Bundesratsentscheid

Werden die Gratistests beibehalten? So sieht die aktuelle Lage aus

· Online seit 24.09.2021, 06:00 Uhr
Bleiben Coronatests doch kostenlos? Zu dieser Frage berät sich der Bundesrat am Freitag und nimmt dann Stellung gegenüber den Medien. Aktuell scheint ein typisch schweizerischer Kompromiss die wahrscheinlichste Lösung zu sein.
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Müssen Coronatests ab Oktober selbst bezahlt werden oder nicht?

Die Frage treibt die Schweiz seit Wochen um. Nachdem bereits alles klar schien, als der Bundesrat im August verkündete, dass Abstriche ab Oktober selbst berappt werden müssen, ist die Stimmung in der Politik mittlerweile wieder gekippt. Mehrere Parteien von links bis rechts sprechen sich für weiterhin kostenlose Tests aus. Am Freitag nimmt der Bundesrat Stellung zur Frage – einig ist man sich im Bundeshaus aber nicht.

Die Position des Bundesrats:

Die Landesregierung will ein Ende der Gratistests – das ist klar. So sprach sich der Bundesrat noch Anfang Woche deutlich für eine Aufhebung der Gratistests aus, wie eine Antwort auf die Frage von Nationalrätin Ruth Humbel von vergangenem Montag zeigt: Humbel wollte vom Bundesrat wissen, ob eine staatliche Finanzierung von einigen monatlichen Tests für Menschen unter 25 Jahren doch wieder denkbar wäre.

Dies wurde vom Bundesrat mit dem Verweis auf die siebenwöchige Übergangsfrist, in der alle Zeit gehabt hätten, sich zu impfen, verneint. «Der Bundesrat erachtet es nicht mehr als die Aufgabe der Allgemeinheit, die individuellen Testkosten für Personen zu übernehmen, die nicht geimpft oder nicht genesen sind», heisst es in der Antwort.

Nebst einer definitiven Fortführung der Gratistests sind nun vor allem auch Kompromisslösungen denkbar. Beispielsweise eine Verlängerung der Frist, bis die Kostenfreiheit aufgehoben wird. So hat beispielsweise kürzlich das Fürstentum Liechtenstein entschieden – dort wurde die Frist um einen Monat bis Ende Oktober verlängert. Nach Informationen des «Blick» soll Bundesrat Alain Berset aber eher eine kürzere Frist als diese vier Wochen favorisieren.

Ganz einig ist man sich im Bundesrat ohnehin nicht – aus der Reihe tanzt SVP-Magistrat Ueli Maurer. Angeblich will er einen Antrag einreichen, die Gratistests doch beizubehalten, obwohl er selbst ursprünglich auch für ein Ende der staatlich finanzierten Tests war.

Die Position des Parlaments:

Mittlerweile sprechen sich mehrere Parteien aus dem ganzen politischen Spektrum für eine Fortführung der Gratistests aus – so beispielsweise SVP und SP, aber auch Grüne und die Mitte. Es scheint, dass eine Mehrheit des Parlaments der Ansicht ist, dass Gratistests solange zur Verfügung gestellt werden müssen, wie die Zertifikatspflicht gilt. Sonst müsse tatsächlich von einem indirekten Impfzwang gesprochen werden.

Obwohl sich der Bundesrat mehrheitlich einig ist, wird er die Position des Parlaments in seine Entscheidung miteinbeziehen und dieses kaum einfach übergehen.

Die Position der Kantone:

Im August sprach sich in einer Umfrage des «Blick» noch die Mehrheit der Kantone für ein Ende der Gratistests aus, vorwiegend aus Kostengründen – impfen ist günstiger als immer wieder zu testen. Einige waren aber auch bereits damals für eine Verlängerung der Frist, in welcher die Tests übernommen werden – beispielsweise die beiden Appenzeller Halbkantone.

Die Vermutung liegt nahe, dass der Meinungsumschwung bezüglich der Kostenübernahme, der einige Vetreter des Parlaments und Bundesrat Maurer ereilt hat, auch in gewissen Kantonen stattgefunden hat.

Nach jüngsten Informationen von ArgoviaToday will der Bundesrat noch diese Woche die Kantone konsultieren, um deren Einschätzung abzuholen. Das würde bedeuten, dass am Freitag noch nicht definitiv beschlossen wird, wie die Übernahme der Testkosten in der Schweiz geregelt ist, weil zuerst die Antwort der Kantone abgewartet werden müsste.

Was ist derzeit am wahrscheinlichsten?

Ein typisch schweizerischer Kompromiss. Ein konkreter Vorschlag, welcher mit den Kantonen besprochen werden soll, ist die Verlängerung der Zeit, in welcher die Tests übernommen werden, um vier Wochen. Alain Berset visiert nach jüngsten Informationen eine kürzere Verlängerung an – zehn Tage «Gnadenfrist» stehen im Raum. Es ist gut möglich, dass man sich irgendwo in der Mitte trifft.

So sagt der Aargauer Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati, der wie die gesamte Aargauer Regierung ein Ende der Gratistests befürwortet, gegenüber ArgoviaToday: «Der Regierungsrat könnte auch damit leben, wenn man die Tests vier Wochen später für kostenpflichtig erklären würde.» Es ist denkbar, dass sich andere Befürworter ebenfalls zu diesem Kompromiss bereit erklären.

Nur besteht dann die Gefahr, dass die Schweiz in vier Wochen dieselben Diskussionen erneut führen muss.

veröffentlicht: 24. September 2021 06:00
aktualisiert: 24. September 2021 06:00
Quelle: FM1Today

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