Kleber am Briefkasten

«Bitte» oder «Stopp»? Neues Reklameregime stösst auf Widerstand

· Online seit 10.08.2022, 05:44 Uhr
Wer nichts gegen Werbung einzuwenden hat, muss seinen Briefkasten vielleicht bald mit «Bitte Werbung» kennzeichnen. Ein Vorstoss zu einer «Opt-In»-Umstellung wurde im Nationalrat angenommen. Der geplante Systemwechsel sorgt aber auch für Kritik.

Quelle: TeleBärn

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Ist der «Bitte keine Werbung»-Kleber bald Geschichte? Im März hat der Nationalrat mit 96 zu 85 Stimmen eine Motion von Katja Christ (GLP/BS) angenommen. Künftig soll nur noch Werbung erhalten, wer dies explizit wünscht.

Kritik an dieser Umstellung kommt unter anderem vom Personalverband Transfair. Dort sieht man durch eine solche Änderung mindestens 4000 Arbeitsstellen bedroht. «Das sind Menschen mit einem kleinen Einkommen oder einer kleinen Rente, die sie so etwas aufbessern wollen», sagt Kerstin Büchel, Branchenleiterin Post & Logistik bei Transfair.

Der Präsident Berner KMU und SVP-Nationalrat Lars Guggisberg stellt sich ebenfalls gegen eine solche Systemänderung. Er befürchtet, dass Unternehmen so an Reichweite verlieren: «Besonders kleine und lokale Betriebe nutzen diese Art der Werbung in Briefkästen.»

Sinnlose Arbeitsplätze durch sinnvolle ersetzen

Anders sieht es GLP-Nationalrat Jürg Grossen: «Der grösste Teil der Werbung ladet nach Sekunden im Altpapier.» Auch das Argument mit den verlorenen Arbeitsplätzen kann der Frutiger nicht nachvollziehen: «Wir brauchen an vielen Orten Arbeitskräfte. Es ist kein Problem, wenn sinnlose Arbeitsplätze wegfallen und durch sinnvolle Arbeitsplätze ersetzt werden.»

Dieser Meinung sind auch von TeleBärn befragte Bernerinnen und Berner. Besonders jetzt müsse man bei vielen Dingen hinterfragen, ob es so etwas wirklich brauche, kommentiert eine Passantin.

Der Bundesrat beantragte 2020 eine Ablehnung der Motion. «Das heutige Opt-Out-Prinzip gilt seit mehreren Jahrzehnten und ist in der Bevölkerung gut bekannt», war in der Stellungsnahme zu lesen. Der Bundesrat argumentierte, dass der Nutzen eines Systemwechsels fraglich sei und  in keinem vernünftigen Verhältnis zum einhergehenden Aufwand stehe.

(dak)

veröffentlicht: 10. August 2022 05:44
aktualisiert: 10. August 2022 05:44
Quelle: BärnToday

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