Appenzeller Jass-Schiri hat ausgerechnet

16.08.2018, 08:06 Uhr
· Online seit 16.08.2018, 06:44 Uhr
Dani Müller kann gut mit Zahlen. Deshalb ist der Ausserrhoder beim «Donschtig-Jass» zuständig für das Rechnen. Nach acht Jahren beim Schweizer Fernsehen mischelt er am Donnerstag die Karten zum letzten Mal.
Lara Abderhalden
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«Das Rechnen finde ich beim Jassen das schönste», sagt Dani Müller. Wir sitzen in der Dorfbank in der Ausserrhoder Gemeinde Speicher, die von Dani Müller geleitet wird. Zahlen waren schon von klein auf seine Leidenschaft, erzählt er: «Ich habe als Kind immer Statistiken gemacht. Zahlen sind meins, Namen konnte ich mir noch nie merken.»

«Aufhören, wenn es am schönsten ist»

Am Donnerstag muss Dani Müller zum letzten Mal die Stiche der Jasser zusammenzählen und die Differenzen berechnen. Dann tritt der 56-jährige Ausserrhoder, der mittlerweile in Horn lebt, zurück. Seine Nachfolge übernimmt Schwingerkönig Jörg Abderhalden. «Ich war acht Jahre beim ‹Donnschtig-Jass› und sechs Jahre beim ‹Samschtig-Jass› – jetzt ist es an der Zeit, etwas anderes zu machen. Man soll immer dann aufhören, wenn es am schönsten ist.» Ausserdem habe ihn der Verkehr rund um Zürich regelmässig fast zum Verzweifeln gebracht: «Ich habe viele schöne Ortschaften gesehen, sass aber auch viel im Auto.»

Zu tun, das hat Dani Müller auch nach dem «Donnschtig-Jass» genug. Er ist zu 90 Prozent Bankleiter der Dorfbank in Speicher, sein Pensum beim SRF betrug 15 Prozent und nebenbei organisiert er noch Plausch- und Jassferien gemeinsam mit seiner Frau Claudia. Ausserdem haben die beiden noch ein Segelboot auf dem Bodensee, weshalb sie auch im thurgauischen Horn wohnen. Das Jassen wird in seiner Zeit nach dem Fernsehen nicht zu kurz kommen, sagt Dani Müller: «Vielleicht habe ich dann sogar mehr Zeit, um wieder mit meinen Freunden zu jassen.»

Viele Promis kennen gelernt

Bei seiner Zeit beim «Donnschtig-Jass» hatte Dani Müller immer wieder mit Prominenten zu tun. So lernte er Bundesräte wie Micheline Calmy-Rey, Doris Leuthard oder Alain Berset kennen. «Es war auch spannend, wenn wieder eine Miss- oder Ex-Miss-Schweiz kam.» Gross «plaudern» konnte er mit den Promis nicht, höchstens bei der Generalprobe ein wenig, die vor jeder Show stattgefunden hat.

«Dabei ist mir einmal ein Rechnungsfehler unterlaufen», gesteht Dani Müller. Vermutlich habe er sich zu wenig konzentriert, da es sich «erst» um die Generalprobe handelte. In Live-Sendungen hat der Jass-Schiedsrichter bis jetzt aber immer richtig gerechnet. Puff mit den Spielern gab es nie: «Die Teilnehmer sind nicht wütend, wenn sie verlieren. Sie freuen sich, bei der Sendung dabei sein zu dürfen.»

Als Telefonjasser angefangen

Um sich nicht zu verrechnen, versucht Dani Müller, nicht zu sehr im Kopf mitzuspielen. Zwar sehe er die Karten des Telefonjassers und desjenigen, der neben ihm sitzt, er versucht aber, die Karten so gut es geht auszublenden. «Ich mache mir schon Gedanken, wie ich jassen würde. Ob das richtig wäre, sieht man aber erst am Schluss.»

Angefangen hat Dani Müller als einfacher Teilnehmer. Vor 25 Jahren im Jahr 1993 war er Telefonjasser für Speicher gegen Stein im «Donnschtig-Jass». Vor rund zehn Jahren war er zweimal beim «Samschtig-Jass» als Teilnehmer dabei und lernte dort die Chefin kennen. Da die Sendung damals einen Nachfolger-Schiedsrichter brauchte, bewarb sich Dani Müller: «Beim Casting war ich grottenschlecht. Ich hatte die Grippe und habe mich verzählt, da ich den letzten Stich nicht mit einrechnete. Trotzdem haben sie mich genommen.»

Letzte Sendung in Heiden

Genommen und behalten – das hätten sie vermutlich auch noch länger, hätte sich Dani Müller vor rund einem Jahr nicht entschieden, zurückzutreten. «Ich freue mich, dass meine letzte Sendung in Heiden ist. Es ist purer Zufall und ich weiss, dass einige Leute, die ich kenne, vorbei kommen werden.» Gefeiert werde natürlich auch: «Die Sendung ist die letzte des Sommers, darauf, und auch auf den Abschied, wird bestimmt noch angestossen. Ich übernachte auf jeden Fall in Heiden.»

Dani Müller war die rechte Hand von Moderator Roman Kilchsperger. Unter anderem auch beim Mischeln:

veröffentlicht: 16. August 2018 06:44
aktualisiert: 16. August 2018 08:06

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