Der Polizist in der Luft

13.03.2019, 07:51 Uhr
· Online seit 13.03.2019, 05:56 Uhr
Nach verunglückten Personen suchen, Menschenmassen im Auge behalten oder ein besserer Überblick bei Unfällen - die Drohne gewinnt in der Polizeiarbeit immer stärker an Bedeutung. Die Polizeien im FM1-Land setzen schon seit einiger Zeit auf die Hilfe von Oben, im Vorarlberg läuft derzeit ein Pilotprojekt.
Marc Sieger
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Das Surren und die blinkenden Lichter am Himmel gehören schon beinahe zum Alltag, an das Herumschwirren von Drohnen haben wir uns gewöhnt. Seit Jahren erfreuen sich die ferngesteuerten Luftfahrzeuge ungebrochener Popularität. Das zeigen die Zahlen des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (Bazl). 2016 schrieb das Bazl noch, es gäbe rund 20'000 Drohnen in der Schweiz, Ende vergangenen Jahres waren es bereits 100'000.

«Ein völlig neuer Blickwinkel»

Eine Entwicklung die auch bei der Polizei nicht halt macht - und zwar weltweit. So zum Beispiel bei der Landespolizei Vorarlberg. Diese hat seit drei Monaten zwei Drohnen im Einsatz.

«Es sind fantastische Wunderwerke», schwärmt Polizist Joachim Saltuari. Er ist Drohnenkoordinator bei der Landespolizei Vorarlberg. Das heisst, er gehört zu den vier Polizisten im Korps, welche die Drohnen steuern dürfen. Zum Einsatz kommen diese zum Beispiel bei der Dokumentation von Tatorten oder Unfallstellen. «Die Drohne liefert gestochen scharfe Bilder von oben und eröffnet einen völlig neuen Blickwinkel, der bei der Aufklärung eines Unfalls oder Verbrechens eine grosse Hilfe ist», so Saltuari.

Weiter werden die Drohnen bei der Suche nach verunglückten oder vermissten Personen eingesetzt, oder um grössere Menschenmassen im Auge zu behalten, wie zum Beispiel bei einer Demonstration oder bei einem Fussballmatch vor dem Stadion. «Von oben sehen wir viel besser, wo es möglicherweise zu Eskalationen kommt und können schneller einschreiten», erklärt Saltuari.

«Machen keine Aufnahmen von Personen»

Er betont aber: «Wir zeichnen nichts auf. Es werden keine Aufnahmen von Personen gemacht und nichts gespeichert. Wir beobachten lediglich das Geschehen in Echtzeit.»  Dies geschieht auf einem grossen Monitor, der in einem extra für den Drohneneinsatz aufgerüsteten Polizeifahrzeug montiert ist.

Noch läuft der Einsatz von Drohnen bei der Vorarlberger Polizei als Pilotversuch. Verläuft dieser erfolgreich - und davon, sind die Vorarlberger Beamten überzeugt - sollen weitere Drohnen angeschafft werden.

Fliegen mit den grossen Geschützen: Ostschweizer Grenzwächter setzen Armee-Drohnen ein. 

Einen Schritt weiter ist die Kantonspolizei St.Gallen. Bereits 2013 hat sie eines der ferngesteuerten Luftfahrzeuge getestet und hat sich daraufhin zwei Drohnen angeschafft. Diese kommen seither regelmässig zum Einsatz. Hauptsächlich bei Unfällen oder bei Bränden, wie Polizeisprecher Florian Schneider erklärt. «Die Forensiker setzen die Drohne ein, um mit Bildern aus der Luft neue Hinweise zu gewinnen, zum Beispiel hinsichtlich Brandursache.» Speziell an den St.Galler Drohnen: Sie sind mit Wärmebildkameras ausgestattet, welche die Suche nach vermissten Personen erleichtern sollen.

«Dürfen nicht überall fliegen wo wir wollen»

Lässt die Polizei eine Drohne steigen, muss sie strenge Bedingungen befolgen. «Für uns gelten die gleichen Regelungen des Luftfahrtgesetzes wie für Privatflieger. Wir dürfen nicht einfach überall fliegen, wo wir wollen», sagt Schneider. Muss die Polizei eine Drohne beispielsweise rund um einen Flughafen oder über einem Naturschutzgebiet steigen lassen, braucht sie eine spezielle Bewilligung.

Immer mehr «Augen» in der Luft

Drohnen werden auch bei den Polizeien der Kantone Thurgau und Graubünden seit einiger Zeit eingesetzt. In letzterem aber nur selten, wie es auf Anfrage heisst. Man wolle die Drohnenabteilung aber ausbauen. Denn - und das heisst es durch das Band bei allen Polizeien - «das Augen in der Luft» wird in den kommenden Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen.

(mas)

 

 

veröffentlicht: 13. März 2019 05:56
aktualisiert: 13. März 2019 07:51

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