Corona-Lockerungen

Tennisverbände und Fitnesszentren stehen in den Startlöchern

23.04.2020, 18:42 Uhr
· Online seit 23.04.2020, 13:29 Uhr
Der Bundesrat hat am Mittwoch angekündigt, dass es in gewissen Sportarten ohne Körperkontakt ab Mai Lockerungen geben könnte. Die Ostschweizer Tennisverbände rechnen damit, am 1. Mai wieder spielen zu dürfen – die Fitnesszentren wollen bereits am Montag öffnen.
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«Die Tennisclub-Mitglieder zittern schon vor Nervosität und stehen mit den Schlüsseln vor den Türen der Clubhäuser», sagt Peter Rothenberger, Präsident des Regionalverbandes Ostschweiz Tennis. «Sobald der Bundesrat am kommenden Mittwoch die Lockerung im Tennis offiziell bestätigt, werden die Buchungssysteme der Tennisclubs heiss laufen.»

Die Clubs seien bereit und die Lockerung werde schon lange erwartet: «Sie ist dringend nötig», sagt Rothenberger. «Wir werden langsam ungeduldig. Die Clubs haben die Plätze sanieren lassen, haben jetzt wunderschöne Anlagen und im Frühling ist es sowieso am schönsten, um Tennis zu spielen. Jetzt müssen wir hinter Gittern zuschauen, wie der Platz dahin gart.»

Fünf Personen gleichzeitig, keine Doppel

Tennis gehört, gemäss Peter Rothenberger, ganz klar zu den Sportarten, die ohne Körperkontakt und im Einklang mit den Hygienevorschriften des Bundes ausgeübt werden können. Und genau jenen Sportarten hat Bundesrätin Viola Amherd am Mittwoch an einer Medienkonferenz Lockerungen in Aussicht gestellt. Ein entsprechendes Konzept des Bundesamtes für Sport (Baspo), des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), der einzelnen Kantone, Sportverbände und Profiligen werde derzeit ausgearbeitet und kommende Woche dem Bundesrat präsentiert.

Die Nachricht der möglichen Lockerungen führte im Regionalverband Ostschweiz Tennis zu einer Kette von Ereignissen. Den ganzen Donnerstagmorgen wurde in Videokonferenzen mit den einzelnen Schweizer Tennisverbänden die Situation besprochen, sagt Rothenberger: «Wir haben uns vor allem Gedanken darüber gemacht, wie der Tennisbetrieb konkret aussehen könnte. Wir gehen davon aus, dass ab dem 1. Mai Tennisspielen wieder möglich sein wird.»

Quelle: TVO

Vorerst dürften dabei, gemäss Peter Rothenberger, nur fünf Personen gleichzeitig auf den Plätzen sein und die Abstände müssten eingehalten werde: «Wir werden möglicherweise den Clubs empfehlen, vorerst auf Doppel zu verzichten, ausserdem muss die Ball-Thematik noch konkretisiert werden.» Eine Möglichkeit wäre, dass jeder Spieler seine Bälle anschreiben und nur diese in die Hand nehmen dürfe.

Was bestimmt kommen wird, ist ein Reservierungssystem, mit dem nachgewiesen werden kann, wer wann auf dem Platz war. Diese Nachprüfbarkeit sei eine Grundlage dafür, den Betrieb wieder aufnehmen zu dürfen: «Jenen Clubs, die noch nicht über ein Buchungssystem verfügen, könnte dieses im Mai und Juni kostenlos zur Verfügung gestellt werden.»

Während im Tennis oder im Golf die Erwartungen ziemlich hoch sind, den Betrieb bald wieder aufnehmen zu können, ist die Unsicherheit in vielen anderen Sportarten gross. Dennoch arbeiten die Verbände an Ideen, die Massnahmen zu lockern. So beispielsweise auch der Schweizerische Turnverband: «Wir prüfen die Möglichkeiten, dass es auch im Turnsport eine Öffnung gibt und Trainings zum Teil wieder ermöglicht werden können», sagt Thomas Greutmann, Kommunikationsverantwortlicher des Schweizerischen Turnverbandes.

Können Kinder bald wieder in den Sportverein?

Konkret ist aber noch nichts. Welche Sportarten von den Lockerungen profitieren könnten, das entscheidet schlussendlich der Bundesrat, sagt Tobias Fankhauser vom Bundesamt für Sport (Baspo): «Ob es eine Liste mit den Sportarten geben wird, die erlaubt sind, können wir nicht sagen.» Aktuell können gemäss Baspo die Sportverbände nur für sich selbst abwägen, ob eine baldige Öffnung unter den Schutzmassnahmen des Bundes überhaupt möglich ist: «Ein Tennis-Club beispielsweise kann die Abstands- und Hygieneregeln vermutlich eher einhalten als ein Rugby-Verein.»

Bei Sportarten, für die eine Öffnung in Frage kommt, soll der Unterbruch nicht künstlich in die Länge gezogen werden. «Der Bundesrat hat an der Sitzung am Mittwoch die Wichtigkeit des Sports und die positiven Folgen auf das Bewegungsverhalten betont und hat ein grosses Interesse daran, dass die Bevölkerung, unter Einhaltung der geltenden Regeln, möglichst schnell wieder Sport machen darf.»

Wie es im Bereich Jugend und Sport weitergeht, dazu kann Tobias Fankhauser keine Angaben machen. «Das wird derzeit von der eingesetzten Expertengruppe für die Exit-Strategie Sport erarbeitet.» Aber: «Natürlich muss die Frage geklärt werden, ob es möglich ist, mit den Schulöffnungen auch gewisse Sportaktivitäten nach der Schule wieder zuzulassen.»

Tobias Fankhauser betont: «Jeder will, dass es weitergeht und wir sind uns des finanziellen Drucks bewusst, dem die Vereine und Verbände ausgesetzt sind. Es ist noch vieles offen und es gilt jetzt: Abwarten.» Am 29. April hat der Bundesrat angekündigt, über Lockerungen im Sport zu beraten.

Fitnesszentren fordern Öffnung am Montag

Ungewiss ist die Situation derzeit für Fitnesszentren. Denn diese gelten gemäss Gesetz als Freizeitanlagen und der Bundesrat sieht vor, Freizeitbetriebe erst in der dritten Phase, Anfang Juni, gemeinsam mit Zoos oder Museen wieder zu öffnen. Die Schweizer Fitnessverbände können die späte Lockerung nicht verstehen und haben deshalb dem Bundesrat einen Brief geschrieben.

Darin fordern die Fitnesszentren, dass sie bei den personenbezogenen Dienstleistungen einbezogen oder als Gesundheitseinrichtungen anerkannt werden und bereits am 27. April wieder öffnen dürfen. Denn anders als bei Museen oder Zoos seien Fitnesszentren nicht öffentlich zugänglich und die Gäste würden stets erfasst. Die Ansteckungskette könnte gemäss Branchenverband in einem Fintesszentrum nachvollzogen werden.

Auch die Distanzregeln könnten eingehalten werden. «Wir haben ein Schutzkonzept erarbeitet, das beispielsweise beinhaltet, dass die Geräte mindestens zwei Meter Abstand voneinander haben müssen», sagt Claude Ammann, Präsident des Schweizerischen Fitness- und Gesundheitscenter-Verbandes SFGV. «Wir hoffen, dass der Bundesrat auf unseren öffentlichen Brief eingeht und eine Umteilung der Fitness- und Gesundheitscenter vornimmt.»

veröffentlicht: 23. April 2020 13:29
aktualisiert: 23. April 2020 18:42
Quelle: FM1Today

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