beiden Folgen der Dramaserie «Empire» wurde seine Figur inzwischen entfernt.

Ende Januar behauptete der schwarze und offen schwul lebende Smollett, dass zwei maskierte Männer ihn erst mit rassistischen und homophoben Sprüchen beschimpft, verprügelt, ihn mit einer unbekannten Chemikalie bespritzt und dann ein Seil um seinen Hals geschlungen hätten. Er sei zum Tatzeitpunkt auf dem Heimweg in seine Wohnung in Chicago gewesen.

Mit Gage unzufrieden

Die Polizei prüfte zunächst ein mögliches Hassverbrechen. Doch warf sie Smollett nach mehrwöchigen Ermittlungen vor, die Attacke fingiert zu haben. Er habe für die Inszenierung zwei Männer angeheuert, weil er mit seiner Gage bei «Empire» unzufrieden gewesen sei und durch den Skandal seinen Namen habe bekannter machen sollen. Smollett hat dies zurückgewiesen.

Die Anklage in 16 Fällen bezieht sich auf acht Punkte rund um seine erste Aussage vor dem Polizisten, der auf den Notruf nach dem angeblichen Übergriff reagierte. Die anderen acht ergeben sich laut den Gerichtsakten aus Smolletts späteren Angaben vor einem Ermittler.

Die acht letzten Anklagepunkte sind besonders brisant, weil sie zwei Behauptungen umfassen, die weltweit für Aufsehen sorgten: Smollett sagte aus, dass er einen der Angreifer durch die Augenlöcher von dessen Maske als weissen Mann habe identifizieren können. Die am mutmasslichen Täuschungsmanöver beteiligten Brüder sind dunkelhäutig.

«Zorn über Rassismus ausgenutzt»

«Er nutzte den Schmerz und Zorn über Rassismus aus, um seine Karriere zu befördern», sagte der ebenfalls schwarze Chicagoer Polizeichef Eddie Johnson Ende Februar über Smollett, als dieser erstmals formal beschuldigt wurde. Der Darsteller habe den Gebrüdern 3500 Dollar für die inszenierte Attacke gezahlt.

Zudem hatte Smollett dem Ermittler gesagt, dass einer der Angreifer ihm eine Seilschlinge um den Hals gelegt habe. Dies werteten Johnson und ein Richter als besonders anstössigen Missbrauch eines Symbols, das an die grässliche Geschichte von Lynchmorden an Schwarzen in den USA erinnere.

veröffentlicht: 9. März 2019 00:27
aktualisiert: 9. März 2019 07:02
Quelle: SDA

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