Krieg in der Ukraine

Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur: Das kann man in der Schweiz studieren

· Online seit 05.01.2023, 19:32 Uhr
Dörfer in Trümmern, Häuser ohne Wasser und Strom: Der Wiederaufbau nach dem Krieg wird eine Herkulesaufgabe. Die Berner Fachhochschule vermittelt geflohenen Ukrainerinnen das nötige Wissen.
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Natali Terekhova ist wegen des Ukraine-Krieges mit ihren vier Kindern in die Schweiz geflüchtet. Hier möchte sie den Wiederaufbau-Lehrgang besuchen: «Ich möchte die Zeit hier in der Schweiz bestmöglich nutzen, weil ich will, dass meine Kinder eine Zukunft in der Ukraine haben.»

Nach dem Ausbruch des Krieges war für die Berner Fachhochschule (BFH) klar, dass sie Unterstützung leisten möchte. Sie hat den Studiengang «Rebuild Ukraine» auf die Beine gestellt – ein sogenanntes CAS (Certificate of advanced studies). Unter der Leitung von Thomas Rohner wurde die speziell auf Ukrainerinnen zugeschnittene, praxis-nahe Weiterbildung entwickelt. Weil wehrfähige Männer eingezogen wurden, sind es in erster Linie Frauen, die daran teilnehmen.

Unterstützung für Projekte vor Ort

«Wir machen während des CAS bereits interdisziplinäre Projektarbeiten», erklärt Rohner. Die Themen kämen direkt aus der Ukraine: «Ein Dorf, eine Kommune braucht zum Beispiel einen Kindergarten. Das heisst, der direkte Link zur Ukraine ist während des Lehrgangs gegeben.»

Das Angebot der Fachhochschule wird vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) unterstützt. Um die Studiengebühren zu decken, ist die BFH aber auch auf Sponsorengelder angewiesen.

Das Holzhandels- und Logistikunternehmen Kuratle Group aus dem aargauischen Leibstadt hat drei Patenschaften übernommen. Als sie von dem CAS hörte, war für Corinne Kuratle schnell klar, dass sie dem Land auf diesem Weg helfen will: «Die Menschen in der Ukraine brauchen Unterstützung. Durch das Projekt können sie ihr Schicksal besser in die Hand nehmen.»

Fortsetzung des Studiums möglich

Falls die Studentinnen nach dem Ende des Lehrgangs noch nicht in ihr Land zurückkehren können, besteht laut Rohner die Möglichkeit, die Ausbildung weiterzuführen. «Wir können sie in einen Bachelor- oder Master-Lehrgang hineinnehmen. Oder ihnen sogar die Möglichkeit geben, dass sie einen Doktortitel erwerben, aufbauend auf dem Wissen, das sie im CAS erlangt haben.»

Natali Terekhova möchte nach der Weiterbildung gerne in ihre Heimat zurück, um das Gelernte einzusetzen. «Es ist mein Land, ich liebe es. Wenn es möglich und sicher ist, kehre ich zurück.»

veröffentlicht: 5. Januar 2023 19:32
aktualisiert: 5. Januar 2023 19:32
Quelle: BärnToday

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