«Es muss sich dringend etwas ändern»

21.08.2018, 17:25 Uhr
· Online seit 21.08.2018, 17:02 Uhr
Die Familie Knechtle-Fritsche will den Äscher nicht mehr bewirtschaften. Migg Hehli, Urenkel der ursprünglichen Besitzerin, hat dafür vollstes Verständnis. Der Ansturm von Touristen sei extrem.
Nina Müller
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Das Ehepaar Nicole und Bernhard Knechtle-Fritsche hat die Pacht des Berggasthauses Äscher auf Ende Saison 2018 gekündigt. Es begründete den Entscheid mit dem grossen Ansturm, der mit der gegebenen Infrastruktur nicht zu bewältigen sei.

«Der Ansturm ist extrem»

Migg Hehli kann diese Entscheidung gut nachvollziehen. Er selbst ist oft Gast im Äscher. Seine Urgrossmutter war von 1900 bis 1937 Besitzerin und Wirtin des Gasthauses, worüber er ein Buch schrieb. «Der teilweise tagelang anhaltende Ansturm auf das Berghäuschen ist extrem», sagt Hehli. «Weil es keinen Platz mehr hatte und die Leute sogar anstanden, um einen Platz zu bekommen, musste ich in der letzten Zeit oft vorbei wandern.» Als langjähriger Gast hat er miterlebt, wie der Besucherandrang in den letzten Jahren stark zunahm. Guido Buob, Geschäftsführer Appenzellerland Tourismus Innerrhoden, bestätigt den Besucherzuwachs. Das Publikum sei jünger und internationaler geworden.

«Es braucht eine Arbeitsaufteilung»

Der Äscher ist beliebt, aber der Platz und die Ressourcen sind begrenzt. Beispielsweise hat man auf dem Äscher nicht unendlich fliessend Wasser. Die Küche ist eng. «Es ist kein Wunder, dass es dem Ehepaar, welches drei Kinder hat, mit der strengen Arbeit und dem Platzmangel zu viel wurde», sagt Migg Hehli. Er ist überzeugt: «In Zukunft muss es eine Arbeitsaufteilung geben. Ein Wirt kann diesen Ansturm ein halbes Jahr lang, sieben Tage die Woche, kaum selbst bewältigen.»

Massentourismus im Appenzellerland?

Migg Hehli freut sich über das Interesse der Leute am Äscher. Allerdings muss man auf der Ebenalp, seiner Meinung nach, mittlerweile von Massentourismus reden. Guido Buob sieht das anders. Zwar gebe es immer mehr Touristen, aber von Massentourismus könne keine Rede sein. «Trotzdem unterstützen wir den Hype um den Äscher nicht, sondern versuchen, die Touristen auf andere Berghäuser hinzuweisen», sagt Buob.

Ganzer Alpstein profitiert vom Hype

Grundsätzlich profitieren alle 27 Berghäuser im Alpstein von der Bekanntheit des Äschers, doch Kultstatus hat halt nur das Gasthaus beim Wildkirchli. Entsprechend hoch war die Belastung für das Wirtepaar. Guido Buob: «Ich bin selbst kein Wirt und ich denke, dass muss man erlebt haben, um es nachvollziehen zu können. Knechtles haben einen Topjob erledigt. Ich hoffe, wir finden jemanden, der die Arbeit ebenfalls so gut macht.»

 

veröffentlicht: 21. August 2018 17:02
aktualisiert: 21. August 2018 17:25

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