Ein Aufmarsch wie bei der Landsgemeinde

· Online seit 04.01.2017, 12:46 Uhr
So viele Besucher wie an diesem Teufner Silvesterchlausen gab es noch nie. Über 3000 Personen besuchten die Ausserrhoder Gemeinde, um die Schönen und die Wüesten zu bestaunen. Für die Chläuse selber ist es aber nicht nur schön, im Dorf ihre Runde zu drehen.
Laurien Gschwend
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«Über 3000 Personen besuchten das Silvesterchlausen in Teufen, da kann man schon von einem neuen Rekord sprechen», sagt Gallus Hengartner, Leiter «Betriebe und Sicherheit» in der Gemeinde Teufen. Die Besucher ausgezählt habe man allerdings nicht.

Es sei zu keinerlei Zwischenfällen gekommen, der äusserst friedliche Anlass bleibe in positiver Erinnerung. Auf das Konzept, während einiger Stunden das Dorfzentrum zu sperren, setze man auch im nächsten Jahr. «Die Besucher konnten sich gefahrlos durch Teufen bewegen und einander ein frohes Neues wünschen.»

Ein Tag, an dem man sich wieder einmal trifft

Das «wunderbare Wetter» habe den Tag perfekt gemacht. Einheimische wie auch Touristen seien gekommen, um den besonderen Ausserrhoder Brauch miteinander zu teilen. «Am Silvesterchlausen bietet sich die Möglichkeit, einander wieder einmal zu sehen. Auch Personen, die nicht mehr in Teufen leben, kommen dann gerne in ihre ursprüngliche Heimat zurück», weiss Hengartner. Es habe viel Freude gemacht, anzuschauen, welche Mühe sich die Chläuse bei der Herstellung der Gewänder und Hauben gegeben haben.

Zwischen 11 und rund 13.15 Uhr Uhr war das Dorfzentrum gesperrt. Während dieser Zeit besuchten die Silvesterchläuse verschiedene Geschäfte und Restaurants. «Obwohl so viele Leute da waren, hörte man die ‹Zäuerli› bestens», berichtet Gallus Hengartner. Nur die Stimmen der jüngsten Chläuse seien teils untergegangen. «Die Besucher gaben sich aber viel Mühe, mucksmäuschenstill zu sein.» Nach dem Besuch im Dorf zogen die Schönen und Wüesten weiter - zu Höfen, Häusern und Bekannten.

«Gefühl, es sei Landsgemeinde»

«Für uns ist es kein Vergnügen, im Dorf zu chlausen», sagt Ueli Koller, der mit seiner Chlausen-Gruppe, dem Anker-Schuppel, als Schöne unterwegs war. Der Teufner fing vor über 35 Jahren mit dem Silvesterchlausen an. Damals hatte es kaum Leute im Zentrum. «Als ich am Samstag vom Südhang aus auf das Dorf blickte, hatte ich das Gefühl, es sei Landsgemeinde», erzählt er. «Ich fragte mich: Wieso tun wir uns das nur an?» Drei Stationen besuchte er mit seinem Schuppel trotzdem. «Es geht ja schliesslich darum, dass die Besucher die Möglichkeit haben, uns zu sehen.»

Natürlich freue er sich, dass die Bevölkerung Interesse am Brauch habe. Allerdings gehe es beim Silvesterchlausen seit einiger Zeit nicht mehr in erster Linie um die Chläuse, sondern darum, einander wiederzusehen. «Es war am Samstag ziemlich lärmig und wir mussten manchmal warten, um zu einem Geschäft oder Restaurant zu gelangen.» Ueli Koller erklärt sich die grossen Menschenmassen ebenfalls durch das gute Wetter. «Und die Leute wissen, dass Urnäsch nicht mehr das einzige Chlausen-Mekka ist.»

Ueli Koller ist der Fadenzieher des Anker-Schuppels und dafür verantwortlich, alle vier Jahre ein neues Sujet für die Haube zu entwerfen. «Es ist ziemlich aufwendig, als schöner Chlaus aufzutreten», sagt er. Aber es mache grossen Spass, sich unter Freunden auf das Silvesterchlausen vorzubereiten. «Es ist eines meiner liebsten Hobbys.»

Zur Information: Weil Silvester in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, findet das Silvesterchlausen bereits am Samstag, 30. Dezmber 2017, statt.
veröffentlicht: 4. Januar 2017 12:46
aktualisiert: 4. Januar 2017 12:46

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