St.Galler Impfstart

«Wir impfen auch Personen, die bereits Corona hatten»

· Online seit 06.01.2021, 06:47 Uhr
Heute Mittwoch startet im Kanton St.Gallen die wohl grösste Impfaktion der Geschichte. Bis Ende Februar sollen alle 120 Heime im Kanton durchgeimpft werden.
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Nadel rein, pressen, Impfstoff raus – dieses Prozedere wird am Mittwoch fast schon im Minutentakt in zwei ausgewählten St.Galler Heimen durchgeführt. Zwei Heime im Toggenburg haben dem Kanton rasch eine Zusage erteilt und konnte sich am schnellsten für die Impfungen bereit machen. Nächste Woche folgen Heime im Linthgebiet. Bis im Februar sollen dann alle 120 Heime durchgeimpft sein.

Karin Faisst, Leiterin des St.Galler Amts für Gesundheitsvorsorge, Sie werden bei den ersten Impfungen dabei sein – wie viele Impfdosen werden den Bewohnenden der Heime in einem ersten Schritt verabreicht?

Wir haben aktuell rund 5800 Impfdosen zur Verfügung und diese werden wir alle einsetzen. Es gibt verschiedene Strategien, die man fahren kann. Wir setzen darauf, dass wir weitere rund 6000 Impfdosen in den nächsten Wochen erhalten und werden deshalb alle 5800 Impfdosen als erste Impfungen brauchen. Bereits eine Impfung kann dazu führen, dass Personen weniger oft erkranken.

Alters- und Pflegeheimbewohnende werden als erstes geimpft – können sich auch Bewohnerinnen oder Bewohner impfen lassen, die das Coronavirus bereits hatten?

Diese Personen werden nicht prioritär behandelt. Wir sagen den Heimen, dass wenn jemand das Virus schon durchgemacht hat, sie oder er sich nicht impfen lassen muss, weil wir aktuell wenig Impfstoff haben. Der Schutz nach einer durchgemachten Infektion hält aber nur rund drei Monate, das heisst, Personen, die im September positiv waren, sind theoretisch schon wieder gefährdet. Wir haben also den Heimen gesagt, dass diese Personen keine Priorität bei der Impfung haben, wir weisen interessierte Personen aber auch nicht ab. Es schadet nicht.

Ist eine Corona-Impfung auch wirksam, wenn eine Person gerade eine Erkrankung durchmacht?

Nein. Wir wissen, dass wenn man sich impfen lässt und bis zu zwei Tage später eine Corona-Erkrankung durchmacht, die Impfung keinen Einfluss darauf nimmt. Wir werden vermutlich Patienten haben, die die Corona-Erkrankung auf die Impfung zurückführen, obwohl diese die Krankheit nicht beeinflusst hat. Eine Impfung führt nicht zu einem schwereren Verlauf, sie schützt die Personen aber auch nicht bei Infektionen, die kurz vor der Impfung erfolgten.

In erster Linie werden Menschen über 80 Jahre geimpft, was ist mit unter 80-Jährigen in Heimen?

In Altersheimen nehmen wir alle. Wir werden in allen 120 Heimen im Kanton St.Gallen das Impfen anbieten. Dann gehen wir ein zweites Mal dorthin und impfen die Personen nochmal. Parallel dazu werden ein paar Impfdosen an Impfpraxen und Spitäler abgegeben mit Fokus auf Risikopatienten und das Gesundheitspersonal. Wenn es dann mehr Impfstoff gibt, können wir die Altersgrenze heruntersetzen. Grob geschätzt gibt es im Kanton St.Gallen zirka 100'000 Personen über 65 Jahren, 50'000, die über 75 Jahre alt sind und rund 20'000, die zu den gefährdeten Personen gehören.

Wann kann die zweite Impfung erfolgen?

Zwischen drei und fünf Wochen nach der ersten Impfung muss die zweite folgen.

Was passiert mit Impfdosen, die an einem Tag übrig bleiben? Die Lagerung und der Transport sind ja ziemlich kompliziert.

Wir wissen im Vorfeld, wie viele Menschen sich angemeldet haben und werden genauso viele Dosen mitnehmen. Wir müssen natürlich Erfahrungen sammeln, weil es Personen geben wird, die sich kurzfristig abmelden, weil sie krank sind, sich doch nicht impfen lassen wollen oder doch noch eine Impfung möchten. Wie viele das sein werden, müssen wir sehen.

Ihr rechnet also damit, am Abend keine Impfdosen übrig zu haben?

Ich bin überzeugt, dass wenn wir am Abend dann drei Dosen übrig haben und fragen, wer sich noch impfen lassen will, wir jemanden finden werden. Aber wir müssen sehen, wie es läuft.

Wie viele Personen werden am Mittwoch von wie vielen Personen geimpft?

Wir haben mobile Impfteams im Einsatz, diese bestehen normalerweise aus drei Personen. Am Mittwoch werden wir aber zu fünft sein. In den beiden Heimen werden parallel rund 100 Personen geimpft.

veröffentlicht: 6. Januar 2021 06:47
aktualisiert: 6. Januar 2021 06:47
Quelle: FM1Today

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