Man kann darüber diskutieren, wer das nach wie vor boomende SUV-Segment erfunden hat. Ob es die Amerikaner alleine waren oder und auch die Engländer oder die Japaner. Fest steht: BMW war es nicht. Der X5, das erste Sports Utility Vehicle der Bayern, hat erst zur Jahrtausendwende die Bühne betreten. Dafür hat es sich als fixe Grösse und als Vorreiter der X-Modellbaureihen etabliert. Kaum mit ernsthaften Offroad-Ambitionen. Was von vorne herein klargestellt wurde, mit der Platzierung als «Sports Activity Vehicle». Seine Eigenschaften hat der Fünfer-X über seine bald 20 Jahre anhaltende Modellkarriere und drei Generationen verfeinert. Er ist körperlich und in seiner Leistungsfähigkeit gewachsen, wurde technisch - elektronisch (siehe z. B. iDrive-System, Wankstabilisierung, Fahrerlebnischalter) - weiterentwickelt.
Körperliches Wachstum steht nicht im Vordergrund
Jetzt steht er vor seinem nächsten Evolutions-Schritt. Es ist an ihm mehr neu, als es auf den ersten Blick aussieht. Bei allem optischen Unterstreichen bayerischer Stämmigkeit (zum Beispiel dem vergrösserten Kühlergrill mit aktiver Luftklappensteuerung) stand körperliches Wachstum nicht im Vordergrund. Gerade um ein wenig mehr als dreieinhalb Zentimeter ist er auf 4,922 Meter in die Länge gegangen. Mit eingeklappten Außenspiegeln misst er in der Breite nun 2,004 Meter, in der Höhe deren 1,75. Auf jener modularen Heckantriebs-Plattform, die künftig vom 3er aufwärts alle BMW-Modelle trägt, ist auch der Radstand um 42 Millimeter auf fast drei Meter (2,975) in die Länge gestreckt. Das ergibt einen Laderaum, der ab 645 und maximal 1860 Liter Gepäck aufnehmen kann. Oder, optional, eine dritte Sitzreihe, was in dieser Grössenklasse mittlerweile zum Standard gehört.
Diverse Fahr-Assistenten
Neu eingerichtet ist das Cockpit. Auch bei BMW ist man voll digital geworden, im X5 feiert das neue Anzeige-Instrument Premiere, mit 12,3 Zoll grossem Display hinter dem Lenkrad. Der Screen des Infotainment-Systems prangt in gleicher Grösse am oberen Ende der Mittelkonsole. Die Starttaste ist an den Schalthebel gerückt. Erweitert ist die Sammlung an Fahr-Assistenten. Es kann inkludieren: Driving Assistant Professional mit weiterentwickelter, aktiver Geschwindigkeitsregelung samt Stop & Go-Funktion, Lenk- und Spurführungsassistent, Spurwechsel- und Spurverlassenswarnung, Seitenkollisionsschutz, Ausweichhilfe, Querverkehrs-, Vorfahrts- und Falschfahrwarnung, Nothalteassistent, der das Fahrzeug bei Bedarf selbsttätig abbremst und an den Strassenrand lenkt, Parkassistent mit automatisierter Längs- und Querführung. Ein neuer Rückfahrassistent übernimmt Lenkaufgaben beim Retourfahren auf dem Kurs des zuletzt vorwärts absolvierten Fahrmanövers über eine Distanz von bis zu 50 Metern. Zusätzlich möglich mit dem Parkassistent Plus: Surround, Top, Panorama und Remote 3D View.
Plug-In-Hybrid erhältlich
Motorisch konzentriert sich BMW auf Reihen-Sechszylinder mit jeweils drei Liter Hubraum, Benziner wie Diesel. Ersterer produziert 340 PS, Zweiterer hat als TwinTurbo 265 PS, in der vierfach zwangsbeatmeten Version bringt er es auf 400 PS. Alle Aggregate sind mit achtstufiger Automatik kombiniert. An sich haben die Bayern auch einen V8 (mit 462 PS) im Talon, der ist jedoch nicht für Europa bestimmt. Dafür wird das Antriebsprogramm im kommenden Jahr um einen permanent Allrad-getriebenen Plug-In-Hybriden angereichert. In dem kooperiert ein 3,0-Liter-Reihen-Sechser (286 PS) mit einem E-Motor (82 PS), das ergibt eine Systemleistung von 394 PS. Damit sind 140 Stundenkilometer elektrisch generierte Top-Speed möglich. Und/oder eine theoretische E-Reichweite von 80 Kilometern.
Nun doch ein bisschen Offroader
Zu all dem hat man nun doch auch Offroad-Ambitionen entwickelt. Im Aufpreis-Programm firmiert eine entsprechende Ausrüstung. Basis ist das überarbeitete Allradantriebs-System mit neuer Steuerung und hinterradbetonter Auslegung, garniert mit serienmässiger, elektronisch gesteuerter Dämpfer-Kontrolle. Das Hinterachsgetriebe mit Differenzialsperre soll für spürbares Plus an Agilität, Traktion und Fahrstabilität sorgen. Das Offroad-Paket (erfordert die optionale Zweiachs-Luftfederung) inkludiert Unterfahrschutz an Front und Heck sowie spezifischen Anzeigen im Instrumentenkombi- und Kontroll-Display. Vier Modi, per Tastendruck anwählbar, sorgen für das jeweils passendes elektronische Fahrprogramm-Setup auf Sand, Fels, Schotter oder Schnee. Dazu kommt eine Niveauregulierung, die offeriert einen Spielraum von acht Zentimetern. Das macht aus dem X5 noch keinen Sanddünen-Tänzer, auch angesichts von ab mehr als zwei Tonnen Gewicht, doch man kann ihn nun durchaus auch in steinige Wüsten schicken.
Damit ist das Sonderausstattungsprogramm beileibe noch nicht abgehakt, man kann das Feature Head Up-Display addieren und auch Laserlicht, mit doppelter Leuchtweite gegenüber LEDs: bis zu 600 statt 300 Meter reicht dann der Lichtstrahl, so hell wie Tageslicht.
Produktions- und damit Geburtsort des X5 ist nach wie vor Spartanburg in North Carolina, USA. Marktstart ist am 24. November. In der Preisliste steht er mit ab 84'400 Franken.
(Beatrix Keckeis-Hiller)