Die Kontrollstellen sind am Anschlag

26.09.2018, 09:01 Uhr
· Online seit 26.09.2018, 05:34 Uhr
Die Ostschweizer Kantone kommen bei den Motorfahrzeugkontrollen kaum nach. Weil die Prüfstellen überlastet sind, werden Autofahrer mit zig Monaten Verzögerung aufgeboten. Im Fürstentum Liechtenstein sind es gar zweieinhalb Jahre.
Marc Sieger
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Die Zahl der Autos auf Ostschweizer Strassen nimmt stetig zu. Im Kanton Thurgau zum Beispiel werden jährlich drei Prozent mehr Fahrzeuge für den Straßenverkehr zugelassen. Das hat zur Folge, dass die regionalen Strassenverkehrsämter mit den Motorfahrzeugkontrollen (MFK) kaum nachkommen. Laut Ernst Rudolf Anderwert, Geschäftsführer des Strassverkehrsamtes Thurgau warten im Moment gut 10'000 Fahrzeughalter auf die Kontrolle und ihre Zulassung. «Die Zahl der Erstzulassungen nimmt stetig zu. Den Kontrollstellen fehlt aber Personal. Dadurch baut sich der Rückstand immer weiter aus», sagt Anderwert. Die Wartedauer beträgt zurzeit ein Jahr aufwärts.

Mehr Autos, gleich viele Prüfer

Noch länger warten Autofahrer im Fürstentum Liechtenstein. Bis zu zweieinhalb Jahren verzögern sich die Kontrollen. Der Grund liegt ebenfalls in der Zunahme des Verkehrs. Jährlich werden 440 Personenwagen zusätzlich für den Strassenverkehr zugelassen. «Ohne weiteres Personal hätte die Motorfahrzeugkontrolle jedes Jahr um rund 1,5 Prozent effizienter werden müssen, um den wachsenden Fahrzeugbestand abzudecken», sagt Otto C. Frommelt, Leiter Motorfahrzeugkontrollen der Liechtensteiner Landesverwaltung, gegenüber Vaterland.Li. Während immer mehr Autos auf Liechtensteiner Strassen unterwegs sind, hat sich der Personalbestand der Prüfstellen seit 2000 nicht verändert.

Dabei wären mehr Prüfer notwendig, sagt auch, Hanspeter Sigg, Leiter des Strassenverkehrsamtes des Kantons St. Gallen. Zwar sei die Situation im Moment nicht so schlimm wie im Fürstentum Liechtenstein, «nehmen die Fahrzeuge weiter zu, braucht es mittelfristig auch dringend neues Personal auf den Kontrollstellen. Irgendjemand muss die Autos ja prüfen», so Sigg. Der Rückstand im Kanton St.Gallen beträgt im Moment sechs bis zwölf Monate.

Ressourcen optimal nutzen

Ähnlich ist die Situation in Appenzell Ausserrhoden. Dort beträgt der Rückstand neun bis zehn Monate. Seit 2007 ist die Zahl der Fahrzeuge im Kanton von 40'000 auf 47'000 angestiegen. «Die Mannschaft wurde die vergangenen zehn Jahre jedoch nicht aufgestockt», sagt Andreas Vetsch, Leiter des Ausserrhoder Strassenverkehrsamtes. Man versuche, die Ressourcen, die für Kontrollen zur Verfügung stehen, optimal zu nutzen, so, dass keine unnötigen Wartezeiten entstehen.

Entspannt ist hingegen der Chef des Strassenverkehrsamtes im Kantons Graubünden. Zwar gäbe es bei den Motorfahrzeugkontrollen einen Rückstand von gut vier Monaten, es sei jedoch alles im grünen Bereich, sagt Gian Franco Donati. Daher sieht er auch keinen Bedarf mehr Verkehrsexperten einzustellen.

«Prüfungen wie Formel 1 - Boxenstopp»

Das Fürstentum Liechtenstein versucht die Wartezeiten bei den MFKs zu verkürzen. So konnten dank digitalen Hilfsmitteln und neuen Öffnungszeiten die Dauer der Kontrollen bereits von 25 auf 20 Minuten verkürzt werden. Zusätzlich wird das Personal um zwei zusätzliche Verkehrsexperten aufgestockt. Ab März 2019 sind somit insgesamt sieben Experten auf den Liechtensteiner Kontrollstellen tätig.

Mehr ist nicht möglich. Amtsleiter Frommelt: «Die Prüfungen sind allmählich mit einem Boxenstopp in der Formal 1 vergleichbar. Trotz aller Effizienz muss man sich für eine qualitative Kontrolle unbedingt genügend Zeit nehmen».

Auch der Kanton Thurgau will das Problem anpacken. «Wir suchen immer wieder nach Lösungen», sagt Strassverkehrsamt-Leiter Ernst Rudolf Anderwert. So können Fahrzeughalter seit einiger Zeit die Nachkontrollen auch bei privaten Automechanikern durchführen lassen. Die zeige zwar bereits Wirkung aber dennoch: «Ohne zusätzliches Personal wird es immer schwieriger».

veröffentlicht: 26. September 2018 05:34
aktualisiert: 26. September 2018 09:01
Quelle: mas

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