BAG-Empfehlungen

«Schwangere sollen beim Einkaufen eine Maske tragen»

06.08.2020, 15:13 Uhr
· Online seit 06.08.2020, 06:57 Uhr
Schwangere Frauen gehören seit Mittwoch zu den gefährdeten Personen. Das bedeutet, dass das Coronavirus bei dieser Personengruppe einen schweren Verlauf nehmen kann. Diese Einstufung bringt für Schwangere Veränderungen im Alltag mit sich.
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Das Bundesamt für Gesundheit stufte am Mittwoch Schwangere als gefährdete Personen ein. Zeitgleich veröffentlichte die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe SGGG dazu einen Expertenbrief. Daniel Surbek ist Chefarzt der Frauenklinik am Inselspital Basel und Vorstandsmitglied der SGGG und hat uns Fragen zum Thema Covid-19 während der Schwangerschaft beantwortet.

Herr Surbek, was bedeutet es, dass schwangere Frauen neu zu den gefährdeten Personen gehören?
Grundsätzlich gibt es zwei Sachen, die zu beachten sind. Frauen sollen sich einerseits vermehrt schützen und beispielsweise in der Öffentlichkeit, beim Einkaufen, eine Maske tragen. Auch im Privatleben sollen sie sich strikt an die Empfehlungen des BAG halten und stets auf Abstand gehen und Menschenansammlungen, wie beispielsweise zu Stosszeiten, vermeiden. Zweitens muss der Arbeitgeber den Mutterschutz intensivieren.

Inwiefern soll der Mutterschutz verstärkt werden?
In dem der Arbeitgeber prüft, ob die werdenden Mütter bei der Arbeit einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind. Wenn ja, müssen Massnahmen ergriffen werden, um diese Risiken zu minimieren, beispielsweise durch Home-Office oder andere Arbeitsformen.

Lange wurden schwangere Frauen nicht zur Risikogruppe gezählt, warum hat sich das jetzt geändert?
Erste Studien aus China und Italien implizierten, dass Schwangere nicht besonders gefährdet sind, da keine schweren Verläufe der Krankheit bei dieser Gruppe festgestellt wurden. Neue Studien aus den USA, wo es extrem viele Fälle gibt, weisen eine Häufung schwerer Verläufe des Coronavirus bei schwangeren Frauen auf.

Welche Auswirkungen kann das Coronavirus bei Frauen haben, die sich während der Schwangerschaft anstecken?
Man muss dazu sagen, dass in vielen Fällen eine Erkrankung auch bei Schwangeren problemlos und ohne grosse Symptome verläuft. Wenn eine schwangere, infizierte Frau ins Spital kommt, ist das Risiko höher, auf die Intensivstation zu kommen, ausserdem kann es eine Frühgeburt geben.

Ist die Mutter oder das Kind stärker gefährdet?
Vor allem die Mutter, aber auch von einer Frühgeburt muss sich ein Kind zuerst erholen. Was die Ansteckung betrifft, gab es zwar Fälle, bei denen die Mutter das Virus vor der Geburt auf das Kind übertragen hat. Neugeborene haben aber meistens gute Verläufe und eine Ansteckung führt beim Kind grundsätzlich nicht zu grösseren Problemen.

Kann eine Mutter das Kind auch nach der Geburt über das Stillen anstecken?
Ja, das ist möglich. Trotzdem überwiegen die Vorteile des Stillens, da eine Ansteckung bei Neugeborenen wie gesagt meistens sehr mild ist. Deshalb empfehlen wir weiterhin, das Kind zu stillen.

Sie haben gesagt, Schwangere könnten vermehrt auf die Intensivstation kommen, warum?
Während der Schwangerschaft gibt es eine Veränderung im Immunsystem und der Atmungspsychologie. Das Immunsystem ist verändert und die Frauen dadurch anfälliger. Rund sechs bis acht Wochen nach der Schwangerschaft haben sich Immunsystem und Organismus aber zurückgebildet.

Kann man sagen, dass schwangere Frauen gleich gefährdet sind wie ältere Personen?
Schwangere Frauen, die zusätzliche Faktoren wie Diabetes oder Herzprobleme haben, bei denen besteht gar ein hohes Risiko, dass es zu schweren Verläufen kommen kann.

(abl)

veröffentlicht: 6. August 2020 06:57
aktualisiert: 6. August 2020 15:13
Quelle: FM1Today

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