Bund über Coronavirus

«Problem bei weitem noch nicht gelöst» – Polizei will an Ostern durchgreifen

07.04.2020, 16:04 Uhr
· Online seit 07.04.2020, 13:44 Uhr
Ist die Kurve der Neuansteckungen genügend abgeflacht, um die Massnahmen zu lockern? Welche Massnahmen sind am Osterwochenende zu erwarten? Unter anderem diesen Fragen haben sich am Dienstag die Experten des Bundes gestellt.
Anzeige

Rund 600 weitere Fälle meldete das Bundesamt für Gesundheit am Dienstag im Vergleich zum Vortag. «Die Lage scheint sich zu stabilisieren, eher zu verbessern», sagt Daniel Koch, Delegierter des BAG für das Coronavirus, an einem Point de Presse in Bern. Aber: «Das Problem ist bei weitem noch nicht gelöst.» Ein Anzeichen dafür sind laut dem Mediziner unter anderem die rund 400 Personen, die derzeit in der Schweiz beatmet werden müssen.

Lockerung der Massnahmen im Gespräch

Trotz des Ernstes der Lage setzt sich der Bund bereits damit auseinander, wie er die Massnahmen wieder etwas runterschrauben kann. Es gibt laut Koch keinen bestimmten Schwellenwert, den es für einen Ausstieg aus dem «Lockdown» zu überschreiten gilt. Eine Vielzahl an Systemen würden eine Rolle spielen, etwa die Anzahl Neuinfektionen und Tests, die Spitaleintritte, die Belegung der Intensivbetten und die Unterschiede der einzelnen Regionen. «Der Bundesrat wird in den nächsten Wochen über eine allfällige Lockerung der Massnahmen informieren», so Koch.

«Wir haben die Nagelprobe bestanden»

Das vergangene Wochenende mit warmem Frühlingswetter habe eine Nagelprobe für das verlängerte Osterwochenende dargestellt, sagt Stefan Blättler, Präsident der Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten. «Diese haben wir als Gesellschaft bestanden.» Viele seien daheim geblieben, trotzdem hätten die touristischen Hotspots eine Vielzahl an Personen angezogen. 

Für die Ostertage kündigt Blättler gesamtschweizerische Kontrollen «mit Augenmass» an. So sollen Reisende am Gotthard davon abgebracht werden, ins Tessin zu reisen. Zudem könne die Polizei private Feiern wie Grillfeste oder Geburtstagspartys auflösen, wenn die reine Sensibilisierung nichts nütze. «Wir wollen nicht aufs Spiel setzen, worauf wir bis jetzt verzichtet haben.»

Eine erfreuliche Nachricht ist laut Blättler, dass trotz Befürchtungen die Fälle häuslicher Gewalt seit den Corona-Massnahmen nicht zugenommen haben.

Nicht alle wollen heimkehren

Die historische Rückholaktion des Eidgenössischen Amtes für auswärtige Angelegenheiten (EDA) ist indes beinahe abgeschlossen. 4600 Schweizerinnen und Schweizer sowie Bürger anderer europäischer Länder wurden mit den gecharterten Maschinen des Bundes zurückgeholt. Etwa 10'000 Schweizer Reisende sind noch immer in der Travel Admin App gemeldet, wie Hans-Peter Lenz, Leiter Krisenmanagementzentrum beim EDA, «zum eigenen Erstaunen» feststellt. «Entweder, sie haben ihre Daten bei der Rückkehr nicht gelöscht, oder sie wollen aus irgendwelchen Gründen im Ausland bleiben.»

3800 Angehörige der Armee leisten aktuell Sanitätsdienst. 172 Personen, vorwiegend Rekruten, sind positiv auf Covid-19 getestet worden. Am Osterwochenende dürfen die Armeeangehörigen keinen Urlaub nehmen. «Das Coronavirus kennt keine Osterpause», sagt Brigadier Raynald Droz. «Wir wollen einsatzbereit bleiben.»

Der Liveticker des Point de Presse zum Nachlesen:

veröffentlicht: 7. April 2020 13:44
aktualisiert: 7. April 2020 16:04
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige