Coronavirus

In acht Tagen aus dem Shutdown: Thurgauer will Bevölkerung zweimal testen

06.03.2021, 08:56 Uhr
· Online seit 05.03.2021, 19:58 Uhr
Thomas Krech hat einiges vor: Der Thurgauer Arzt und Unternehmer ist überzeugt, die Schweiz in nur acht Tagen aus dem Shutdown zu holen. Dafür will er sämtlichen Haushalten Selbsttests schicken. Roche und die Post sollen dabei helfen.

Quelle: tvo

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Sein Plan erscheint auf den ersten Blick aussichtslos. Doch der Thurgauer Unternehmer und Mediziner Thomas Krech hat recherchiert und seine Abklärungen hätten ergeben, dass das Pharmaunternehmen Roche die benötigten Millionen von Schnelltests liefern kann, schreibt «nzz.ch». Und die Post habe ihm bestätigt, dass sie die Verteilung in alle Haushalte organisieren könnte. «Man kann so dem Virus auf einen Schlag den Nährboden entziehen. Wenn man die Infizierten erkennt, schickt man diese in Isolation», sagt Thomas Krech gegenüber TVO.

Testergebnisse online erfassen

Und so sieht Krechs Acht-Tage-Plan konkret aus. Am Tag 0 werden 10 Millionen Antigen-Schnelltests an alle Haushalte im Land sowie an die Grenzübergänge versandt. Das Bundesamt für Gesundheit arbeitet noch an der Zulassung dieser Schnelltests, die wie ein Schwangerschaftstest alleine durchgeführt werden und nach ein paar Minuten ein Resultat hervorbringen. Am ersten Tag führen die Leute den Test durch. Grenzgänger und andere Einreisende müssen sich auch testen lassen. Die Testergebnis werden danach online in einer zentralen Datenbank erfasst.

40'000 Personen auf einmal in Isolation

Am zweiten Tag sollen alle, die ein positives Ergebnis hatten, einen PCR-Test machen. Das Röhrchen für den Spucktest wird nach Hause geschickt. Der Zweittest soll vermeiden, dass Tausende unnötig in Isolation geschickt werden. Tag drei: Wer beim PCR-Test erneut ein positives Resultat hat, muss zehn Tage in Isolation. Realistische gesehen, sagt Krech, seien das etwa 40'000 Personen. Am vierten Tag wird die zweite Ladung von 10 Millionen Selbsttests in die Haushalte geschickt.

Am Tag fünf wird dafür gesorgt, dass niemand vergessen geht, der schon am Tag 1 infiziert war, aber noch nicht genug Viren im Körper hatte. Tag sechs: Es werden wieder PCR-Tests durchgeführt, aber nur bei positivem Befund. Und einen Tag darauf, also Tag sieben, müssen all die, die einen positiven PCR-Test vorweisen in Isolation. Krech rechnet mit ungefähr 8000 Personen. Tag 8: Fertig Shutdown. Wenn genug Haushalte mitmachen, ist ein grosser Teil aller Infizierten erkannt und isoliert. Die Fallzahlen sollten schlagartig massiv sinken. Gemäss Krech könnten Bund und Kantone dann die Einschränkungen des sozialen und wirtschaftlichen Lebens sofort aufheben – ohne Risiko.

Ab Tag neun sollen an den Grenzübergängen weiterhin alle Einreisenden einen Schnelltest machen, Grenzgänger alle fünf Tage. Ausserdem sollen weiterhin Massentests durchgeführt werden, aber nicht flächendeckend sondern in Altersheimen, an Flughäfen, in Zügen oder Bussen. Doch die ganze Übung steht und fällt mit der Schweizer Bevölkerung. Wenn nur ein kleiner Teil mitmacht, dürfte der ganze Plan nicht mehr als viel Kosten verursachen. Deshalb will Krech die Tests für freiwillig erklären und so die Motivation erhöhen. Auch die Impfungen tragen einen wesentlichen Teil zu Krechs Strategie bei.

«Die Schweiz ist keine Insel»

Der Ansatz von Krech ist auch für den Kanton Thurgau interessant. Bis Mitte April arbeitet der Kanton an einer eigenen Test-Strategie. Regierungsrätin Cornelia Komposch ist überzeugt, dass die Idee von Thomas Krech rein logistisch funktionieren könnte. «Es stellt sich aber die Frage, ob die Bevölkerung bereit ist, diese Tests durchzuführen. Wenn die flächendeckenden Tests nicht konsequent durchgeführt werden, ist das Konzept zum Scheitern verurteilt.»

An der Medienkonferenz des Bundesrats am Freitag wird auch Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG, mit der Frage nach der Effizienz der Strategie konfrontiert. «Es wäre illusorisch zu denken, dass wir nach einem Mal Testen alle positiven Fälle in der Schweiz finden. Es gibt gewisse Fehlerquoten bei den Tests und es spielt eine Rolle, in welchem Infektionsstadium sich die Person befindet. Man müsste die Tests über längere Zeit wiederholen. Die Schweiz ist keine Insel, es wird immer wieder Importe von Viren geben.»

Quelle: CH Media Video Unit

400 Millionen Franken-Plan

Thomas Krech betreibt in Frauenfeld die Misanto AG. Seine Firma führt einen grösseren Teil der Corona-Tests im Thurgau durch. Sein Konzept wird am Freitag in der «Gewerbezeitung» erscheinen. Der Schweizerische Gewerbeverband setzt sich für einen Ausstieg aus der «Lockdown-Logik» ein. Die Vorbereitung der Logistik, der Tests und der IT soll etwa zwei Wochen dauern. Kosten soll der ganze Spass 400 Millionen Franken, danach täglich etwa 10 Millionen für die Tests an den Grenzen. Dies sei deutlich weniger, als die jetzige Strategie kostet.

(red.)

veröffentlicht: 5. März 2021 19:58
aktualisiert: 6. März 2021 08:56
Quelle: FM1Today

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