Stellenabbau am Spital Wattwil

08.05.2019, 12:29 Uhr
· Online seit 08.05.2019, 11:11 Uhr
Der Spitalverbund des Kantons St.Gallen gibt konkrete Sparmassnahmen für das Spital Wattwil bekannt. Ab dem 1. November werden dort keine Operationen mehr durchgeführt und die Überwachungsstation wird verkleinert. Das heisst auch, dass zehn bis zwölf Stellen abgebaut werden.
Marc Sieger
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Von Entlassungen will Felix Sennhauser, Verwaltungsratspräsident des St.Galler Spitalverbundes, noch nicht sprechen. Man versuche die betroffenen Mitarbeiter in anderen Spitälern einzusetzen oder den Stellenabbau über die natürliche Fluktuation auszugleichen. Dass es zu Entlassungen kommen wird, kann er aber nicht ausschliessen. «Wenn es dazu käme, würden wir mit den betroffenen Mitarbeitern einen Sozialplan ausarbeiten.»

«Die Lage ist prekär»

Der Stellenabbau ist Teil der Sofortmassnahmen, die der Spitalverbund für die Region Fürstenland-Toggenburg beschlossen hat. Diese hatte im vergangenen Jahr sechs Millionen Franken Verlust gemacht. «Die Lage ist prekär», sagt Sennhauser.

Kurzfristige Besserung bringen sollen nun die Verlegung sämtlicher Operationen von Wattwil nach Wil und die Reduktion der Überwachungsstation von vier auf zwei Betten. Zweieinhalb Millionen Franken will der Spitalverbund dadurch einsparen.

Baustopp und drohende Schliessung

Damit geht die Debatte um die Zukunft des Spital Wattwil in die nächste Runde. Vor gut einem Jahr gab der St.Galler Spitalverbund seine Sparpläne bekannt. Millionen-Defizite drohten, daher müssten die medizinischen Leitungen auf vier Standorte im Kanton konzentriert werden, hiess es damals.

Das heisst, dass fünf Bettenstationen im Kanton schliessen müssen. Davon betroffen ist auch das Spital Wattwil. Dieses befindet sich gerade im Umbau. Kurz vor Bekanntwerden der Pläne des Spitalverbundes wurde ein neuer Bettentrakt fertiggestellt - Kostenpunkt: über 50 Millionen Franken. Im Zuge seiner neuen Sparpläne verfügte der St.Galler Spitalverbund einen sofortigen Baustopp beim Spital Wattwil. Vier Bauetappen liegen nun auf Eis.

«Fühlen uns verarscht »

In Wattwil lösten die drohende Schliessung und der Baustopp eine Welle der Empörung aus. Aufgewühlte Bürger rund um Wattwils Gemeindepräsident Alois Gunzenreiner formierten sich zum Kampf gegen die Sparpläne des Spitalverbundes. Sie fühlten sich «verarscht», sagten Wattwiler bei Demonstrationen und Alois Gunzereiner forderte immer wieder, mit teils scharfen Worten, den Erhalt des Spital Wattwil.

Die neusten Sparmassnahmen dürften weiter Öl ins Feuer giessen. Alois Gunzenreiner war bis anhin für eine Stellungsnahme nicht erreichbar.

Klarheit frühestens 2020

Rückendeckung erhält der Spitalverbund von der St.Galler Regierung. In einer Mitteilung schreibt diese: «Die vom Verwaltungsrat in seinem Zuständigkeitsbereich getroffenen Massnahmen sind aus Sicht der Regierung in der aktuellen Situation nachvollziehbar.»

Die Regierung gibt weiter bekannt, dass sie einer Verlängerung des Baustopps in Wattwil zugestimmt habe. Gemeinsam mit dem Lenkungsausschuss des Spitalverbundes wolle man zuerst Klarheit schaffen, wie die Zukunft der Spitäler im Kanton aussieht. Mit einem Entscheid ist frühestens 2020 zu rechnen, je nach Ausgang folgt 2021 die Volksabstimmung. Bis dahin bleibt das Spital Wattwil weiterhin eine stillstehende Baustelle.

veröffentlicht: 8. Mai 2019 11:11
aktualisiert: 8. Mai 2019 12:29
Quelle: mas

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