«Die Schulbehörden lügen»

03.05.2019, 15:35 Uhr
· Online seit 03.05.2019, 12:11 Uhr
Die Schulleitung verunsichert die Jugendlichen und verdreht Tatsachen: So äussert sich eine betroffene Mutter zum Schulstreit in Wigoltingen. «Der Kanton soll einschreiten.»
Laurien Gschwend
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«Was hier abläuft, ist grenzwertig.» Das sagt eine Mutter über die aktuellen Geschehnisse an der Oberstufe Wigoltingen. Sieben von zwölf Lehrpersonen haben vergangene Woche gekündigt, weil es ihnen nicht gelungen ist, Schulleiter Mirko Spada (50) zum Rücktritt zu bewegen. Inzwischen fordern auch die Schülerinnen und Schüler, dass Spada und Schulpräsidentin Nathalie Wasserfallen ihre Posten räumen (FM1Today berichtete).

«Schüler wurden instrumentalisiert»

Bei einer Infoveranstaltung am Donnerstag sagten die Jugendlichen, sie fürchteten sich vor der Zukunft: Sie hätten Angst, aufgrund der Querelen und der Kündigungswelle schlechte Noten und Zeugnisse zu erhalten und deshalb keine Lehrstelle zu finden. Darüber, dass sie eine «Riesenverantwortung» zu tragen habe, sei sich die Leitung «ganz klar nicht bewusst». Die Jugendlichen seien die Leidtragenden.

Schulpräsidentin Wasserfallen lässt in einer Mitteilung verlauten, dass es sich nur um eine kleine Gruppe Jugendlicher handle, die hinter dem Statement stehe. Es sei klar ersichtlich gewesen, «dass verschiedene Schülerinnen und Schüler aufgrund ihrer gemachten Aussagen von Lehrpersonen und Eltern für deren persönliche Anliegen instrumentalisiert wurden».

«Lehrern wurden Konsequenzen angedroht»

Die eingangs erwähnte Mutter – sie will anonym bleiben – ist sauer auf die Schulleitung. Ihre Tochter sei bis vor kurzem sehr gerne zur Schule gegangen, sagt sie im Gespräch mit TVO. «Die Schulbehörden lügen», findet die Thurgauerin. Sie hätten den Oberstufenschülern gesagt, die Lehrer wollten beim Infomorgen nicht dabei sein. «Dabei durften sie gar nicht kommen. Ihnen wurden gar Konsequenzen angedroht, wenn sie es doch tun.»

Dass nur wenige Jugendliche hinter der Rücktrittsforderung stünden, sei «ein Missverständnis». Eine Schülerin aus der ersten Sek habe den Brief vorgelesen, sei wahnsinnig nervös gewesen. «Deshalb haben nur wenige der Anwesenden verstanden, wann sie aufstehen müssen, um sich hinter ihre Aussagen zu stellen.» Wie die Mutter weiter sagt, müssten die Eltern ihre Kinder bremsen, damit diese nicht noch mehr gegen die Schulleitung unternehmen. «Sie haben sich schon überlegt, einen Sitzstreik abzuhalten oder zu schwänzen.»

Vision vertreten oder kündigen

Grund für den Streit zwischen Lehrerschaft und Schulleitung sind laut Wasserfallen unterschiedliche Entwicklungsvorstellungen. Während die Leitung die Durchlässigkeit zwischen den Niveaus G (Grundanforderungen) und E (erweiterte Anforderungen) anstrebe, gebe es Lehrpersonen, «die sich weigern, Schüler aus G-Klassen in einzelnen Fächern zu unterrichten». Die Schulpräsidentin stellte die Lehrer vor eine Wahl: Wer sich nicht zur pädagogischen Weiterentwicklung der Sekundarschule bekenne, solle bis zum 30. April kündigen. «Die Zeiten der Individualinteressen sind vorbei.»

Drei Stellen wieder besetzt

Drei Klassenlehrerstellen konnten nach den sieben Kündigungen wieder besetzt werden. Sie hätten «grosses Interesse» daran, an einer «zukunftsorientierten Schule» zu arbeiten. Darüber informiert die Schulleitung am Freitag in einem Elternbrief, der FM1Today vorliegt. Die Medienberichterstattung zum Fall sei «verzerrt und einseitig» gewesen.

«Kanton soll einschreiten»

Wasserfallens Verhalten geht der TVO-Zuschauerin gegen den Strich. «Sie bestimmt, wo es durchgeht. Allen, die nicht so spuren wie sie, droht sie mit rechtlichen Konsequenzen.» Die Mutter fordert nun, dass der Kanton einschreitet und in Wigoltingen nachsieht, was falsch läuft. «Das Thema soll endlich aus den News verschwinden. Ich fordere den Rücktritt der Leitung.»

Schulleiter Mirko Spada will zu den Vorwürfen und den Rücktrittsforderungen keine Stellung beziehen. Auch Wasserfallen kündigt an, sich erst nächste Woche zu äussern.

veröffentlicht: 3. Mai 2019 12:11
aktualisiert: 3. Mai 2019 15:35
Quelle: amü/lag

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