Die Landsgemeinde und das Bier danach

· Online seit 01.05.2017, 15:54 Uhr
Die Landsgemeinde vom Sonntag dürfte in die Geschichte des Kantons Appenzell Innerrhoden eingehen. Es wär nämlich eine der längsten Versammlungen, die es je gegeben hat. Da ist sogar bei Politikern der Durst gross.
Sandro Zulian
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«Das war eine der längsten Landsgemeinden, die ich je miterlebt habe», sagt Ständeratspräsident Ivo Bischofberger. Über dreieinhalb Stunden standen sich die Appenzeller die Beine in den Bauch. Bischofberger lobt diese Standhaftigkeit seiner Bürgerinnen und Bürgern: «Dass die Innerrhoder ohne Wenn und Aber den Ausführung der Redner und der Regierung zugehört haben, hat mich enorm beeindruckt.» Diese Disziplin beweise eben, wie wichtig die Landsgemeinde mitunter auch den jungen Appenzellern ist.

Grosses Lob vom Landammann

Ähnlich löblich spricht auch der regierende Landammann Daniel Fässler über die Bürger des Kantons Appenzell Innerrhoden: «Ich darf allen, die hier waren ein grosses Kränzchen binden. Diese unglaubliche Geduld ist nicht normal und verdient meinen grössten Respekt.» Die Landsgemeinde - darf man sagen - macht durstig. Das weiss auch Fässler: «Ich brauche jetzt zuerst ein Mineralwasser oder ein ‹Flauder›. Dann geht es mit Wein weiter und irgendwann brauche ich dann noch einen Alpenbitter.» Zu später Stunde käme dann auch noch das Bier zum Zug.

Über die Stränge schlagen?

Ist die lange Versammlung teils der Grund, warum der eine oder die andere Appenzellerin manchmal einen über den Durst trinkt? «Ich kenne niemanden, der an der Landsgemeinde einen über den Durst trinkt», sagt Fässler und zwinkert. Es sei nun mal ein Fest, und da könne es natürlich sein, dass man ein wenig mehr trinke als sonst.

Bundeskanzler hat keine Chance gegen Appenzeller

Trinkfest sind sie, die Appenzeller. Dessen ist sich auch Ehrengast und Bundeskanzler der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Walter Thurnherr im Klaren: «Ich könnte nie mit den Appenzellern mithalten!», sagt der Aargauer und lacht. «Aperölen gehe ich aber schon. Das brauche ich jetzt.»

«Landsgemeinde ist das Wichtigste»

Hört man sich auf der Strasse um, ist der Tenor klar: «Das wichtigste an der Landsgemeinde ist nicht das Bier danach, sondern die Landsgemeinde selber», sagt eine gut 20-jährige Frau mit einem Hugo in der Hand. «Unsere politischen Entscheide sind uns wichtig. Ich finde es gut, dass auch wir etwas mitentscheiden und so etwas bewegen können.» Die Landsgemeinde sei aber auch ein gesellschaftlicher Anlass. Hier trifft man zuerst wichtige politische Entscheide, nachher geht man zusammen ins Dorf und bespricht ebenjene. «Es ist eine Art Volksfest. Eefach huere geil!»

 

veröffentlicht: 1. Mai 2017 15:54
aktualisiert: 1. Mai 2017 15:54
Quelle: saz

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