Die Verkaufstricks der Marktfahrer

15.10.2016, 12:31 Uhr
· Online seit 15.10.2016, 10:43 Uhr
Sie verkaufen Gemüsehobel, Lederwaren oder Saftpressen: Die Marktfahrer an der Olma sind wahre Verkaufskünstler. Uns verraten sie, mit welchen Tricks sie mehr verkaufen.
Felix Unholz
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Der Marktschreier am Gemüsehobelstand

«Mein Ziel ist es, die Leute zu unterhalten und eine gute Zeit mit ihnen zu haben», sagt Dani Meier, «das macht es auch für mich einfacher zum Arbeiten». Sein Verkaufsargument sind die Geschwindigkeit und der perfekte Schnitt: «Ich schneide denen das Gemüse so schön, dass sie fasziniert sind.» Um die Stimme in Schwung zu halten während den vier Stunden, in denen Dani Meier seine Gemüsehobel täglich anpreist, pflege er seine Stimme regelmässig mit einem pflanzlichen Spray. «Am Abend gurgle ich und trinke Ingwertee.» Schauten Kunden nur zu und zögerten beim Kauf, so sei er selten um einen flotten Spruch verlegen. «Wenn sich jemand vor dem Stand küsst, dann muss ich natürlich reagieren und sagen, dass ich auch mitmachen will.»

Der Erbe des «Öpfelchüechli»-Handwerks

Jürg Diriwächter muss selten um seine Kunden werben. Meist reichen zwei Worte: «Feini Öpfelchüechli!» Oft sei es lustig, die Eltern und ihre Kleinen zu beobachten:

«Eine Mutter sagte zu ihrem quengelnden Kind, die Öpfelchüechli könne sie auch zuhause machen. Und das Kind antwortete: ‹Machsch jo glich nöd.› Da mussten wir alle lachen und die Mutter grinste.»

Zuhause würde Diriwächter die Öpfelchüechli in der Fritteuse auch nicht machen: «Wir putzen jeden Abend zu dritt eine Stunde lang.»

Seit 13 Jahren führt er den Stand mit dem Namen «Öpfelchüechli vo de Doris», den er von seinen Schwiegereltern übernommen hat. Häufig fragten ihn Kunden, ob er er Doris heisse, sagt Jürg Diriwächter. Doris, so heisst die ursprüngliche Besitzerin des Standes, die allerdings nicht mit ihm verwandt ist. «Die Doris kommt heute noch ab und zu an den Stand, isst ein paar Öpfelchüechli und dann sieht man sie ein Jahr lang nicht mehr.»

Bei ihm ist fast alles echt - ausser der falschen Euro-Note

«Wichtig ist, dass die Leute stehen bleiben und ein Produkt anschauen», sagt Hugo Scherer vom Stand mit Lederwaren. Vor der persönlichen Beratung am Stand liegt auch mal ein lockerer Spruch drin, um neue Kunden anzulocken.

«Viele Leute beklagen im Vorbeilaufen, dass die Portemonnaies leer seien. Wir antworten dann, dass das gar nicht stimmt. Wir haben Portemonnaies mit 500 Euro drin. Zwar nur Fake, aber so schafft man es, die Leute in ein Gespräch zu verwickeln.»

Hugo Scherer ist ein alter Hase an der Olma und hat manche Anekdote aus dem Marktfahrer-Leben zu erzählen, zum Beispiel von Männern mit einem ausgeklügelten Notfallplan:

«Früher kamen jeweils die Herren der Schöpfung, die etwas über die Stränge gehauen hatten, und kauften eine Tasche für die Frau, um zuhause wieder gut Wetter zu machen.»

Meist keine besonders weise Idee: «Es kamen auch schon Frauen zurück und fragten, ob sie die Tasche umtauschen können, die ihr Mann gekauft hatte.»

Die Leute suchten bei ihm ein persönliches Einkaufserlebnis, das sie anderswo nicht hätten, ist Hugo Scherer überzeugt. Leute jedoch, die am letzten Olma-Tag noch fragen, ob es etwas billiger gibt, versteht er nicht. «Wir verkaufen kein Gemüse, das am nächsten Tag schlecht ist.»

Der redselige Single

Seit 33 Jahren verkauft Werner Niederwinkler aus Österreich seine Saftpressen. «Das ist im Prinzip ganz einfach. Du musst die Leute unterhalten. Sie müssen geniessen, was du tust, und sie müssen dabei informiert sein.»

Werner Niederwinkler redet gerne mit den Leuten und das zwischen acht und neun Stunden täglich. Auf die Frage, ob er am Abend zuhause am Tisch mit seiner Frau überhaupt noch reden möge, antwortet er: «Ich habe keine Frau, ich bin single. Die kommt bei mir nie zu Wort. Das ist der Grund, warum ich keine kriege», sagt er - und lacht aus vollem Halse.

veröffentlicht: 15. Oktober 2016 10:43
aktualisiert: 15. Oktober 2016 12:31

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