Bundesratssitzung

Covid-Zertifikatspflicht: Nach dem Zögern folgt die Durchsetzung

08.09.2021, 05:39 Uhr
· Online seit 07.09.2021, 17:30 Uhr
Seit Tagen und Wochen diskutiert die Schweiz über die Ausweitung der Covid-Zertifikatspflicht. Gut möglich ist, dass diese am Mittwoch vom Bundesrat beschlossen wird, und zwar schon auf Montag.
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Wer ins Fussballstadion oder an ein Konzert geht, weiss, dass er oder sie ein Zertifikat benötigt, welches belegt, dass man negativ auf Corona getestet, genesen oder geimpft ist. Nun könnte das Zertifikat auch beim Kaffee, dem Kinoabend oder auf dem Laufband zur Pflicht werden. Und dies schon ab kommendem Montag.

Wieso erst jetzt?

Der Bundesrat brachte das Covid-Zertifikat für Beizen, Kinos und Fitnesszentren bereits vor zwei Wochen auf den Tisch, doch er liess sich mit der Entscheidung Zeit. Nun soll das Zertifikat eingeführt werden. Verschiedene Unternehmen und Beizen sind dem Bundesrat bereits zuvorgekommen, auch einige Kantone diskutieren über die eigenständige Einführung der Zertifikatspflicht. Den altbekannten Flickenteppich will der Bundesrat wohl vermieden, wie verschiedene Medien berichten.

Lage in Spitälern prekärer als angenommen

Der Entscheid dürfte vor allem wegen der angespannten Situation in den Spitälern bestärkt werden. Laut aktuellsten Zahlen sind die Intensivstationen zu 76,1 Prozent ausgelastet. Wieso dieser Wert problematisch ist, liest du hier. Ein Drittel der Betten ist von Covid-Patienten belegt, wie das BAG am Dienstag bekannt gab.

Dazu täuscht die Statistik: Wegen des akuten Personalmangels können bei weitem nicht alle Betten betreut werden. Die Situation auf den Intensivpflegestationen ist angespannter als bisher angenommen.

Wer stellt sich dagegen?

Die Kantone stärken dem Bundesrat grundsätzlich den Rücken und auch die Parteiführungen – ausgenommen der SVP – sind pro Covid-Zertifikat. Widerstand gibt es bekanntlich von einigen Branchen wie der Gastronomie. Wobei das Zertifikat sogar die Meinungen innerhalb der Gastrobranche spaltet.

Weiter könnten sich am Mittwoch bei der Bundesratssitzung zwei Regierungsmitglieder quer stellen. Die SVP-Vertreter Ueli Maurer und Guy Parmelin können der Zertifikatspflicht in Beizen nicht viel abgewinnen. So sagte beispielsweise Ueli Maurer gegenüber dem Sonntagsblick: «Bei Massenveranstaltungen geht es. Aber Servicepersonal, das zum Beispiel Berufsleuten ohne Zertifikat beim Znüni den Kaffee verweigert? Das gibt ein Puff», sagte der Finanzminister.

(lae)

veröffentlicht: 7. September 2021 17:30
aktualisiert: 8. September 2021 05:39
Quelle: FM1Today

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