«Das Bier-Image ist völlig daneben»

· Online seit 02.03.2018, 06:07 Uhr
Kalte Füsse? Das kennt die Feuerwehr bestimmt nicht. Im Moment beweist sie dies nicht nur regelmässig bei Feuerwehreinsätzen, sondern auch bei der «Cold Water Grill Challenge». Die Meinung der Feuerwehr-Verbände dazu sind geteilt.
Angela Mueller
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Knöcheltief im kalten Wasser stehen und grillieren - eine Bieridee könnte man meinen. Doch sie stösst bei Feuerwehren und in den Sozialen Medien auf Anklang. Mehrere Ostschweizer Feuerwehrvereine haben die Challenge angenommen, auf kreative Art und Weise ein «Eis-Grillen» organisiert und es ins Internet gestellt.

«Die Feuerwehr hat besseres zu tun»

Auch der Feuerwehrverein Davos hat sich an der Aktion beteiligt. Sehr zum Leidwesen des Bünder Feuerwehrverbandes: «Wir distanzieren uns von solchen Challenges. Wir haben weit Wichtigeres zu tun», sagt Präsident Roland Farrér. Ganz besonders stört ihn, dass es dabei um Bier geht. «Das ist völlig falsch und schadet unserem Image. Es stellt uns hin als Dauer-Alkoholisierte-Truppe - das sind wir einfach nicht.»

Anders reagiert man beim Feuerwehrverband des Kantons St.Gallen: «Mich begeistert so etwas total. Das ist wirklich cool und fördert den Teamgeist», sagt Präsdent Jascha Müller, der den Facebook-Beitrag der Feuerwehr Wil gesehen hat. Dass es auch um Bier geht, stört ihn nicht weiter. «Kameradschaft ist das Wichtigste».

«Es geht nicht um das Bier»

Wer die «Cold Water Grill Challenge» erfüllt, darf drei weitere Feuerwehren nominieren, wer sie nicht annimmt oder nicht erfüllen kann, muss 50 Liter Bier abliefern. Die Feuerwehr Wil wurde von Herisau herausgefordert und hat die Aufgabe offensichtlich mit viel Spass erfüllt, wie ihr Facebook-Beitrag zeigt. Tom Widmer, Kommandant der Feuerwehr und des Zivilschutzes Wil, sagt: «Es geht nicht um das Bier, sondern um die Kameradschaft».

Die Feuerwehr Wil produzierte am Dienstag mit ihrem mobilen Grossventilator Kunstschnee auf einer Eisbahn, grillierte dort Würste und lief Barfuss durch den künstlichen Schnee-Segen. Aufgabe erfüllt! Und nicht nur das: Mit dem kleinen Grillfest hat die Feuerwehr zusätzlich Geld für einen guten Zweck gesammelt.

«Wir haben die Challenge angenommen, weil es eine gute Gelegenheit ist, die Kameradschaft zu leben. Im Einsatz müssen wir uns aufeinander verlassen können. Das ist einfacher, wenn man sich gut kennt», sagt Tom Widmer. «Eine solche Aktion fördert nicht nur die Kameradschaft innerhalb der eigenen Feuerwehr, sondern auch die Zusammenarbeit mit externen Feuerwehren.»

Extra-Truppe erledigt Challenge

Die Feuerwehr Wil ist, wie so viele in der Schweiz, im Milizsystem organisiert und hat einen Bestand von 150 Leuten. Rund um die Uhr sind jeweils 30 Personen auf Pikett. «Die Challenge wurde von einer Extra-Gruppe unserer Feuerwehr ausserhalb des Dienstes ausgeführt und gefilmt - jene die auf Pikett waren, wurden zum Wurstessen eingeladen», sagt Widmer. Bier gab es keines für sie.

Der Vorstand des Appenzellischen Feuerwehrverbands, Domink Zimmermann, hat bis anhin noch nichts von der Challenge erfahren und kann entsprechend keine Auskunft geben, wie er schriftlich mitteilt.
veröffentlicht: 2. März 2018 06:07
aktualisiert: 2. März 2018 06:07

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