Fragen und Antworten

Bund will nicht verschärfen – Kantönligeist soll regeln

24.11.2021, 17:01 Uhr
· Online seit 24.11.2021, 16:44 Uhr
Der Bund schätzt die Coronalage als kritisch ein, wartet jedoch noch mit Verschärfungen ab. Weil sich die Pandemie regional unterschiedlich entwickle, sollen die Kantone notwendige Massnahmen ergreifen. Das musst du zur heutigen Medienkonferenz wissen.

Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher

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Wie sieht die aktuelle Coronalage aus?

Die Zahlen der Neuinfektionen sowie der Hospitalisationen steigen seit Mitte Oktober 2021 wieder stark an. Die täglichen Coronafälle haben einen neuen Jahreshöchststand erreicht. Vor allem stecken sich Jugendliche an, hospitalisiert werden hauptsächlich ältere Personen. Der Bundesrat schätzt die Situation als «kritisch» ein, will jedoch abwarten.

Die Situation sei kritisch – warum handelt der Bund nicht?

Der Bund will abwarten und mit kantonalen Massnahmen die Spitäler entlasten. Die Frage, ob die Abstimmung vom Sonntag über das Covid-Gesetz den Entscheid beeinflusst habe, verneint Berset. Massgebend sei vor allem die Situation in den Spitälern. Diese sei derzeit noch nicht im kritischen Bereich.

Hat der Bundesrat nichts aus dem letzten Jahr gelernt? Die Situation sei anders, so Berset. Man habe mehr Geimpfte. Insgesamt seien 80 Prozent der Bevölkerung jetzt immunisiert.

Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher

Das heisst, es ändert sich gar nichts für mich?

Der Bund übergibt die Federführung den Kantonen. Er argumentiert, dass die Zahlen je nach Region unterschiedlich stark steigen würden. Das sei auf die unterschiedliche Impfquote zurückzuführen. «Jeder Kanton muss für sich schauen, weil jeder seine Bevölkerung am besten kennt.»

Nach wie vor fordert der Bund das Volk auf, die wichtigsten Coronaregeln konsequent einzuhalten: Abstand halten, Maske tragen, Handhygiene, regelmässiges Lüften von Innenräumen und Testen bei Symptomen. Mit diesen Basismassnahmen will der Bund eine Überlastung der Spitäler verhindern.

Welche weiteren Massnahmen müssten die Kantone ergreifen?

Eine wichtige Massnahme sei es, die Maskenpflicht auszuweiten – vor allem in den Schulen. Dies hat Graubünden bereits getan. Weiter dürfte eine Homeoffice-Pflicht die steigenden Zahlen bremsen. Auch Kapazitätsbeschränkungen seien eine wirkungsvolle Massnahme.

Kantone, die noch keine repetitiven Tests in den Schulen durchführen, müssten das nachholen. Auch eine Zertifikatspflicht für Mitarbeitende und Besuchende in Gesundheitseinrichtungen erachtet der Bund als notwendig.

Der Bund möchte auch das Impfen weiter fördern. Vor allem die Booster-Impfung solle so schnell wie möglich durchgeführt werden, fordert er.

Was verlangen die Kantone vom Bund?

Die Kantone wollen verschärfen, aber schweizweit. Der Bund solle das Zepter in die Hand nehmen. Ein Massnahmen-Flickenteppich müsse verhindert werden.

Die Kantone sollten ihren Spielraum nutzen, auch wenn dieser limitiert sei, sagte Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Konferenz der Gesundheitsdirektorinnen und Gesundheitsdirektoren (GDK), in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen. Sollte das nicht reichen, um auf die hohen Infektionszahlen zu reagieren, müsse der Bundesrat aktiv werden.

Müssen sich Geimpfte auch an die Basismassnahmen halten?

Bei Geimpften nimmt der Schutz vor Ansteckungen ab. Nach sechs Monaten liegt er nur noch bei 50 Prozent. Deshalb müssten auch Geimpfte unbedingt die Basismassnahmen einhalten und möglichst bald boostern lassen.

Nach einer Auffrischungsimpfung liegt der Schutz bei über 65-Jährigen bei 80 Prozent. Bei den unter 65-Jährigen liegt er bei über 90 Prozent, wie die Grafik des Bundes zeigt.

Gibt es wieder Gratistests, solange noch nicht alle boostern können?

Am Mittwoch sei das nicht diskutiert worden, so Berset. Es sei aber ein Antrag einer Kommission gestellt worden, deshalb werde man dies überprüfen. Aber es sei noch nichts entschieden.

Wie war das noch einmal mit den Booster-Impfungen?

Gemäss Tanja Stadler, Präsidentin der National Covid-19 Science Taskforce, liesse sich die Hälfte aller Hospitalisationen durch eine Erst-und Zweitimpfung verhindern. Die andere Hälfte mit der Auffrischimpfung.

Können wir mit Verschärfungen nach der Abstimmung rechnen?

Der Bund fährt wie schon letztes Jahr eine «riskante Strategie» und beobachtet die Entwicklung. Seitdem sich alle Personen ab zwölf Jahren impfen lassen dürfen, würden sich die Massnahmen darauf richten, das «Gesundheitssystem zu erhalten».

Falls die kantonalen Massnahmen sowie die geltenden Basisregeln die Pandemie nicht bremsen, würden verschärfte Massnahmen folgen.

(kmu)

veröffentlicht: 24. November 2021 16:44
aktualisiert: 24. November 2021 17:01
Quelle: PilatusToday

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