Coronavirus

Ostschweizer Schüler turnen draussen oder mit Schutzkonzept

· Online seit 03.11.2020, 07:43 Uhr
Seit Montag gilt an den Ostschweizer Schulen ein neues Schutzkonzept. Geturnt werden darf in der Volksschule fast normal, wobei der Kantönligeist hier unterschiedliche Konzepte zutage bringt. Mittel- und Berufsschulen turnen mit Schutzmaske oder verlegen den Unterricht nach draussen.
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«Sportstunden sollen trotz Schutzmassnahmen weiter stattfinden, die Kinder und Jugendlichen brauchen Bewegung.» Da sind sich Amtsvorstehende und Rektorinnen und Rektoren unterschiedlicher Schulen im ganzen FM1-Land einig. Die tatsächliche Gestaltung des Unterrichts allerdings variiert von Kanton zu Kanton und von Schulstufe zu Schulstufe.

«Nicht-schwitzende Sportlektionen» an St.Galler Berufsschulen

Am härtesten treffen die neu geltenden Schutzmassnahmen des Bundesrates die Mittelschulen und Berufsschulen. Die Schülerinnen und Schüler müssen während des Unterrichts immer eine Schutzmaske tragen, das gilt auch für den Sport. Nur wenn der Abstand genug gross ist, darf die Maske abgenommen werden.

Die St.Galler Berufsschulen haben sich deshalb dazu entschieden, den Sportunterricht in seiner Normalform einzustellen. «Nach einer gemeinsamen Sitzung mit allen Rektoren und dem Kanton haben wir entschieden, den Sportunterricht einzustellen, Garderoben und Duschen bleiben geschlossen», sagt Daniel Kehl, Rektor des Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrum GBS St.Gallen.

Die Berufsschülerinnen und -schüler haben nur alle zwei Wochen Sportunterricht im Stundenplan, da sie jede Woche nur einen Tag in der Schule sind. Die Sportlektionen entfallen aber nicht ersatzlos. «Es werden Lektionen durchgeführt, bei denen man nicht übermässig schwitzt, beispielsweise Spaziergänge oder Bike-Ausflüge. Die Schüler müssen den ganzen Tag im Unterricht Maske tragen, die speziellen Sportlektionen sollen ihnen die Möglichkeit geben, einmal durchatmen zu können und Sauerstoff zu tanken», sagt Daniel Kehl. Die Lehrpersonen hätten den Samstag damit verbracht, die entsprechende Umsetzung der Weisungen auszuarbeiten. «Ich denke, das ist ein vertretbarer Weg für die Berufsschule», sagt Kehl. Sie gilt im gesamten Kanton St.Gallen.

Kantonsschule: Sport mit Masken oder an Ort und Stelle

Während an den St.Galler Berufsschulen Sportunterricht mit Maske keine Option gewesen wäre, ist dieser für Kantonsschulen im FM1-Land seit Montag Alltag. «Wir haben trotzdem noch viele Optionen und ausgebildete Sportlehrkräfte mit einem grossen Repertoire an Möglichkeiten abseits des Kontaktsportes», sagt Elisabeth Steger, Rektorin der Kantonsschule Trogen. Masken werden dort getragen, wo der Abstand nicht eingehalten werden kann, beispielsweise beim Geräteturnen. «Ausserdem werden die Wege ausserhalb der Turnhalle kanalisiert, in den Garderoben und Duschen.» So werden enge Kontakte vermieden.

Auch an der Kantonsschule Romanshorn wird der Turnunterricht weitergeführt. «Natürlich wird auf Kontaktsportarten wie Fussball oder Kampfsport verzichtet. Im Kraftraum und in der Turnhalle herrscht grundsätzlich Maskenpflicht», sagt Rektor Stefan Schneider. Anstelle von praktischem Turnunterricht Theorielektionen durchzuführen, ist keine Option. «Der Sport ist wichtig, damit sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen bewegen können.» Die Stimmung bei den Schülerinnen und Schülern sei gut, die Maskenpflicht werde akzeptiert.

Die Kantonsschule Kreuzlingen versucht, den Sportunterricht ohne Masken abzuhalten. «Dafür verzichten wir auf Sport im Raum und setzten auf Bewegung an Ort. Jede Schülerin und jeder Schüler hat seine eigene Zone, so dass der Abstand eingehalten werden kann. Es werden Fitnessübungen gemacht, Yoga oder Choreographien», sagt Rektor Marcello Indino. Werden die Massnahmen weiter verschärft, würden die Kantonsschüler Bewegungsaufträge für Zuhause erhalten. «Wir sind im Alltag schon so eingeschränkt, deshalb ist es sehr wichtig, dass Bewegung ein fester Bestandteil der Unterrichtszeit bleibt», sagt Indino.

Sport an den Volksschulen «fast wie immer»

Während die Mittelschulen strenge Regeln einhalten müssen, gelten auf Stufe der Volksschulen weniger radikale Vorschriften. Der Sportunterricht soll wenn möglich draussen stattfinden, im Kanton St.Gallen müssen auf Sekundarstufe Halbklassen gebildet werden. Andere Ostschweizer Kantone verzichten auf diese Beschränkung der Klassengrössen. «Wir achten nun darauf, dass wir Abstand halten, da gibt es draussen natürlich viel bessere Möglichkeiten und Bedingungen», sagt Andreas Näf, Schulleiter im Arboner Sekundarschulhaus Stacherholz.

Dass im Kanton St.Gallen Halbklassen gebildet werden müssen, schränkt den Turnunterricht nicht ein. «Mit der Trennung von Mädchen und Knaben im Sportunterricht ist das einfach zu lösen», sagt Thomas Eberle, Leiter am Gossauer Oberstufenzentrum Buechenwald. Die Maskenpflicht gilt für die Oberstufenschüler auf allen Verkehrsflächen, also auch in den Garderoben. «Der Rhythmus muss sich jetzt erst einmal einpendeln. Beim Duschen schauen wir, dass gestaffelt geduscht wird, die Jugendlichen rufen aus der Garderobe, wenn sie fertig sind, so dass jeweils nur vier Personen gleichzeitig duschen.»

Anders in Appenzell, wo der Kanton keine verschärften Regeln herausgegeben hat. «Im Sportunterricht schauen die Lehrpersonen schon länger, dass auf Kontaktsport verzichtet wird», sagt Thomas Mainberger, Schulleiter in Appenzell. «Die Lehrpersonen sind Profis und wissen, wie sie den Unterricht gestalten müssen.»

Schwierig sei vor allem, den Kindern und Jugendlichen verständlich zu machen, dass im Schulsport teils strengere Regeln gelten als im Vereinssport. «Wir verhindern eine Klassendurchmischung und schauen auf den Abstand. Am Abend gehen die Kinder aber in den FC, wo sie das nicht mehr müssen. Da müssen wir einen guten Weg finden», sagt Thomas Mainberger. Deshalb sei man auch in Kontakt mit dem kantonalen Amt, Anpassungen würden stetig geprüft und wenn nötig vorgenommen.

Sportschule: «Die Situation ist deutlich besser als im Frühjahr»

Auch die Sportschule Net in Kreuzlingen, die als Talent Campus für junge Nachwuchssportler geführt wird, darf den Sportunterricht weiter vor Ort durchführen. Das sei für die 12- bis 15-jährigen Jugendlichen sehr wichtig, sagt Schulleiterin Sarah Rappold. «Für die Kinder ist die Situation belastend. In diesem Alter messen sie sich gerne in Wettkämpfen miteinander, diese wurden aber alle abgesagt. Das persönliche Coaching und die physische Anwesenheit sind deshalb gerade sehr wichtig.»

Kontaktsportarten dürfen auch an der Net nicht ausgeübt werden, nebst viel mentalem Training werden die Talente physisch vor allem in den Bereichen Kraft und Kondition gefördert. «Durch die Einschränkungen im Kontaktsport rücken nun andere Dinge wie die Fitness in den Fokus», sagt Sarah Rappold. Die Situation sei aber viel besser als noch im Frühjahr, als die Schulen komplett geschlossen waren. «Demgegenüber findet der Sportunterricht fast normal statt.»

veröffentlicht: 3. November 2020 07:43
aktualisiert: 3. November 2020 07:43
Quelle: FM1Today

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