Diese App macht dich «betrunken»

06.05.2019, 14:09 Uhr
· Online seit 06.05.2019, 14:08 Uhr
Unter Jugendlichen gibt es viele Rauschtrinker – auch in der Schweiz. Um auf die Gefahren des Alkoholkonsums hinzuweisen und den richtigen Umgang damit zu lernen, haben dänische Forscher eine App entwickelt.
Christoph Thurnherr
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Die Musik dröhnt aus den Lautsprechern, blinkende Lichter zucken durch die Tanzfläche und vermischen sich mit vielen Menschen zu einer lebendigen Kulisse. Ein Teenager stolpert aus der Menge heraus in Richtung Bar und durchsucht mit einem zugekniffenen Auge sein Portemonnaie. Er sieht schon etwas verschwommen. Gerne würde er noch einen Cocktail trinken. Gut möglich, dass er das später bereut. Wie entscheidet er sich? Oder besser: Wie entscheidest du für ihn?

In geschützter Umgebung «Rausch» erleben

So oder so ähnlich spielt sich das Handy-Spiel, welches dänische Forscher entwickelt haben. Es geht darum, Jugendlichen den Umgang mit Alkohol beizubringen und ihnen die Gefahren aufzuzeigen, die damit einhergehen. «Man kann Jugendlichen immer wieder sagen, dass zwei Bier genug sind. Sie kennen die Fakten», sagt die Wissenschaftlerin Gunver Majgaard gegenüber dem Tagblatt. Deshalb sollen sie den Rausch erleben, inklusive Situationen, in welchen Sie unter Gruppendruck stehen oder einen Kontrollverlust erfahren. In der geschützten Umgebung, welche mittels Handy-App und einer einfachen Virtual Reality-Brille aus Karton erzeugt wird. Gunver Majgaad ist Forscherin im Bereich Robotertechnik und Lernen an der Süddänischen Universität und hat das Spiel mitentwickelt.

Rauschtrinken unter Jugendlichen beliebt

Alkohol ist eng mit dem gesellschaftlichen Leben in Dänemark verbunden. Auch unter Jugendlichen. An vielen Schulfesten würde Alkohol toleriert, schreibt das Tagblatt. Mit 73 Prozent weist das skandinavische Land den höchsten Anteil an Teenagern auf, die in den letzten 30 Tagen vor der Befragung Alkohol getrunken haben. Der Anteil an jugendlichen Rauschtrinkern liegt bei 32 Prozent. Das  sind mehr als hierzulande. Mit 27 Prozent ist der Wert aber auch in der Schweiz hoch. Durch das Handy-Spiel erhoffen sich die Forscher, die Teenager auf der richtigen Ebene anzusprechen. Das Spiel soll als cool gelten, nicht unbedingt als erzieherische Massnahme. Die App wird zuerst von Schulklassen getestet und soll später in diesem Jahr veröffentlicht werden.

Jugendliche spielten über 120 Szenen

Der Rauschzustand soll möglichst realistisch dargestellt werden. Mit jedem Drink wird die Steuerung schwieriger, die Sicht wird schlechter. Im Gegensatz zur Realität wird der Alkoholpegel jedoch immer angezeigt. Die Spielszenen wurde mit 360-Grad Kameras aufgenommen. Die Jungen Schauspieler hatten ganz schön was was zu tun: Der Spieler wird immer wieder mit Entscheidungen konfrontiert. Über 120 Clips wurden dafür eingespielt. «Es gibt Szenen, in denen es Jugendlichen oft schwer fällt, Nein zu sagen», sagt Gunver Majgaard. Diese Szenen und die damit verbundenen Entscheidungen können dazu führen, dass man zum Beispiel stürzt oder sich übergeben muss. Damit soll den Jugendlichen ein vernünftiger Umgang mit Alkohol beigebracht werden. Kopfschmerzen kann man vom Spiel aber auch bekommen. Je nachdem wie gut man die Virtual Reality-Brille verträgt.

veröffentlicht: 6. Mai 2019 14:08
aktualisiert: 6. Mai 2019 14:09
Quelle: thc

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