Coronavirus

Es gibt mehr Coronatote als die Statistik zeigt

02.05.2020, 08:23 Uhr
· Online seit 02.05.2020, 08:20 Uhr
Die Statistik der Coronatoten in der Schweiz weist Lücken auf. Fakt ist, es sind mehr Leute an den Folgen des Virus gestorben, als die offiziellen Sterbezahlen zeigen.
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Aufgrund der Sterbezahlen der vergangenen fünf Jahre berechnet das Bundesamt für Statistik wie viele Leute normalerweise in einer Woche sterben. Diese erwarteten Todesfälle vergleichen die Statistiker mit den Todesfällen, die laufend von den Zivilstandsämtern eingehen und hochgerechnet werden. Die Differenz ergibt die Übersterblichkeit, welche jeweils bei Grippe- und Hitzewellen auftaucht.

Die neusten Zahlen zeigen: In den fünf Wochen um den Höhepunkt der Coronakrise von Mitte März bis April sind in der Schweiz 1660 Menschen mehr gestorben als in dieser Zeit üblich. Aber nur 1210 davon tauchen in der Statistik des Bundesamts für Gesundheit mit den Covid-19-Todesfällen auf. Es bleiben also 450 Todesfälle übrig, die mit der offiziellen Statistik nicht erklärt werden können, schreibt das Tagblatt.

Mehr Coronatote als angenommen

Dass die 450 Todesfälle mit dem Coronavirus zusammenhängen, zeigt der parallele Verlauf der Kurven der Übersterblichkeit und der Coronatoten. Zudem ist die Übersterblichkeit in der Genferseeregion, im Tessin und in der Nordwestschweiz am grössten. Also in jenen Gebieten, in denen die Bevölkerung am stärksten infiziert ist.

Eine mögliche Erklärung für die fehlenden Zahlen ist die Tatsache, dass das Bundesamt für Statistik nur jene Todesfälle als Coronatote beziffert, die zuvor positiv auf Covid-19 getestet wurden. Jedoch sind viel Leute auch ohne einen positiven Test an den Folgen des Coronavirus gestorben.

Viele Menschen meiden das Spital

Eine andere Erklärung ist, dass viele Leute mit potenziell tödlichen Krankheiten die Spitäler aus Angst vor dem Coronavirus meiden. Diese Vermutung bestätigt Hans Rickli, Chefarzt der Kardiologie am Kantonsspital St.Gallen. «Wir haben bereits jetzt eine Reihe von Patientinnen und Patienten, welche ihren Herzinfarkt zu Hause durchgemacht haben und nun mit Verzögerung mit Herzschwäche ins Spital kommen.» Dies kann bei Herzinfarkten und Schlaganfällen fatal sein.

(red.)

veröffentlicht: 2. Mai 2020 08:20
aktualisiert: 2. Mai 2020 08:23
Quelle: FM1Today

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