CCC distanziert sich von Südostschweizer «Ableger»

· Online seit 28.05.2018, 11:28 Uhr
Der «Chaos Computer Club» der Region Südostschweiz will eine Online-Plattform für Whistleblower gründen und sieht sich als Mitglied der Schweizer Ur-Organisation. Diese warnt in einer Mitteilung vor dem geplanten Swiss Leaks.
Laurien Gschwend
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Nach dem Bündner Baukartell-Skandal wurde vergangene Woche bekannt, dass die neue Online-Plattform Swiss Leaks künftig eine sichere Anlaufstelle für Schweizer Whistleblower sein soll. Wie die Initianten mitteilten, planen sie, in diesem Sommer online zu gehen. Mittels Crowdfunding werden 30'000 Franken für den Aufbau und den Betrieb gesammelt.

Hinter Swiss Leaks - auf der Plattform sollen Whistleblower anonym Missstände aufdecken können - steht unter anderem der neu gegründete Chaos Computer Club Südostschweiz. Der «CCC SO» versteht sich als dezentrale Einheit des CCC Schweiz.

CCC warnt vor Swiss Leaks

Dass Swiss Leaks und einer der Urheber, der CCC Südostschweiz, mit dem CCC Schweiz in Verbindung gebracht werden, stösst letzterem sauer auf. «Der Chaos Computer Club (CCC) distanziert sich von der angekündigten Plattform Swiss Leaks und deren Urheberverein Chaos Computer Club Südostschweiz», heisst es am Montag in einer Mitteilung. «Wir warnen davor, der Plattform Swiss Leaks nur wegen unseres Namens besonders zu vertrauen.» Eine Nähe des Südostschweizer CCC-«Ablegers» zum CCC und seinem schweizerischen Landesverband bestehe nicht.

«Diskussion rund um digitale Revolution»

Mitte März schaffte es der Chaos Computer Club Südostschweiz mit Sitz in Schiers zum ersten Mal in die Medien. Die in der «Südostschweiz» beschriebene Kernabsicht der Gründergruppe aus zehn Computerexperten: «sich in die Diskussion rund um die Vor- und Nachteile der digitalen Revolution einzuschalten». Damals sagte Präsident Luzi Stadler, der «CCC SO» habe bereits ein Gesuch gestellt, um dem Chaos Computer Club Schweiz beitreten zu können. Er kündigte einen «Chaos Alpen Kongress» an, einen Anlass für Wirtschaftsvertreter. Auch davon will der Schweizer CCC nichts wissen.

Der CCC ist gemäss eigenen Angaben die grösste europäische Hackervereinigung und betrachtet sich als nicht-staatliche Organisation. Der CCC fordert ein Menschenrecht auf weltweite, ungehinderte Kommunikation und engagiert sich für einen freien Zugang zu Wissen und zu Computern.

Schicksal von Quadroni als Auslöser

Als Auslöser für die Gründung von Swiss Leaks geben die Initianten das Schicksal des Bündner Baumeisters Adam Quadroni an, der als reuiges Kartellmitglied massgeblich zur Aufdeckung des Baukartell-Skandals in Graubünden beitrug.

Ende April hatte die Wettbewerbskommission Weko mitgeteilt, dass Bauunternehmen im Unterengadin über Jahre hinweg Beschaffungen im Hoch- und Tiefbau manipuliert haben. Sieben Firmen wurden mit insgesamt 7,5 Millionen Franken gebüsst. Der Fall ist noch nicht abgeschlossen, ein gebüsster Bauunternehmer hat ihn vors Bundesgericht gebracht.

veröffentlicht: 28. Mai 2018 11:28
aktualisiert: 28. Mai 2018 11:28
Quelle: lag/SDA

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