Das Wasser in den Bergen wird knapp

· Online seit 02.08.2018, 12:24 Uhr
Der Aufruf zum Wasser sparen wird mit zunehmender Höhe immer relevanter. In Grabs fürchten die Bergbauern einen frühzeitigen Alpabzug und im Alpstein muss mühsam Wasser hochtransportiert werden.
Sarah Lippuner
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«Mit meinen bald 65 Jahren habe ich so etwas noch nie erlebt», sagt Hans Sturzenegger, Präsident der Ortsgemeinde Grabs. Das Problem: Auf den Alpen hat es genügend Futter, jedoch zu wenig Wasser. Wenn das Vieh frühzeitig ins Tal ziehen muss, hat es da zu wenig Futter. Um dem Wassermangel entgegenzusteuern flog die Gemeinde Grabs 10'000 Liter Wasser per Helikopter auf die Alp Naus. «Die Alp war aber eine Ausnahme, da sie nur über Sammelbehälter von Regenwasser verfügt. Von den 15-20 betroffenen Alpen versorgen sich die meisten mit Quellwasser, aber auch da versiegen die Quellen langsam», so Sturzenegger.

Situation verschärft sich

Die Verhältnisse rund um Grabs sind nicht nur wegen versiegender Quellen prekär, auch aus dem Voralpsee kann dieses Jahr kein Wasser entnommen werden. Der Pegelstand des Sees ist zu tief, es hätte nicht mehr genügend Wasser für die Fische. «Wir rüsten uns nun für die Zukunft», sagt Hans Sturzenegger, «wir investieren 600'000 bis 700'000 Franken in Reservoirs und in neue Wasserbehälter für die Helikopter.» Eine Einschätzung für die nächsten Wochen zu geben, ist schwierig. «Wenn es die nächsten zwei Wochen wieder so wenig regnet, kann es schon heikel werden. Die Kühe brauchen schliesslich Wasser, sonst wäre das Tierquälerei.» Und eine Kuh braucht viel Wasser, sie trinkt bis zu 150 Liter pro Tag.

Rotsteinpasshütte muss Wasser hochtransportieren

Auch die Berghütten leiden unter Wassermangel. Täglich muss Wasser auf den Rotsteinpass AI transportiert werden. Die Hilfe kommt von der Familie, die überall anpackt, sagt Bergwirt Albert Wyss. «Mit der Bahn transportieren wir 2-3 Mal am Tag Wasser hoch. Dabei sind vier Leute im Einsatz. Gestern opferte meine Familie ihren freien Tag und transportierte den ganzen Tag Wasser hoch. Im Tal unten wäscht meine 80-jährige Grossmutter die Wäsche.» Der Transport mit dem Helikopter wäre zwar wesentlich schneller aber auch wesentlich teurer. Für einen Liter Wasser müsste man rund einen Franken bezahlen.

Wegen des Wassermangels laufen auch die Duschen in der Rotsteinpasshütte nicht mehr. Die Hütte zu schliessen, käme für Wyss aber nicht in Frage, die Saison läuft sonst sehr gut. Auch andere Berghütten im Alpstein sparen Wasser, auf der Tierwies oder auf dem Schäfler. Bis jetzt mussten die Bergwirte hier aber kein Wasser hochtransportieren.

(sar.)

 

 

 

veröffentlicht: 2. August 2018 12:24
aktualisiert: 2. August 2018 12:24

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