Corona-Massnahmen

Personenbeschränkungen und Clubschliessungen: Das hat sich in einem Jahr verändert

29.10.2021, 05:48 Uhr
· Online seit 29.10.2021, 05:37 Uhr
Vor einem Jahr hat der Bundesrat wegen eines starken Anstiegs der Corona-Zahlen strenge Massnahmen verordnet. Es wurden Personenbeschränkungen für Treffen sowie Sperrstunden beschlossen. Heute sieht die Situation in der Schweiz anders aus. Wir ziehen einen Vergleich.
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«Die Ansteckungen steigen jeden Tag. Der Bundesrat hat deshalb zusätzliche Massnahmen beschlossen, die ab Mitternacht greifen.» Sätze wie diese lassen uns jedes Mal aufhorchen, wir sind sie uns mittlerweile aber auch ein wenig gewohnt. Vor genau einem Jahr zogen die Bundesräte Alain Berset, Simonetta Sommaruga und Guy Parmelin genau mit diesen Worten die ganze Aufmerksamkeit der Schweizer Bevölkerung auf sich. Am 28. Oktober wurde in Bern nämlich ein neues Massnahmenpaket präsentiert, das bereits am nächsten Tag in Kraft treten sollte. Die Massnahmen waren weitreichend: Sperrstunde nach 23 Uhr, Beschränkungen von privaten Treffen auf maximal zehn Personen und Maskenpflicht im öffentlichen Raum – auch draussen.

Die Massnahmen veränderten unser Leben in den Monaten danach stark, das soziale Leben wurde auf ein Minimum zurückgefahren. Mittlerweile dürfen wir uns wieder in grösseren Gruppen treffen, nach 23 Uhr eine Bar besuchen und Masken müssen oft nur noch in geschlossenen Räumen getragen werden. Geimpfte, Genesene und Getestete geniessen zudem noch ein paar Freiheiten mehr. Doch inwiefern hat sich unsere Situation bezogen auf Fallzahlen, Spitaleinweisungen und Massnahmen geändert?

So hat sich die Situation verändert

Nach einem relativ guten Sommer mit tiefen Fallzahlen stiegen die Corona-Ansteckungen Anfang Oktober 2020 stark an und verdoppelten sich im Wochentakt. Am 26. Oktober (Vergleichsdatum) wurden mehr als 10'000 neue Fälle innert 24 Stunden gemeldet, der 7-Tages-Durchschnitt lag bei 7700. Nicht nur die Fallzahlen schossen in die Höhe, auch wurden immer mehr Hospitalisierungen gemeldet. Am 26. Oktober waren es fast 250. Zudem wurden 20 Todesfälle verzeichnet.

Der Bundesrat musste schnell handeln, um den starken Anstieg bremsen zu können. Am 29. Oktober traten deshalb die neuen Massnahmen in Kraft. Bis die Wirkung jener jedoch eintrat, dauerte es nochmals Wochen. Am 2. November 2020 wurde mit 10'500 Fällen innert 24 Stunden der höchste Stand der täglichen Fallzahlen in der ganzen Pandemie gemessen. Bereits am 30. Oktober wurden mit mehr als 300 Spitaleintritten ein Rekord erreicht. Am 12. November wurden mit 109 die meisten Todesfälle gemeldet.

Die Fallzahlen gingen von da an langsam zurück. Einen Monat nach Einführung der neuen Massnahmen wurden nur noch 1700 Neuinfektionen gemeldet, der 7-Tages-Durchschnitt lag aber noch immer bei 3700 Fällen. 120 Personen mussten am 29. November ins Spital eingewiesen werden, mehr als 80 Personen starben.

Die Zahlen heute sind im Vergleich mit dem Herbst vor einem Jahr deutlich tiefer. Inzwischen sind auch 63 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Am 26. Oktober gab es in der Schweiz über 1600 neue Fälle, also fast 9000 weniger als vor einem Jahr. 8 Personen mussten hospitalisiert werden, im Oktober 2020 waren es noch 250 gewesen. Vier Personen starben.

Massnahmen 2020 vs. 2021

Um den starken Anstieg der Fallzahlen zu stoppen, verkündete der Bundesrat vor einem Jahr einschneidende Massnahmen. Discos wurden geschlossen und es galt eine Sperrstunde von 23 bis 6 Uhr. Veranstaltungen durften nur noch mit bis zu 50 Personen stattfinden, im Privaten durfte man sich nur in Gruppen von maximal zehn Personen treffen. Sport mit Körperkontakt wurde verboten, bei Trainings galt eine Beschränkung von 15 Personen. Ausserdem wurde die Maskenpflicht am Arbeitsplatz, in Fussgängerzonen, in Schulen ab Sekundarstufe II und im öffentlichen Raum ausgeweitet. Hochschulen mussten erneut in den Fernunterricht wechseln.

Quelle: CH Media Video Unit

Auch heute noch leben wir mit den Corona-Massnahmen, diese konnten dank der Impfkampagne jedoch stark angepasst werden. Geimpfte und Genesene geniessen mit dem Covid-Zertifikat heute viele Freiheiten: Sie dürfen Restaurants, Clubs und Fitnesscenter besuchen und müssen dabei keine Maske tragen. Auch Grossevents sind damit wieder möglich. Ungeimpfte können mit einem negativen Testergebnis für einen kurzen Zeitraum die gleichen Freiheiten erlangen, für die Testkosten müssen sie jedoch selbst aufkommen.

Die Zertifikatspflicht gilt an folgenden Orten:

  • Restaurants und Bars
  • Discos
  • Grossveranstaltungen
  • Freizeitbetriebe, Casinos, Zoos
  • Theater- und Kinovorstellungen
  • Fitnesscenter, Trainings, Hallenbäder

Nebst der Zertifikatspflicht sind weitere Massnahmen in Kraft. Nach wie vor gilt eine Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und in geschlossenen Räumen ohne Zertifikatspflicht. Zudem dürfen nur beständige Gruppen von bis zu 30 Personen ohne Zertifikat gemeinsam trainieren. An Veranstaltungen ohne 3-G gibt es immer noch Teilnehmerbegrenzungen: Bei Veranstaltungen in Innenräumen gilt eine Grenze von maximal 30 Teilnehmenden, im Freien dürfen sitzend bis zu 1000 Personen teilnehmen. Private Treffen sind drinnen auf 30 Personen beschränkt.

Und wie sieht die Zukunft aus?

Vor einem Jahr ermunterte uns der Bundesrat, durchzuhalten. «Je rascher das Virus unter Kontrolle ist, desto mehr liegt bald wieder drin», sagte Simonetta Sommaruga an der Medienkonferenz damals. Das Stück Normalität kehrte aber erst im Frühjahr 2021 zurück. Im Dezember musste der Bundesrat gar erneut verschärfen: Ab 19 Uhr galt eine Sperrstunde für Restaurants, Freizeit- und Sportbetriebe. Jene Institutionen mussten auch am Sonntag geschlossen bleiben. Veranstaltungen wurden grundsätzlich verboten.

Ob wir auch ein Jahr später die Corona-Massnahmen nochmals verschärfen müssen? Das steht in den Sternen. Die Fallzahlen steigen nach einer deutlichen Verbesserung der Situation seit einigen Tagen wieder an. Der Bundesrat will deshalb die Impfkampagne weiter vorantreiben und hat deshalb im Herbst diverse Massnahmen beschlossen. Im November findet eine nationale Impfwoche statt. Ausserdem werden immer mehr mobile Impfstellen aufgebaut.

Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz, sagte erst kürzlich in einem Interview mit der «Sonntagszeitung», er sei optimistisch, dass wir ab dem nächsten Frühling die Pandemie hinter uns lassen könnten. Damit dies gelinge, müsse die Immunisierung der Bevölkerung durch die Impfkampagne weiter voranschreiten und es dürften keine weiteren neuen und gefährlichen Virus-Mutationen auftauchen. Ob das gelingt? Wir können zumindest davon träumen.

veröffentlicht: 29. Oktober 2021 05:37
aktualisiert: 29. Oktober 2021 05:48
Quelle: FM1Today

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